Ich verstehe das sehr gut. Zuerst, finde ich, müsste man abschätzen, ob es sich wirklich um eine Eifersuchtssituation handeln könnte. Gleichgeschlechtliche Freundschaften sind ja meistens nicht das, worüber wir reden, in Eifersuchtssituationen. Wenn, dann betrifft es Mann-Frau-Freundschaften, weil hier natürlich der zwischengeschlechtliche Faktor zumindest mal existent ist. Das muss auch noch lange nichts bedeuten. Auch hier gibt es sicherlich massenhaft rein platonische Freundschaften ohne Ausnahme. Andere Formen können aber Zwischenformen sein oder potenzielle. Das einzuschätzen ist die Unsicherheit dabei. Daher verstehe ich die Diskussion darüber. Ich hoffe und wünsche dir, dass es in diesem Fall die erste Form ist. An dieser Stelle sei gesagt, alle, die Eifersucht abwerten, sind für mich unverständlich. Eifersucht ist eine Funktion, die auf 2 biologisch-elementaren Verankerungen beruht: Bindung und Fortpflanzung. Sie kann natürlich durch familiäre und gesellschaftliche Prägung zusätzlich auch auf seelischer Ebene verstärkt oder gemindert werden. Aber Faktum ist, sie ist genetisch grundgelegt und das macht auch Sinn. Erst durch das Leben in Gesellschaftssystemen wird diese Natürlichkeit stark reglementiert und oft negativ bewertet, was das Problem (durch die rein biologisch-natürliche Brille betrachtet) überhaupt erst entstehen lässt. Denn, wohl gemerkt in archaischen Zeiten, wurde der biologische Kontrahent einfach entfernt. Leiden, Traurigkeit oder neurotisches Dahinvegitieren war dadurch begrenzt. Das funktioniert in einer modernen Gesellschaft nicht mehr, mit ihren teils sozialen, teils rechtlichen Bewertungs- und Bestrafungsmechanismen. Wir profitieren in vielerlei anderer Hinsicht vom modernen Gesellschaftssystem, aber nicht, wenn es um die Lösung der Wurzel und Ursache dieser biologischen Situation geht. Exkurs: fast dasselbe gilt zB auch hinsichtlich dem Schutz der menschlichen Würde. In vielen Rechtssystemen hat man es hier oft schwer zum Recht und zum Schutz seiner Würde zu kommen, bei Mobbing und Verletzungen an der Ehre. Dies soll kein Plädoyer für vorgesellschaftliche Zustände sein, sondern zielt darauf ab, eine Umwertung der Eifersucht vorzunehmen, sie nicht mehr abzuwerten, sondern sie als das zu sehen, was sie ursprünglich ist: eine natürliche Funktion des Menschen. Wir sollten die Eifersucht endlich akzeptieren und den Eifersüchtigen respektieren und zwar mit mindestens derselben Stärke, wie der eifersüchtige Mensch dieses äußerst starke Gefühl wahrnimmt. Es ist nicht umsonst so stark, denn es will uns etwas sagen und es will uns schützen. Es geht ums biologische und seelische Leben und das ist zutiefst menschlich. Daraus resultiert die Konsequenz, dass man darüber mit seinem Partner, seiner Partnerin reden dürfen sollte. Und der/die ParterIn sollte darauf eingehen können, genauso, wie beide aufeinander eingehen können sollten, wenn der jeweils andere eine Form von Leid verspürt, es könnte ja auch etwas anderes sein. Wenn meine Freundin zu mir sagen würde, du, ich habe Höhenangst, mit der Seilbahn fahren geht, aber paragleiten kann ich nicht, dann werde ich mit ihr Seilbahn fahren, aber nicht paragleiten und ich bin auch froh, wenn sie das nächste Mal auf mich eingeht. Zum Thema jemanden etwas verbieten: natürlich geht es nicht, dass man jemandem etwas verbietet, es steht jedem der Partner frei, ob er auf das Leid, die Angst oder ein anderes Bedürfnis eingeht oder nicht. Wenn sie aber darüber gesprochen haben und das Ignorieren der Bedürfnisse eines Partners zu dauerhaftem Unglücklichsein über einen bestimmen Grad hinaus führt, wird die Partnerschaft auf schlechtem Fuß stehen und ich persönlich empfehle ausdrücklich die Beendigung. Es zeigt dann nämlich letztlich nur folgendes: Entweder passen die Bedürfnisse nicht zusammen oder es fehlt die Fähigkeit zum Zusammenleben oder beides. Über das Ausmaß von Eifersuchtsreaktionen an sich möchte ich sagen, dass sie natürlich unterschiedlich sein können von Art und Grad. Den Kontrahenten körperlich zu verletzen ist moralisch bewertbar, aber die seelische Verletzung des eifersüchtigen Menschen ebenfalls. Die körperliche Verletzung ist strafrechtlich verfolgbar, daher sollte man sich das gut überlegen, ob man mit den Konsequenzen einverstanden ist. Der seelische Schmerz der Eifersucht ist nicht strafrechtlich verfolgbar und da fragt man sich warum. Es wäre ein ähnlicher Tatbestand wie die Ehrenbeleidigungsdelikte (also Verletzung an der seelischen Person), aber die Rechtsordnung hat diese wichtige biologische Disposition verschlafen, die sich massiv auf die Gesundheit und das Leben auswirkt. Und eine weitere persönliche Aussage: ich wünsche der Rechtsordnung ein Aufwachen im Sinne einer Erleuchtung. Dasselbe wünsche ich auf Gesellschaftsebene Gott sei Dank nicht allen, aber zumindest jenen, die bestimmte Bedürfnisse abwerten oder ihre/n Partner/in nicht respektieren können. Zusammenfassend wäre meine Meinung eine überraschend gemäßigte, weil sie das Ergebnis aller bisher besprochenen Einflussfaktoren plus meiner Persönlichkeitsstruktur ist: In einer Eifersuchtssituation würde ich differenzieren: Ist nur der Kontrahent aktiv, oder auch meine Partnerin? Ist es nur der Kontrahent, ist es auch ein schlechtes Gefühl für mich, weil mein oben beschriebenes biologisch-seelisches System aktiviert wird, aber ich kann eigentlich nicht viel machen, weil meine Partnerin das selber regeln kann. Sollte sie das nicht mehr können oder schaffen, mische ich mich ein. Die Art der Einmischung sollte eine verbale sein, ein "in die Schranken weisen". Ich würde nicht wollen, dass es eskaliert. Sollte es aber, dann werde ich entsprechend auch körperliche Maßnahmen ergreifen in einer Form, dass der Angriff ein für alle mal abgewehrt wird. (Und dies deckt sich rechtlich mit den offiziellen Bedingungen einer Notwehrhandlung (österr. Rechtssystem). Zweiter Fall: macht meine Freundin mit und unter der Annahme, dass ich persönlich nicht diese speziell-erotische Vorliebe in dieser Konstellation habe, dann kommt das vielleicht überraschend, aber: Dann würde ich gar nichts machen, ... und mal ganz ehrlich, warum auch? Weil dann ist doch eh alles klar. Glaubt mir, da mache ich mir weder verbal noch körperlich mehr irgendwelche Mühe. Nicht einmal in der tatsächlichen Situation gibt es für mich ein Verbieten und erst recht kein Theater, es gibt aber auch kein darüber-reden mehr. Das Einzige was mich dann noch ärgern würde, wäre: Jetzt habe ich die ganze bisherige Zeit und das Gefühl falsch investiert. - Das passiert. - Nicht nur in der Betriebswirtschaft, sondern auch im Zwischenmenschlichen.

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