In der Medizin sind einige, aber wenige Fälle von Blutaustritt aus dem Tränenkanal bekannt, die als "Blut weinen" populär wurden. Als Ursache nahm man ungewöhnlich starke psychische Erregungszustände an wie ein Übermaßm an Angst, Trauer oder Wut. Diese kausale Deutung wurde jedoch später kritisiert, weil nicht bewiesen werden konnte, dass die Gefühlszustände die "Ursache" des Blutaustritts sind; sie treten lediglich zusammen auf - mehr kann man über das psychosomale (d.h. seelisch bedingtes Körperleiden) Phänomen nicht sagen. Zur weiteren Erforschung wären zudem mehr verlässliche Studienobjekte erforderlich - die allerdings äußerst rar sind. Obendrein ist das Phänomen des Blutweinens durch zahlreiche Fälschereien und Betrugsversuche zum Mythos verrufen worden und haben das medizinisch-wissenschaftliche Interesse am Phänomen einschlafen lassen.
In der - vor allem christlichen - Mythologie bringt man vor allem die Jungfrau Maria mit dem Blutweinen in Verbindung; einen Beleg in der Bibel findet man dafür jedoch nicht. Anzunehmen ist, dass die Idee des Blutweinens über bildhafte Darstellungen und Ikonographien, wie sie in Kirchen (Deckengemälden, Fensterbilder, Statuen etc.) von einem Künstler kreiert wurde, der damit die Stigma des Jesus (Blut und Wasser liefen als Beleg seines Todes getrennt aus seinen Lanzenstichwunden) auf die Gottesmutter übertrug. Durch diesen Kunstgriff wurde die Marienfigur in eine undefinierbare Zwischenzone zwischen dem irdischen und religiösen Reich verschoben und bekam damit eine propädeutische Funktion als Verkünderin des nahen Reich Gottes. Andere Künstler griffen die Idee später umfassend auf und entwickelten die Idee weiter; eine der neuesten Verwendungen dürfte die Verfilmung der Metal-Band "Nightwish" in ihrem Musikvideo "Amaranth" sein, in der (nach Vorlage eines Gemäldes von Hugo Simberg: Der verwundete Engel, 1903) ein Blut weinender, gefallender Engel von einem wütenden Menschen-Mob verfolgt und verbrannt wird (als bildlicher Verweis auf die Hexenverbrennung der Inqusition).