Vorweg: Ich spreche aus praktischer Erfahrung und es handelt sich nicht um ein "Was wäre wenn ... Szenario".
Ich habe in der Vergangenheit schon viele Lücken in Software und Webdiensten gefunden und früher auch immer gemeldet. Das mache ich aber nicht mehr.
Der Grund dafür ist, dass die meisten Chefs oder Admins gelinde gesagt einfach nur total inkompetent oder einfach bescheuert sind.
So etwas wie Dank erfährt man fast nie. In ca. 70% wird mit Anzeige gedroht und in ca. 10% bis 20% wird auch tatsächlich eine Anzeige gestellt.
Dieser völlig sinnlose Papierkram und die Rumrennerei, nur weil man helfen wollte und bestimmte Firmen einfach zu schlechte Entwickler und Administratoren anstellen ... nee, das mach ich nicht mehr.
Sollen von diesen Firmen ruhig die Kunden- und Geschäftsdaten entwendet werden, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es die meisten davon wirklich verdient haben.
Geld bekommt man sowieso nie, und die Frage danach wird schnell als Erpressung ausgelegt. Dankesschreiben vom Chef sind höchst selten.
Bei Bugbounties habe ich zwar recht viel Geld verdient, aber langfristig fühlt man sich dabei über den Tisch gezogen, wenn man sich die Schwarzmarktpreise anschaut und vergleicht.
Leider bin ich moralisch zu sehr gefestigt, um meine Entdeckungen an Kriminelle (dazu gehören auch Geheimdienste) zu verticken.
Von daher: Ich behalte es für mich, wenn ich über Lücken stolpere. Und je älter man wird und je mehr Erfahrungen man sammelt, über desto mehr Lücken stolpert man beim "rumspielen" ganz automatisch.
Aber die Art und Weise wie im Allgemeinen mit ehrlichen Findern von Sicherheitslücken umgegangen wird ist zum Mäuse melken. Die meisten Firmen fühlen sich bei so einer Meldung sofort angegriffen und schicken ihre Anwälte vor.
Sollen die von mir aus alle an ihren Sicherheeitslücken ersticken und den Imageschaden selbst tragen. Ich setze mich für diese Trottel nicht mehr in die Nesseln.
Das ist dann zwar schade für die paar wenigen vernünftigen Firmen, die damit super cool und dankbar umgehen, aber im Grunde steht man immer mit einem Bein im Gerichtssaal. Darauf habe ich überhaupt keine Lust mehr, auch wenn am Ende immer die Unschuld raus kommt, aber das schnallen Schlipsträger nicht, die nur Buzzwords wie "Cyber" aus den Medien kennen.
Bei Opensource-Software ist das etwas ganz anderes, aber auch hier gibt es schwarze Schafe, an die ich niemals Lücken melden würde. (Systemd, ImageMagick, z. B.)
Wenn du eine tolle Lücke gefunden hast, dann sei stolz drauf, aber lass dir gesagt sein, dass diese Ausnahme zur Regel werden wird, sobald du mehr lernst und erfahrener wirst. Irgendwann wirst du vor lauter gefundenen Lücken gar nichts anderes mehr machen können, wenn du die alle melden wollen würdest.
Auch GF hat übrigens offene Lücken ... die habe ich zwar schon vor über 3 Jahren gemeldet und die wurden damals als "nicht so schlimm" abgetan, aber offen sind sie immer noch. Aber wenn "die ganze Plattform lahmlegen" als "nicht so schlimm" interpretiert wird, ist das nicht mein Problem.
Fazit: Die Lücken anderer sind mir inzwischen total egal. Ganz besonders Webmüll und Closed-Source-Schrott. Melden tue ich nichts mehr ... ich ignoriere das einfach. :)