Ist sein Pornokonsum noch normal oder stimmt was in der Beziehung nicht?

Hallo,

ich weiß nicht, wen ich sonst fragen soll.

Mein Partner und ich sind seit 11 Jahren ein Paar und haben dieses Jahr im Februar einen Sohn bekommen. Die Schwangerschaft war nicht leicht für mich und ich war auch nach der Geburt noch länger im Krankenhaus. Ich wäre bei der Geburt fast verblutet. Zu Beginn der Schwangerschaft hatten wir noch regelmäßig Sex bis es gesundheitlich bei mir nicht mehr ging. Seitdem habe ich ihn immer oral befriedigt. Nach der Geburt hatte er vier Monate mit mir Elternzeit, die für ihn wie Urlaub war. Ich hätte mir mehr Unterstützung gewünscht. Darüber haben wir schon gesprochen und er ist der Meinung, er hätte genug gemacht. Meiner Meinung nach hat er einfach nur gezockt und den Kleinen halt nebenher "laufen lassen", wenn er ihn mal hatte. Vor vier Wochen habe ich zufällig auf dem PC gesehen, dass er sich Pornos downloadet. Habe ihn auch darauf angesprochen. Wenn er sich mal ein Film anschaut, ist das völlig ok für mich. Ich habe auf unserer gemeinsamen Festplatte aber bestimmt 1000 Filme gefunden. Die sind alle ab Juli 2024. Er schaut sich jeden Morgen (wenn ich gerade den Kleinen stille und wickel) welche an und befriedigt sich anschließend selber im Bad. Wenn ich mal außer Haus bin, ist sein erster Gedanke der PC und die Filme... Er schaut Anal, 3er, Piss Play usw. an. Alles Dinge, die wir (noch) nicht praktizieren. Mir macht das tatsächlich zu schaffen, zumal ich auch welche von einer bestimmten Dame gefunden habe, die er scheinbar geil findet, weil er von ihr 100 Filme hat, auch wie sie sich's selber macht. Es verletzt mich irgendwie, weil er mich immer wieder abblitzen lässt, wenn ich ihn verführen möchte. Nach dem Sex ist es auch schon vorgekommen, dass er sich's danach im Bad selber gemacht hat. So kenn ich ihn gar nicht. Wir hatten immer ein erfülltes Sexleben. Ich habe das Gefühl, er ist total abgestumpft und hat gar keine Lust mehr am gemeinsamen Sex. Wenn wir mal Sex haben, ist es immer das Gleiche. Ich bin immer in der Reiterstellung und er lässt es halt über sich ergehen. Das war früher nie so. Habe ihn darauf angesprochen, aber er blockt ab. Wenn man sich jeden Tag (oft mehrmals) Pornos zu bestimmten Praktiken anschaut, fehlt einem doch etwas im Bett? Das kann doch dann nicht nur eine Fantasie sein. Ist sein Pornokonsum bedenklich oder normal? Unsere Beziehung leidet darunter. Ich komme mir auch irgendwie verarscht vor, weil ich mir ständig denke, dass er gar keinen Bock mehr auf mich hat. Ich sehe aus wie vor der Schwangerschaft, am Aussehen kann es nicht liegen. Aktuell kommen auch immer wieder so abwertende Aussagen von ihm, z.B. dass man mit mir eh nicht reden kann, weil ich zu dumm dafür bin und das nicht verstehen will. Hier mangelt es doch an Respekt? Wir wollten eigentlich heiraten, aber so weiß ich aktuell echt nicht, ob ich mir eine gemeinsame Zukunft mit ihm vorstellen kann. Seit der Geburt hat er sich so verändert. Das ist nicht mehr der Mann, den ich einst so toll fand. Ich bin nur noch gestresst von seinem Verhalten. Ich sollte am besten auch ständig einen Porno vor ihm auf dem PC anschauen und es mir dabei selbst besorgen und ihn nicht mehr ranlassen. Einfach mal, um ihm zu zeigen, dass sein Verhalten mich verletzt.

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 z.B. dass man mit mir eh nicht reden kann, weil ich zu dumm dafür bin

Es tut mir leid, das so direkt zu sagen, aber der Pornokonsum deines Mannes ist vielleicht euer geringstes Problem. Klar, es ist ein Symptom dafür, dass etwas nicht stimmt - zumindest wenn man alle anderen Veränderungen in der Sexualität einbezieht. Aber es ist weder ursächlich noch fundamental.

Seine Aussage, Du seist „zu dumm dafür“, ist eine extrem gewaltvolle Art der Kommunikation. Man kann nicht so miteinander umgehen und dann eine gesunde Beziehung oder erfüllenden Sex erwarten. Dahinter steckt Aggression, oft auch Machtkampf, Konkurrenz (wer ist der bessere Elternteil) und viele andere Dinge.

Ich würde euch empfehlen, auch in Anbetracht dessen, dass ihr gemeinsam ein Kind großziehen wollt und auch da nicht auf einem Nenner zu sein scheint, Hilfe zu holen und an eurer Kommunikation zu arbeiten.

Ich hoffe für euch drei, dass ihr zu einer liebevolleren, gewaltfreien Kommunikation findet – und sich das dann letztlich auch auf das Sexleben positiv auswirkt.

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Nicht zu wissen, was man will, kann viele Gründe haben. Was auf jeden Fall nicht hilft, ist sich unter Druck zu setzen und von sich zu fordern, "dass es aufhört". Auch wenn es schwerfällt und vielleicht gar nicht intuitiv ist, ist es wichtig, den Zweifeln Akzeptanz zu geben: Es ist ganz normal, nicht zu wissen, was man will.

Oft ist es ein Zeichen dafür, dass man sich nicht eingestehen möchte, was man eigentlich will. Das Wissen ist da irgendwo, aber man will es nicht wahrhaben. Unser Bewusstsein hat eine Ebene der "Zensur" - wie eine kleine Redaktion, die verbietet, dass manche Impulse und Wünsche in unser Bewusstsein dringen.

Damit diese Wünsche trotzdem vor unserem geistigen Auge erscheinen können, müssen wir akzeptierender mit uns umgehen. Dazu gehört auch herauszufinden, was wir nicht wahrhaben wollen – an uns, an anderen, an der Welt.

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Das wichtigste zuerst: verurteilen Sie sich nicht! Sie sind nicht krank, Sie haben keine psychische Störung aufgrund dieses Verhaltens.

Es ist etwas, was in den meisten Beziehungen gang und gäbe ist: Sie haben einen Machtkampf mit Ihrer Partnerin. Das ist auch der Grund, warum Sie Distanz zu Ihnen hält. Sie fühlt sich von Ihnen dominiert und extrem unter Druck gesetzt.

Es gibt in einer Partnerschaft kein "Überreden". Sobald es um Überreden geht, geht es um Kampf. Dabei sollten Dinge freiwillig passieren und keine der Partner sollte überredet werden, Dinge zu tun oder Dinge tun müssen.

Die Gegenmittel des Machtkampfes sind Mitgefühl und Empathie. Suchen Sie das Gespräch, und versuchen Sie sich dabei in die Rolle Ihrer Partnerin hineinzuversetzen.

Falls das Ihnen schwer fällt, nutzen Sie eine kleine Übung: tauschen Sie die Rollen und erzählen Sie aus Sicht Ihrer Freundin, wie der Abend für sie gelaufen ist, und andersherum.

Viel Erfolg und herzliche Grüße

M. Sc. Psych. Nazim Kilic

Psychologe, Paartherapeut & Coach

MANA

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Hallo,

Es tut mir sehr leid, dass Sie Mobbing erfahren müssen. Es ist eine wahnsinnig belastende und verletzende Situation, Sie können nicht genug Mitgefühl für diese Situation kriegen!

Deshalb erstmal das Wichtigste: versorgen Sie sich privat mit Menschen um sich, die Sie akzeptieren und wertschätzen wie Sie sind, bei denen Sie sich "ausheulen" können, wenn Sie das brauchen. Das sind die Oasen in unserem Leben, die uns Kraft geben. Ohne solche Menschen geht es nicht!

Das zweite: die Tatsache, dass Sie gemobbt werden, hat nichts mit Ihnen zu tun. Menschen mobben, weil sie dominieren, besitzergreifen wollen. Wenn sie erkennen, dass jemand um jeden Preis versucht, nett zu sein oder nicht imstande ist, sich zu wehren, versuchen sie durch Mobbing Kontrolle über diesen Menschen zu kriegen.

Das ist schrecklich, aber leider wahr! Das Schlimmste: durch ihr Verhalten, lieb zu sein und lieb sein zu wollen, werden diese Menschen zu noch stärkerem Mobbingverhalten angestachelt.

Ich empfehle Ihnen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, um zu lernen, wie Sie erfolgreich Grenzen ziehen und für sich selber sorgen können.

Vergessen Sie nie: Sie sind nicht die Ursache des Mobbings!

Herzliche Grüße

M. Sc. Nazim Kilic

Psychologe, Paartherapeut & Coach

MANA

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Hallo,

Zunächst einmal: es ist ein sehr gutes Zeichen, dass Sie erkennen, wie sehr Sie unter Stress leiden. Daraus kann ich schließen, dass Sie in der Lage sind, äußere Faktoren (so gennante Stressoren) von inneren zu unterscheiden. Einfacher gesagt: Sie erkennen, dass nicht Sie das Problem sind, sondern die Stress erzeugende Außenwelt!

Falls das nicht klar war, ist es gut, sich das deutlich zu machen. Denn nichts ist schlimmer, als wenn Sie denken, Sie seien nicht in Ordnung, weil der Stress zu viel für Sie ist. Das Gegenteil ist der Fall: es ist völlig normal und verständlich, dass Stress einem zuviel ist! Ich arbeite jeden Tag mit Menschen, die darunter leiden - egal ob Schüler, Studenten, Arbeitslose, erfolgreiche Manager.

Es hängt viel mehr davon ab, wie sensibel Sie auf äußere Reize reagieren. Hier ist es wichtig, sich nicht abzustumpfen und versuchen, "härter" zu werden, sondern mit Mitgefühl und Wertschätzung für sich selber zu agieren.

Faktisch bedeutet das: wenn Ihnen etwas schwer fällt und Stress erzeugt, planen Sie dafür mehr Zeit ein, mehr Ruhe davor und danach - kümmern Sie sich um Ihr Seelenwohl. Auch wenn es für andere unverhältnismäßig erscheint oder absurd - niemand fühlt das, was Sie fühlen, also ist es auch ok, die Dinge so zu planen, dass sie für SIE möglichst wenig Stress und Druck erzeugen.

Natürlich gibt es auch viele positive Hobbies, die nützlich sind gegen Stress: Yoga, Sport im Allgemeinen, Tai-Chi, Spazieren, usw.

Doch als Experte im Umgang mit Stress kann ich Ihnen versichern: nichts ist so effektiv, wie der achtsame Kontakt mit sich selber. Nutzen Sie diese sehr gute, ursprüngliche Erkenntnis über das Gestresstsein, um den Kontakt zu sich selber noch weiter auszubauen.

Je mehr Sie sich verstehen, akzeptieren und wertschätzen, umso weniger können äußere Umstände Sie stressen. Sehen Sie diese Entwicklung als einen Marathon, keinen Sprint.

Viel Erfolg und herzliche Grüße

M. Sc. Psych. Nazim Kilic

Psychologe, Paartherapeut & Coach

MANA

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Lieber Than,

Die Situation klingt unglaublich schmerzhaft - zunächst einmal wünsche ich Ihnen ganz viel Kraft, sie durchzustehen. Natürlich möchte man in so einer Situation direkt wissen, was zu tun ist. Das ist nur verständlich, wenn man solch eine starke Verletzung erlebt hat und sich betrogen fühlt.

Doch das, was das Richtige für Sie ist, wird sich von ganz alleine zeigen, sobald Sie mehr über die Situation, sich und Ihre Partnerin verstehen. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass das Verhalten der Freundin eine reine Übersprungshandlung ist, und vor diesem Vorfall die ganze Zeit Liebe vorherrschte.

Ich gehe im Folgenden davon aus, dass Ihre Freundin freiwillig mit dem Freund geschlafen hat. Das müsste allerdings noch einmal geklärt werden, denn es gibt sehr viele Fälle, in denen es nicht freiwillig passiert und Frauen sich aus Angst oder Scham (von ihrem Partner verurteilt zu werden) davor scheuen müssen, eine Vergewaltigung oder Missbrauch mitzuteilen. Bitte suchen Sie diesbezüglich erst einmal das Gespräch mit Ihrer Partnerin!

Unter der Annahme, dass es freiwillig geschah: wenn Ihre Freundin nicht bereit für Sexualität wäre, hätte sie nicht mit dem Freund geschlafen. Daraus können Sie schließen, dass es nicht fehlende Bereitschaft war, sondern die Dynamik zwischen Ihnen und ihrer Freundin, die zu Ihrem zurückgezogenen Verhalten geführt hat.

Das ist eine sehr verletzende Einsicht, doch es hat nichts damit zu tun, dass Sie nicht gut oder richtig sind. So schwer es auch sein mag: nehmen Sie das Verhalten Ihrer Freundin nicht persönlich!

Unabhängig von der Frage, ob Sie sich trennen möchten oder nicht, würde ich versuchen, ein wirklich offenes Gespräch zu führen, indem Sie - ohne einander Vorwürfe zu machen oder sich zu beschuldigen - gemeinsam herausfinden, was die Ursache des Verhaltens war. Das bedarf einer sehr mutigen Entscheidung beiderseits, aber vor allem auch von Ihnen.

Es klingt so, als hätten sie eine Beziehung, in der viel unbewusst passiert und viele Dinge unklar sind. Das muss nicht so sein! Es kann lohnenswert sein, Hilfe in Anspruch zu nehmen um die Kommunikation zu verbessern - sei es auch nur darum, um Einsicht über die Situation zu erhalten und sich dann zu treten.

Man kann es so sehen: wenn Sie sich einfach trennen, haben Sie nicht verstanden, was warum passiert ist - und es steht nichts im Wege dass es immer wieder passieren kann. Sie gehen nicht gestärkt aus der Situation hervor.

Wenn Sie einfach zusammen bleiben, wissen Sie auch nicht, was warum passiert ist, und es wird sehr schwer sein, wieder Vertrauen aufzubauen.

Das beste, was Sie tun können, is zu einer Einsicht zu kommen. Egal ob mit Hilfe oder nicht, und egal, wie sehr es am Anfang wehtut: versuchen Sie, zu verstehen! Versuchen Sie, miteinander zu kommunuzieren! Das wird Ihnen für Ihr Leben weitaus mehr bringen als die bloße Entscheidung Ja oder Nein.

Herzliche Grüße

M. Sc. Psych. Nazim Kilic

Psychologe & Paartherapeut

MANA

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