Also prinzipiell ist die Fähigkeit "sich selbst beim Leben zuzusehen" ja ein Hinweis auf die bemerkenswerte Fähigkeit des Menschen, auch zu sich selbst eine kritische Haltung annehmen zu können. Das zu können, ist wertvoll und jeder erlebt es zumindest auch ab und zu mal. Nur: wenn du dich komplett dissoziierst von deinem Leben, ist das natürlich extrem und führt zu einem Entfremdungsgefühl, das nicht gut sein kann. Du solltest dich fragen, woher das kommen könnte. Wie sehr hast du selbst das Steuer in der Hand in deinem Leben? Wie sehr musst du funktionieren nach Vorgaben, bei denen du nicht mitreden darfst? Wie ernst nimmst du selbst und nehmen andere deine Bedürfnisse? Wenn hier was im Argen liegt, würde ich versuchen, daran etwas zu verändern. Wenn nicht, hat es vielleicht auch einfach mit den Entwicklungen zu tun, die bei dir gerade stattfinden, hormonell etc. Der menschliche Körper und die menschliche Seele sind komplizierte Gebilde und mit 15 verändert sich da noch eine Menge.
Ein ganz anderer Gedanke: Die Gegenbewegung zum "nur in Extremsituationen merken, dass man Leben ist" könnte sein, gerade in den allergewöhnlichsten Momenten sich aktiv darum zu bemühen, sich lebendig zu fühlen. Ein Weg dazu sind Achtsamkeitsmeditationen.