Liebe Sequella,
Deine Frage ist ja sehr allgemein gehalten. Denn was "Menschen" an Opern mögen, kann ich z.B. nicht beantworten. Ich kann nur beschreiben, warum ich die Oper, besser gesagt all die Opern, die ich kenne, schätze und bisweilen auch sehr liebe. Mich begleitet dieses Genre seit meine frühen Jugend. Zuerst hörte ich nur Opernkonzerte im Radio. Dann war ich mit 12 Jahren in "Hänsel und Gretel" und "Der Waffenschmied". Aber der Durchbruch kam mit meinem ersten Besuch in der Wiener Staatsoper am 4. Dezmember 1960. Von da an war ich rettungslos verloren - oder gerettet. Denn im Gegensatz zu vielen Kritikern dieser Gattung halte ich die Oper nicht für unrealistisch oder abgehoben. Meine Lieblingsopern (Der Rosenkavalier, Fidelio, Hochzeit des Figaro, Palestrina, der ganze Verdi, der ganze Puccini usw.) kommen aus dem Leben und sagen mir etwas über das Leben. Aber das ist eben mein ganz spezieller Weg. Niemand muss Opern mögen, niemand muss reingehen. Wer aus gesellschaftlichen Gründen im Parkett oder in einer Loge Platz nimmt, ist selber schuld. Ich wünsche Dir ein Initialerlebnis, bei dem Du die Welt um Dich herum nicht mehr so richtig wahrnimmst und Dich von den Autoren - der Text ist ja wichtig, wie schon jemand anderer bemerkt hat - in die Welt ihrer Imagination entführen läßt. Viel Glück!
Anton Weidinger, Aschaffenburg