Ich bin Softwareentwickler und Musiker.
Als Musiker merke ich, dass in letzter Zeit meine Videos auf Youtube von Sony & Co "geclaimt" werden, und ich NICHTS dagegen tun kann. Einsprüche haben bisher noch nicht gefruchtet, obwohl ALLES an der Musik von mir ist. Sogar die Instrumente sind selbst eingespielt und die Software zum Aufnehmen und Arrangieren ist von mir persönlich entwickelt.
Hinzu kommt, dass ich jetzt schon bei jedem Video-Upload ein nervtötendes Formular ausfüllen muss, was sich in spätestens 2 Jahren - wenn die ganzen neuen beschlossenen Gesetze in Kraft treten - noch verschlimmern wird.
Gesagt wird: Artikel 11/12/13/17 schützt die Kreativen.
Fakt ist: Artikel 11/12/13/17 behindert freischaffende Künstler dank Bürokratiemonster massiv und nutzt ausschließlich den Verwertern.
Bis hierhin meine Sicht als Musiker ... ab hier jetzt meine Sicht als Softwareentwickler ...
Es ist technisch unmöglich (!) funktionierende Upload-Filter zu entwickeln, und zwar nicht nur jetzt, oder in zehn, sondern auch in 50 Jahren. Wer das Gegenteil behauptet ist entweder gekauft, lügt, oder hat einfach keinen Sachverstand.
Momentan liegt die Rate meiner fälschlicherweise erkannten Musikstücke bei Youtube bei ca. 15% und das betrifft nicht mal Mashups oder Remixes, die zwar ebenfalls legal, aber noch wesentlich schwerer zu erkennen sind.
Es gibt keine magische Zauber-Software, die einem Nutzer, einer Plattform oder einem Verwerter sagt: "Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt" oder eben nicht. So eine Software existiert nicht nur nicht, sie ist prinzipbedingt nicht zu entwickeln.
Und daran erkennt man, wie Weltfremd diese neuen Gesetze sind: Frei von jeglichem Sachverstand wurden Dinge beschlossen, die einfach nicht umzusetzen sind, und deshalb einen Kollateralschaden mit sich ziehen werden, der die positiven Effekte (für Rechteverwerter und eine Hand voll Top-Künstler) auffressen wird. Darunter leiden 99,9% aller anderen kleineren und unbekannteren Künstler.
Es ist ein schwerer Eingriff in die Kultur zugunsten sehr weniger reicher Lobbygruppen.
Wenn eine angebliche "Absicht" und deren "Formulierung" den wahren Auswirkungen so dermaßen entgegenstehen, ist es Aufgabe der Politik, solche Gesetze zu verhindern / abzuändern / anzupassen, oder sie muss sich z. B. eben Korruption vorwerfen lassen.
Fazit aus Musikersicht: Für kleine Künstler eine Katastrophe.
Fazit aus Entwicklersicht: Technisch schlicht nicht umsetzbar.
Genauso gut könnte man auch Fußgängerwege verbieten und gesetztlich beschließen, dass die Leute fortan mit ihren Armen flattern und wie Vögel fliegen sollen ... ist genauso wenig umsetzbar. :)