Hallo Mirko. Habe selbst kein MS, habe aber schon öfters mit Patienten gearbeitet, die MS haben.
Die Stimmungsschwankungen haben indirekt mit dem MS zu tun würde ich sagen, wie bei anderen schweren Krankheiten auch. Wie du ja sagtest, kann und will sich deine Freundin mit dem Thema nicht wirklich auseinander setzen - aber sie wird es nicht schaffen, die Fakten zu verdrängen. Sie merkt sicher selbst, dass sie jetzt weniger kann als früher, dass sie abhängig ist von Anderen, und dass es noch schlimmer werden wird. Das frustriert natürlich ungemein, und man macht sich sehr viele Gedanken. Da stauen sich allerlei Aggressionen und Verzweiflung an, gerade eben WEIL sie kaum/nicht darüber redet, und das bricht dann unverhofft zwischendurch heraus. Vielleicht hat sie auch bereits eine Depression oder dergleichen, aber das kann dir nur ein Psychologe sagen.
So oder so, was mit ihr passiert ist sehr gefährlich. Die Krankheit ist ernst zu nehmen, der Verlauf auch, Depressionen noch dazu, aus Verzweiflung dann evtl. noch Alkoholismus - das ist echt eine böse Kombination. Sie hat Menschen, die sich um sie kümmern, was schön ist - aber sie muss auch selbst erkennen, wie ernst die Lage ist, und dementsprechend handeln. Um ihrer selbst Willen. Ohne ihren eigenen Wunsch wird sich die Lage aber nicht bessern, das ist wie bei jeder Krankheit. Wenn du nicht an ihre Vernunft appellieren kannst (vielleicht kannst du ihre Mutter ins Boot holen, und sie kriegt mal eine geballte Intervention?) und sie a) nicht einsieht was sie mit sich selbst macht oder b) es ihr sogar schon egal ist, braucht sie vielleicht eine Psychotherapie, um sich zu fangen.
Wenn sie auch dazu nicht bereit ist und sozusagen NICHTS fruchtet, dann.. tja, dann ist das sehr, sehr traurig.. Aber mehr kannst du nicht tun. Wer sich nicht helfen lassen will, der will sich nicht helfen lassen, und vielleicht erkennt sie das Problem erst dann, wenn es schon viel zu spät ist und sie sich zu Grunde gewirtschaftet hat (klingt hart, aber so sieht die düstere Zukunft aus, wenn sich nichts tut).
Versuche, was zu versuchen ist, da du sie ja liebst. Aber bitte pass auf dich selbst auf. Wenn du weiter für einen Menschen kämpfst, der sich selbst weigert zu kämpfen, kann dich das kaputt machen. Ich kann verstehen, dass du sie nicht im Stich lassen willst. Aber betreibe bitte auch genügend Selbstpflege, damit ihr nicht beide versinkt.
Viel Glück!