Ich bin 19 und bin vor 2 Wochen aus meiner Klinikzeit zurückgekehrt, war erst 4 Wochen in einer Entgiftung und anschließend 4 Monate Therapie hauptsächlich wegen Opioiden und Benzodiazepinen. Bei mir hat es jedoch auch mit dem Kiffen und Alkohol angefangen.
Wenn es bei dir jetzt schon so losgeht, dann geh zur Suchtberatung vor Ort, schildere denen das Problem und sag du möchtest eine Ambulante Drogentherapie vor Ort machen, oder vielleicht Tagesklinik. Am besten jedoch wäre für dich Stationäre Kurzzeit.
Wenn du Glück hast ist es bei dir noch nicht zu spät dafür.
Beichte da alles deiner Therapeutin, die kann dich nicht ohne dein Einverständnis in eine Entgiftung schicken, auch wenn Entgiftung vielleicht zum Anfang gar nicht schlecht wäre. Es passiert nichts, weder deine Therapeutin, noch deine Eltern werden dir den Kopf abreißen, glaub mir, es ist unfassbar mutig und absolut notwendig diesen Schritt zu machen, die meisten machen ihn halt zu spät, denn früher oder später muss man ihn machen, oder man geht daran zu Grunde. Und besser früher als später!
Sag ihr du möchtest eine Ambulante Therapie machen oder in eine Tages- oder Wochenklinik gehen. Überlege dir bitte auch noch die Stationäre Kurzzeittherapie, welche nur 12 Wochen + Entgiftung geht. Das hört sich länger an als es ist und hilft dir am allerbesten, glaube mir.
- In der Ambulanten Therapie hast du viele Gespräche über dieses Thema und es wird sich Therapeutisch und Psychisch um dich und dein Suchtverhalten gekümmert. Du bist aber nicht davor geschützt, wenn du Suchtdruck bekommst saufen zu gehen und dich wegzukippen. Trotzdem regelmäßige Alkohol und Drogentests.
- In eine Tagesklinik fährst du morgens hin, hast dort tagsüber dein Klinikprogramm bezüglich Psychotherapie und ein bisschen Suchtverhalten und fährst Abends wieder nach Hause. Natürlich mit Urinkontrollen, Alkoholtests etc. auch Therapeutische Sorge, Umgang mit Seelischem Wohl, Suchtbehandlung, gesichertes Umfeld etc.
- In einer Wochenklinik bist du die Woche über und kannst am Wochenende nach Hause fahren. So hast du viel bessere Möglichkeiten dich in das Therapeutische Setting einzufühlen und einzulassen, es wird dir leichter fallen mitzumachen und es wird dir viel einfacher sein dich von den Drogen zu lösen.
- Und Therapiemöglichkeit 4, welche ich dir tatsächlich empfehle, ist nicht nur eine Entgiftung sondern eine anschließende Kurz- Oder Langzeittherapie (12-24 Wochen) die du Stationär irgendwo in einer Einrichtung für Drogenabhängige machst. Diese wird dir am meisten und am Nachhaltigsten helfen, dich von deinem Drogenkonsum zu lösen und ein Suchtproblem präventin verhindern, sich weiter auszubreiten. Hier wird am MEISTEN auf den Drogen- und Suchtfaktor eingegangen, das sind Drogentherapien, die anderen eher Psychosomatik- mit Sucht als Zweitdiagnose, hier ist es andersrum.
Wenn du jetzt nur in eine Tagesklinik gehst, kann es gut sein, dass du in 1-2 Jahren trotzdem noch eine Stationäre Therapie machen musst, weil es nicht geklappt hat glaube mir, die meisten brauchen 2-3 Anläufe.
Ihr müsst dann einen Antrag an die Krankenkasse stellen, dass du eine Therapie benötigst, bei diesem müssen die Suchtberatung und deine Psychologin helfen, am besten holst du dir noch eine Empfehlung vom Hausarzt ein.
Du bist noch sehr jung, wenn du jetzt schon solche Probleme hast, geht es nicht mehr lange bis es bei dir wirklich ausartet, ich spreche aus Erfahrung. Falls die Stationäre Therapie auf gar, gar, garkeinen Fall geht (bitte überlege es dir Gründlich ob du es nicht einfach direkt richtig machen möchtest, oder erst Wochen- oder Tagesklinik und in 1-2 Jahren dann richtig Stationär, oder einfach direkt), dann bitte, schließe dich mit Therapeutin und Suchtberatung kurz und organisiere dir eine Wochen- oder wenn's sein muss Tagesklinik.
JEDOCH, ist nicht alles schlecht, im Gegenteil: Du scheinst sehr reflektiert zu sein, wenn du jetzt schon darüber nachdenkst ein Problem zu haben (was du definitiv schon hast, du bist Drogensüchtig, so wie ICH! So war's bei mir auch, ich kenne es, und wenn man es erkennt ist es meistens schon zu spät, ich HOFFE inständig für dich, dass es das nicht ist!) insofern wird es dir wegen deinem jungen Alter und deiner Reflektionsgabe leichter fallen dein Problem zu besiegen.
Ich finde es super, und ich freue mich außerordentlich für dich, dass du das bereits erkannt hast und aktiv etwas dagegen tun möchtest. Denn du hast definitiv schon eine Psychische Sucht entwickelt. So eine Einsicht braucht bei einem Durchschnittlichen Süchtigen 8 Jahre, also allergrößten Respekt, dass du den Drogen gar nicht erst eine Chance gibst, weil glaub mir - kein Rausch der Welt ist es wert diese Leiden durchzumachen, so viele Leute zu enttäuschen, so viel Geld zum Fenster rauszuschmeißen, die Gesichter deiner Eltern zu sehen, wenn sie dich nach einer Überdosis im Krankenhaus sehen und, und, und. Ich könnte hier noch Stundenlang weiterschreiben,warum Drogen scheiße sind, weil ich es am eigenen Leib erfahren habe.
Ich habe Leuten wie mir damals nicht geglaubt, ich dachte "ich werde nicht abhängig", und als ich es war dachte ich "Ich komm da einfach alleine raus", die traurige Wahrheit ist aber; Sucht ist eine Krankheit in der man sich selbst immer und immer wieder belügt - und es oft gar nicht merkt.
Man ist schwer krank und es ist unfassbar schwer sich selbst zu behandeln, nahezu unmöglich. Und selbst nur 6 bis 20 Prozent der Abhängigen die sich in einer dafür gemachten Klinik behandelt lassen, sind 2 Jahre danach noch clean, das ist jeder fünfte bis jeder zwanzigste, die Dunkelziffer hierbei ist hoch, gehen wir mal großzügig von jedem zehnten aus.
Ich hoffe du bist einer der ZEHN Leute die es schaffen, nach Therapie clean zu bleiben und ein tolles nüchternes Leben zu leben. Versuch es nicht auf eigene Faust Bruder, such dir Hilfe.
ich bin mir sicher du hast genug Freunde, Familie etc. die hinter dir stehen und dich unterstützen.
Denn einmal süchtig - immer süchtig. Auch für mich wird es nie mehr die Möglichkeit geben geregelt zu Konsumieren. Das muss ich akzeptieren.
Ich habe mir jetzt fast eine Stunde genommen um diesen Text zu schreiben, da mir wirklich am Herzen liegt, dass du das nicht auf die leichte Schulter nimmst, sondern verstehst, dass du ein ernsthaftes Problem und eine unheilbare Krankheit namens Sucht hast, bei der du aber, wenn du dich jetzt aktiv mit Mut darum kümmerst, Super Chancen hast, dich behandeln zu lassen und wunderbare Chancen es weiterhin clean zu meistern. Du bist noch so jungs, mach etwas aus dir, pack das Problem an der Wurzel und zieh es durch, bitte.
Wenn du irgendwelche Fragen zu dem Thema hast, dann kontaktiere mich hier auf Gutefrage und ich gebe die meine E-Mail Adresse, wo ich dir alles genau erklären kann.
Woher ich das weiß: Selbst (Ex-)Abhängiger, Selbst auf Therapie gewesen, viel in Drogensüchtigen Kreisen unterwegs gewesen.