Es gibt bestimmt kein geheimes Programm zur Bevölkerungsreduktion. Stattdessen hat in den wohlhabenden Industriegesellschaften der Individualismus durch die Aufforderung zum Konsum als Möglichkeit der „Selbstverwirklichung“ zugenommen. Gegenüber ärmeren Gesellschaften, in denen das Individuum auf die Familie oder die Dorfgemeinschaft als soziales Netz angewiesen ist, können die Menschen in den modernen Gesellschaften viel eher das tun, was sie wollen, ohne auf die Wertvorstellungen ihrer Umgebung Rücksicht nehmen zu müssen. Diese Entwicklung hat viele Vorteile, die wir auch nicht missen wollen, da die Freiheiten für uns schon selbstverständlich geworden sind – so selbstverständlich, dass viele gar nicht mehr zur Wahl gehen, weil sie die Diktatur nie kennengelernt haben. Diese Entwicklung hat aber auch Nachteile. So ist es eben nicht mehr selbstverständlich, die eigenen Interessen gegenüber den Interessen der Gemeinschaft zurückzustellen. Es kommt dadurch an etlichen Stellen ein egoistisches Verhalten zum Vorschein. Jeder denkt nur noch an sich, übertrieben formuliert. Wenn man Kinder bekommt, bedeutet dies einen tiefen Einschnitt in die gewohnte, egozentrische Lebensweise. Plötzlich ist man selber nicht mehr so wichtig, sondern nur noch insofern als man seiner Verantwortung für die noch hilflose neue Person gerecht wird. Ähnliches gilt für den Umgang mit allen anderen schwächeren, wie Alten, Behinderten, sozial Benachteiligten usw… Um dieser Verantwortung zu entgehen, bekommen die Leute in den reichen Ländern, in Deutschland ganz besonders ausgeprägt, immer weniger Kinder. Manche entscheiden sich natürlich dennoch, ganz bewusst, für Kinder oder eine andere sinnvolle Aufgabe. Dies ist Ausdruck einer lebensbejahenden Einstellung. Indem man egoistische Interessen aufgibt und etwas für andere tut, „fließt man mit“ – will ich mal so sagen, in der Natur. Der Versuch, alles für sich zu behalten, geizig nur an sich zu denken, nur selber Spaß und Vergnügen zu haben, Reichtum zu besitzen, ist nicht lebensbejahend. Im Gegenteil, die Gier nach Mehr führt zur Angst vor dem Tod, zur Sinnlosigkeit des Daseins weil Vergeblichkeit des Versuchs, ewig zu leben – irgendwann ist eben doch Schluss, trotz aller Operationen. Ich halte den Konsumismus, der uns einredet, wir müssten uns selbst immerzu dadurch bestätigen, indem wir Waren oder Dienstleistungen für uns selbst kauften, für eine wesentliche Triebfeder dieses Phänomens. Dumm nur, dass eine solche Wirtschaftweise nicht langfristig funktionieren kann. Wenn die braven, aufs Kaufen – Wegschmeißen - Neues kaufen - wieder Wegschmeißen – Neues kaufen … gedrillten Konsumenten sich nicht mehr reproduzieren, weil sie „erst noch mal ihr Leben genießen wollen“, fehlen dem System die Konsumenten von Morgen. Somit sägt der Kapitalismus auch an dem Ast auf dem er selber sitzt. Dazu bedarf es keiner Verschwörungstheorie, es ist einfach nur ein Fehler im System. Dies ist bereits vor 1400 Jahren im Koran in folgendem Vers beschrieben:

„Wahrlich, der Wettlauf um die Mehrung lenkt Euch ab, bis ihr die Gräber besucht".

(Sura At-Takaathur, Vers 1)

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