Ich bin Nachhilfelehrerin bei Gostudent. Was hier passiert ist einfach nur noch der Hammer. Ich kann primär erstmal nur aus meiner Sicht als Lehrer sprechen, hab aber auch schon in den 3 Jahren in denen ich hier Unterrichte einiges von Schülerseiten mitbekommen. Es fängt damit an, dass GS neue Lehrkräfte nicht genug darüber aufklärt, dass es sich gar nicht um einen Minijob handelt, bei dem der Arbeitgeber Steuern für den Minijobber zahlt, sondern um eine Pseudoselbstständigkeit. Das bedeutet für junge Erwachsene Steuererklärungen für Selbstständige, weil man in den Augen des Finanzamtes als Selbstständiger gilt, was GS viel Arbeit erspart und dem Nachhilfelehrer viel Arbeit beschert. Und ich weiß wirklich wovon ich spreche, wenn der erste Berührungspunkt mit dem Finanzamt eine Einkommenssteuererklärung für Selbstständige ist.
Die festangestellten „Bildungsberater“ bei GS, die für die Vermittlung von Schülern und Lehrern zuständig sind, sind unfreundlich, mag nicht auf alle gleichermaßen zutreffen, aber es ging schon einmal soweit, dass ich von einem beschimpft wurde, als ich ihm sagte, dass ich die Probestunde nicht übernehmen wollte, weil ich mich in dem Thema nicht sicher fühlte, um es anständig zu unterrichten. Ihnen ist es immer absolut wichtig, dass Probestunden und der entsprechende Schüler dahinter danach auch zu Gostudent „konvertiert“ wird, um noch mehr Gewinn zu machen. Alleine das Wort hat schon einen bitteren Beigeschmack.
Früher gab es einige Bonussysteme, so zum Beispiel nach 250/500 abgehaltenen Stunden einmalig eine Sonderauszahlung von 250/500€ oder bis letzten Monat noch einen Häufigkeitsbonus, dh wenn man mit einem Schüler 10/12/24 Stunden absolviert gab es für den Lehrer einmalig eine kleine Bonuszahlung von 10/12€. Auch der ist jetzt abgeschafft worden, um den Gewinn zu maximieren
Ich hatte mich über 2 Jahre mit meinem Verdienst „hochgearbeitet“, von 13€ pro Std auf 16€ pro Std. Heute bekomme ich eine Mail, in der steht dass sie die Verdienste nach unten anpassen, mit der Begründung dass nicht jedes Fach gleich stark gefragt wäre.
Aber ich mache doch trotzdem meine Arbeit, investiere doch trotzdem Zeit und Mühe, warum soll ich weniger bezahlt werden dafür? Was dahinter steckt ist mir längst klar, gnadenlose Geldgier und Ausbeutung der jetzt ziemlich billigen Arbeitskräfte
Ich falle einfach von 16€ auf 12€, von heute auf morgen und mit einer Begründung die an eine Beleidigung grenzt.
Zum Abschluss auch noch mal ein Beispiel aus Schülersicht: ich unterrichte eine Schülerin, die mit ihrer Schwester einmalig 300 Stunden für einen sehr hohen Betrag gekauft hatte, bis beide mit dem Abitur fertig sind. Es war mit GS vereinbart! Dass diese Stunden nach und nach abgebaut werden. Nach 2 Jahren verweigerte GS die restlichen 177 Stunden die noch übrig waren, weil sie meinten, die Kunden hätten nach 2 Jahren kein Recht mehr darauf zuzugreifen und verlangen jetzt monatlich 300€ um auf die restlichen (schon einmal bezahlten) Stunden wieder zugreifen zu können. Die Schülerin steht kurz vorm Abitur und leidet dadurch jetzt am meisten, weil sie in einen massiven Lernrückstand kommt.