Verlieben ohne technische Mittler?

Meine Frage geht an die Jungen.

Ich bin 60, also ohne Internet, Computer und Mobiltelefon aufgewachsen. Wenn ich mit 15 oder so Mädchen treffen wollte, mußte (oder durfte) ich sie einfach ansprechen. Natürlich war das genauso aufregend wie für euch Junge heute das Warten auf eine Antwort auf irgend einer Internet-Plattform, nur war es eben real. Ich mußte als Person zugegen sein, das Mädchen auch.

Es war wunderbar. Die Gefühle waren himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Genau wie heute. Nur - heute schaltet ihr da technisches Zeug dazwischen, das überhaupt nichts erleichtert. Ich sehe, daß die Probleme, die ihr beschreibt, genau die gleichen sind, wie ich sie hatte.

Ist es für euch denkbar, einmal einen schönen, traditionellen Liebesbrief zu schreiben? Richtig auf Papier? Mit Tinte, wenn möglich? Und ihn der Geliebten spät abends mit Herzklopfen in den Briefkasten zu werfen? Könnt ihr euch vorstellen, mit dem geliebten Mädchen am Ufer des Flusses zu sitzen, ohne alle zwei Minuten eure e-mails zu checken? (Weil ich selber ein Mann bin, spreche ich hier vor allem Jungs an, aber ich nehme an, daß meine Fragen auch für Mädchen interessant sein können.)

Geht das noch? Oder bin ich so veraltet, daß ich keine Ahnung habe? Ist das direkte, offene Ansprechen nicht einfacher als das Überwinden der Barriere eines chats? Fällt euch Jungs ein Stein aus der Krone, wenn ihr auf dem Schulkorridor sagt: "Diese Jacke steht dir unglaublich gut"?

Sagt es mir. Ich freue mich auf eure Antworten.

Gruß von Kalaf

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Ich bin 21, aber echt sehr schüchtern und in Sachen Liebe oft unbeholfen und tollpatschig. Daher fällt es mir persönlich leichter, mit Mädchen zu chatten oder zu simsen.

Dennoch bin ich eher romantisch veranlagt. In der 7. Klasse habe ich einem Mädchen einen Liebesbrief in die Schultasche geschmuggelt. Generell sage ich den Mädchen lieber persönlich, d.h. "offline", dass ich sie mag und toll finde. Auch momentan habe ich ein Mädchen "in Aussicht", mit dem ich bisher erst wenige Stunden persönlich verbracht habe, aber schon in der kurzen Zeit merkte, dass ich sie sehr mag. Jetzt schreiben wir jeden Tag miteinander. Hier kommen einem Internet und Handy zugute, da wir mehr als eine Stunde mit dem Auto auseinander wohnen. Es erleichtert einfach vieles. Aber trotzdem plane ich, mit ihr bald wieder etwas zu unternehmen, und ich hoffe sie sagt zu. Wie es dann weiter geht, hängt von der Chemie zwischen uns ab. Aber alles in allem würde ich lieber persönlich Kontakt halten.

Internet ist einfach das Mittel zum Zweck, aber kein Ersatz für realen Kontakt zum anderen Geschlecht. Von reinen Internet-Beziehungen halte ich nichts. Aber es erleichtert das Kennenlernen von Personen, mit denen man sonst unmöglich länger Kontakt halten könnte. Doch auch unsere Generation kennt noch die Spannung, die Aufregung, wenn man zum ersten mal mit einem Mädchen, das man mag, ausgeht, und ihr zum ersten mal sagt, wie wunderbar sie ist.

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