Oh ja, die gibt es! Am besten wie MonicaLang schon schrieb, von Kirche zu Kirche gehen und nach der Einstellung zur Homosexualität fragen.
Wenn es darum geht herauszufinden was die Bibel über Homosexualität sagt, wird oft "Eisegese" anstatt "Exegese" angewandt. Bei Exegese wird die Geschichte der Heiligen Schrift untersucht um festzustellen, was sie meint und wie wir das, was sie sagt in unser jetzigen Situation anwenden können. Bei Eisegese wird die Heilige Schrift mit einer vorgefaßten Idee angegangen und man versucht diese Idee aus der Bibel als wahr zu beweisen. Man sucht einen sogenannten "Proof text". Oft werden die Verse dann aus dem Kontext herausgenommen und dann so dargestellt, als ob sie den ganzen Kontext vorstellen.
Doch ich stellte fest, dass die Verse über Homosexualität, besonders die sogenannten Anti-Homosexualitätverse keineswegs so offensichtlich sind, wie oft gesagt wird. Wenn sie so offensichtlich wären, gäbe es nicht so viel Diskussion über das Thema, Diskussion, die nie zu einem besonderen Standpunkt entschieden wird.
In einem Schreiben der EKD wird folgendes gesagt: Bibelstellen zur Homosexualität sind auf dem Hintergrund ihrer zeitlichen Entstehung und damaligen kulturellen Einflüsse zu sehen. Sie können nicht mehr wörtlich angewandt werden.
Und die Lutheran Church of America sagt: No passage specifically addresses the question facing the Church today: the morality of a just, loving, committed relationship between people of the same sex.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in der Bibel nur drei Handlungen die mit Homosexualität zu tun haben, verboten werden: Vergewaltigung
(Tempel)prostitution
Homosexuelle Handlungen die von Heterosexuellen als reine Lustbefriedigung getan werden
Die Bibel sagt nichts über Homosexualität als Orientierung und über lesbischen oder schwulen Handlungen zwischen zwei Homosexuellen in einer liebenden, festen, monogamen Beziehung aus.
Ich halte es mit Andreas Frank der sagte: "Eine gleichgeschlechtliche sexuelle Orientierung ist natürlich und Teil Gottes Schöpfung. So ist es de facto nun mal - ob wir Menschen Gottes willentliche Schöpfung begrüßen oder nicht: Lesben und Schwule haben ein Recht auf Zärtlichkeit, über Gottes Reichtum seiner Schöpfung kann sich kein Theologe ein Urteil erlauben, ohne Gott und seine Ausdrucksvielfalt zu reduzieren oder ihn zu verleugnen."