Hallo Hallo,
meine Antwort kommt ziemlich spät. Aber deine Frage hat mich ins Herz getroffen – und da musste ich antworten. In der Hoffnung, ich kann dir weiterhelfen.
Also:
Aus meiner Sicht machst du das genau richtig. Führen mit Angst und Druck ist die traditionelle Schule (die leider immer noch in vielen Unternehmen praktiziert und – zumindest von den dortigen Chefs - hochgelobt wird). Dass das auf die Dauer nicht funktioniert, ist mittlerweile in vielen Studien bewiesen. Mitarbeiter merken nämlich, wenn man sie unter Druck setzt oder veräppelt. Langfristige Folge: fehlende Arbeitsmotivation, Dienst nach Vorschrift, innerliche Kündigung. Und für die Unternehmen viele umsonst gezahlte Lohnkosten für Mitarbeiter, die sich nicht richtig engagieren.
Auch ein cooler Chef kann ein sehr guter Grund sein, dass ein Mitarbeiter gerne zur Arbeit kommt, sich gerne einbringt – und letztlich aus Loyalität zum Chef im Betrieb bleibt. Und darum geht es ja unterm Strich: dass dein Team produktiv ist (und bleibt) und gute Ergebnisse erzielt.
Mitarbeiterzufriedenheit ist so wichtig für Wachstum und Wertschöpfung in Unternehmen. Der Faktor wird aber echt oft unterschätzt. So schade, dass auch deine KollegInnen das scheinbar (noch) nicht erkennen.
Freilich darfst du deinem Team nicht alles „durchgehen“ lassen. Grenzen und Klarheit sind superwichtig. Aber das geht ja auch ohne schreien, schimpfen, unterdrücken, vera*schen. Sondern menschlich, auf Augenhöhe.
Ich kann mir vorstellen, dass dich als Meister schlichtweg ein andere Art zu Führen auszeichnet als von deinem Betrieb scheinbar gekannt und (leider) gewünscht.
Hast du dich schon einmal mit unterschiedlichen Führungsstilen beschäftigt? Vielleicht hilft dir das, deinen Ansatz bisserl besser einzuordnen. Und vielleicht kannst du damit deiner Menschlichkeit und dem Interesse am Miteinander einen Namen geben. Mir helfen so Erklärungen immer ganz gut weiter, um bisserl Abstand zu gewinnen und meine Gedanken zu sortieren.
Weiß auch nicht, ob dir das in deinem Betrieb – und wahrscheinlich eher traditionelleren Branche - weiterhilft. Ich bin im betriebswirtschaftlichen Bereich unterwegs. Dort habe ich das Gefühl, dass die Offenheit für andere Ansätze wächst (Fachkräftemangel etc. sind ja gängige Probleme, die künftig vllt nach einer neuen Denke verlangen, wie z.B. positive Führung).
Ich würde dir raten, zu deinem Ansatz zu stehen und dich nicht zu krass zu verbiegen, um dich passend zu machen. Vorreiter und „Andersmacher“ sind nirgends gerne gesehen. Und haben es immer schwerer. Das weiß ich aus ganz eigener Erfahrung.
Es ist aus meiner Sicht total wichtig, dass es Menschen wie dich gibt, die den Wahnsinn aus Angst, Druck und Roboter-Dasein nicht mitmachen. Und die weiterhin klar sehen. Wir sind Menschen. Keine Maschinen.
Du schreibst ja, dass dich deine Leute mögen. Dann funktioniert ihr doch als Team gut. Wenn die Zahlen dementsprechend sind, ist das der beste Beweis, dass es gut ist, was du machst.
Ich kann dir nur ermutigen, den Weg zu wählen und zu gehen, der sich für dich selbst richtig anfühlt. : ) Vielleicht findest du notfalls einen anderen Platz, an dem man das (besser) zu schätzen weiß!
Drück dir die Daumen und schicke dir Mut und Durchhaltevermögen! Und wünsche dir die Kraft, deinen Weg selbstbewusst weiterzugehen.