Da ich das ganze Genre verfolge (U2, Oasis, Keane etc.) kann ich sagen, dass die gesamte Band schon immer sehr sozial engagiert war. Ich denke Chris Martin ist diesbezüglich die treibende Kraft, zumindest erscheint es mir so.
Die Grundenergie löst er grundsätzlich aus. Er kommt mit einer Idee und die wird demokratisch in der vierköpfigen Truppe besprochen (5 mit Phil Harvey, welcher gleiches Stimmrecht hat). In der Band-Doku "A Head Full Of Dreams" wird es auch noch mal deutlich, wie Ideen verwirklicht werden und welche Etappen sie durchlaufen (musikalisch und prinzipiell).
Ich empfinde das ganz anders. Coldplay war zunächst mit jedem Album sehr experimentell vom Stil. Von Akustik, zu Alternative Rock mit verschiedenen Elementen (Synth, Klassik, Pop), anschließend Britpop und mit dem neuesten Album ein komplettes Mischmasch (Everyday Life). Man muss sich dabei immer zurück in die Zeit denken und einbeziehen, was damals populär und was eher unüblich war. Speziell "Everyday Life" (2019) war sehr durchwachsen (Gospel, Doo-wop (wirklich), Experimental Rock, Jazz, Country blues). Also Coldplay ist wirklich alles andere als reiner Mainstream mit Blick auf die kompletten Alben, EPs und Singles.
Nur hört man natürlich nicht alle Lieder, wenn es nicht selbst verfolgt. Klar, geht jedem so. Auch sind nicht alle Lieder, von denen viele in anderen Ländern sehr populär sind, in Deutschland bekannt.
Zurück zum Thema. Coldplay kommt es schon lange nicht mehr auf das Geld an. Ich denke solche Ambitionen wurden spätestens mit "Ghost Stories" abgelegt (s. Hintergrundgeschichte), wobei ich das rückblickend schon seit der "Viva La Vida"-Ära so einstufen würde.
Stimmlich kann ich da absolut nicht mitgehen. Dadurch, dass Coldplay von allem etwas bietet (ruhige Minuten, Party, Trauer etc.) findet man sowohl textlich, als auch musikalisch zu allem etwas. Somit auch Lieder mit tiefem und/oder ruhigem Gesang, ohne sein berüchtigtes Falsett. Letztlich ist Musik Geschmackssache und immer subjektiv. Dennoch kann man durch kurzes reinhören in die Lieder immer einen auffälligen Unterschied zwischen jedem Werk erkennen. Speziell Live lassen sie sich häufig neue Arten bestimme Lieder zu spielen einfallen.
Um diese Auffassung zu belegen, hier noch ein-zwei Titel, die die Range demonstrieren sollen und bspw. in anderen Ländern in den Charts sind.
Yes (besonders dieser Schlussteil ab 4:13)
https://www.youtube.com/watch?v=IYbEBSjYv5k
Arabesque
Major Minus
Trouble In Town
A L I E N S (bzgl. Pop, sehr pop-experimentell)
Violet Hill
Ich empfinde Chris Martins Stimme als sehr angenehm und weitreichend und auf eine bestimmte Weise markant (wie Bonos, Liam Gallaghers oder Falcos Stimme; in meinen Ohren nur besser als diese).
SUBJEKTIV anstrengend hingegen finde ich, um solche auch zu nennen, Shawn Mendes oder Sam Smith. Die beiden haben sehr spitze, durchdringende Stimmen, ohne weichen Unterton. Aber wie gesagt, dafür sind Geschmäcke(r) verschieden und das ist auch völlig okay. Mir war es nur wichtig, diese Seite evtl. etwas zu entnebeln. :)
Grüße