Ich finde die Frage weder makaber noch geschmacklos, denn es geht hier ja wohl nicht um Werbung für eine kommerzielle Internetseite, sondern um eine private Seite, die weitere Informationen über den Verstorbenen enthält.
Während man sich in unserer Gegend beim Grabstein auf den Namen, Geburts- und Todestag beschränkt, habe ich auch schon ältere Grabsteine gesehen, auf denen z.B über Blumensymbole die Anzahl der Söhne und Töchter des Verstorbenen dargestellt war, wobei man auch erkennen konnte, welche der Kinder noch vor dem dort beerdigten Elternteil gestorben waren.
Auch ein Familienwappen wird gerne auf Grabsteinen dargestellt, manchmal auch Bibelzitate oder andere meist tröstende Worte.
Warum also nicht auch die Adresse ein Webseite, wenn sie einen engen Bezug zum Verstorbenen hat ?
Wenn sich Stefan Meier seine Webseite unter StefanMeier.de betreibt kann er sich z.B. ein Wappen kreieren, daß die Zeichen '.de' enthält. Wenn er dieses Wappen hinter seinem Namen anbringen läßt steht seine Webseite praktisch auf dem Stein.
Ich habe vor ein paar Jahren schon mal darüber nachgedacht, ob das eine kleine Geschäftsidee ist, für Kunden, die möchten, daß ihre Webseite "ewig" weiterexistiert, einen Service anzubieten, der so etwas mit akzeptabler Sicherheit zu einem erschwinglichen Preis leistet.
Alternativ könnte man auch einen Datenträger in einem Grabstein integrieren, den jeder Besucher auslesen könnte, um sich die Webseite des Verstorbenen im offline-Betrieb anzuschauen.
Sicherlich halten das jetzt viele für absolut pietätlos, aber ich halte einen Fridhof für einen Ort der Begegnung. Man besucht Menschen, bringt ihnen Blumen, Bilder oder Kerzen mit, man schweigt miteinander, man redet miteinander, manchmal wird gesungen, manchmal auch geschimpft. Daß es trotzdem so ruhig ist, liegt mit Sicherheit daran, daß einer der Gesprächspartner tot ist. Aber dennoch bleibt es ein Ort der Begegnung.
Und wenn jemand seinen Verwandten und Freunden ermöglichen möchte, an seinem Grab eine Slideshow aus schönen gemeinsamen Tagen zu betrachten, um sich dem Menschen, den man gerade besucht näher zu fühlen, halte ich das nicht für verwerflich, solange andere Menschen dabei nicht gestört werden.
Witzigerweise sind es manchmal gerade die Menschen, die sich hier über ein Mangel an Pietät beklagen, die dann aber im Urlaub lärmend, Eis essend und hemmeungslos fotografierend durch die historisch Grabmähler anderer Kulturen trampeln und die vielen Bilder und Texte bestaunen.
Während für die Archäologen der heutigen Zeit solche Grabmähler eine Vielzahl an Informationen liefern, werden die Archäologen im Jahr 3000 nicht nur in der Erde graben und in alten Büchern stöbern, sondern auch 1000 Jahre Internet nach Informationen durchforsten können und dann auch Seiten in total veraltetem HTML finden, die jemand für die Ewigkeit erhalten wollte und deren Adresse einst in Stein gemeißelt wurde.
(sorry, bin wohl etwas vom Thema abgewichen, aber vielleicht hilft der eine oder andere Gedanke beim Argumentieren, falls das Vorhaben mal konkret werden sollte)