Situationsbeschreibung:
Meine Freundin macht seit 10 Wochen ein unbezahltes Praktikum im Büro eines Unternehmens für Werk- und Objektschutz, Sonderschichten im Außendienst sind bezahlt. Regelarbeitszeit im Büro sind 12 Stunden mit 15 min Pause. Nun soll die Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation mit Zusatzqualifikation beginnen, wobei ihre Stelle definiert ist als 60% Bürokraft und 40% Einsatz im Werk- und Objektschutz.
In dem 10-wöchigen Praktikum war die regelmäßige Arbeitszeit nie geringer als 14 Stunden am Tag, meistens jedoch 18 - 22 Stunden, wobei sie im Auto oder im Büro schlafen muss. In den 10 Wochen hatte sie 2 Tage frei, in denen sie 25 Stunden am Stück geschlafen hat. Zudem hat sie permanent Rufbereitschaft. Auch an den wenigen Tagen mit "nur" etwas mehr als 14 Std. Arbeitszeit und an den 2 Tagen Pause wurde sie mehrfach vom Geschäft angeschrieben oder angerufen, mit der Aussage, sich für eine mögliche Sonderschicht bereit zu halten, die sie dann teilweise auch antreten musste. Eine Änderung ist nach ihren Informationen aus meiner Sicht auch in nächster Zeit nicht absehbar. Auch eine andere Azubine des Unternehmens im 2. Lehrjahr hat vergleichbare Arbeitszeiten.
Rechtslage zur Arbeitszeit:
- 8 Std täglich, bis zu 10 Std, wenn innerhalb von 6 Monaten < 8 Std. täglich im Schnitt
- Ruhepausen 6-9 Std: 30 min, über 9 Std: 45 min
- min 11 Std Ruhepause pro Tag, in manchen Branchen Verkürzung um 1 Std erlaubt
- Berufsschule als Arbeitszeit inkl. An- und Rückfahrt zum Betrieb
- Höchstarbeitszeit von 48 Std pro Woche in der Ausbildung
Ich bin mir also bewusst, was der Gesetzgeber eigentlich vorsieht. Dass das Unternehmen in jeglicher Hinsicht massiv dagegen verstößt, steht außer Frage.
Frage:
Wie kann man für eine Verbesserung der Situation sorgen?
Wichtig ist hierbei zu wissen, dass meine Freundin auf die Ausbildung angewiesen ist. Es geht also nicht darum, hier die offene Konfrontation mit dem Unternehmen zu suchen und alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Möglich wäre es theoretisch, Gewerbeaufsichtsamt und IHK für ein Schlichtungsgespräch einzuschalten und letztlich den Fall vor das Arbeitsgericht zu bringen. Allerdings möchte sie selbst nicht tätig werden, da die Ausbildung für sie so enorm wichtig ist. Ich merke jedoch, wie sehr es sie kapputt macht. Diese Arbeitsbedingungen sind einfach nur noch unmenschlich.
Nun weiß ich jedoch nicht, wie ich mich verhalten soll. Eigentlich müsste dem Betrieb sofort die Erlaubnis entzogen werden, Menschen auszubilden, da er dies nicht tut, sondern vielmehr moderne Sklavenarbeit betreibt. Genau dies möchte meine Freundin jedoch aufgrund ihrer tatsächlichen Angewiesenheit auf diese Stelle nicht, was für mich ein Dilemma darstellt.
Ich sehe und spüre jedes Mal, wenn wir uns sehen, wie unglücklich sie ist und weiß, dass es sie irgendwann brechen wird, kann jedoch scheinbar nichts tun, um ihre Lage zu verbessern.
Ich bin für jeden Ratschlag dankbar!