Ich habe erst einmal versucht, herauszufinden, wer der weißhaarige alte Mann auf dem Bild ist...

Die Karikatur ist von Kostas Koufogiorgos und ist am 28.05.2013 veröffentlicht worden, also bereits etwas älter.

Der Herr neben Angela Merkel soll Wolfgang Schäuble darstellen... gut dass das Web diese Frage aufklärt (ich hätte hier den eigentlichen Brillenträger Schäuble nicht erkannt).

Die Karikatur drückt aus, dass Schäuble nicht zufrieden mit den Zahlen der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa ist, sein Ausspruch "nicht 100%ig" suggeriert, er hätte gern höhere Zahlen gesehen.

Beurteilung:
• Sicherlich ist Schäuble ein 100%iger, der alles zur Perfektion umsetzen will; hier stimmt sein genereller Ausspruch
• Was erst einmal nicht passt, ist der suggerierte Zusammenhang, denn gerade Schäuble ist ein starker Vertreter der Meinung, dass die EU mehr gegen die Jugendarbeitslosigkeit tun muss.
• Am 16.05.2013 (also direkt vor dem Erscheinen dieser Karikatur) erhob Schäuble auf dem WDR-Europaforum deutliche Vorwürfe gegen die in dieser Sache untätige EU-Kommission. Somit kann man ihn eigentlich nicht als Befürworter der EU-Jugendarbeitslosigkeit bezeichnen.

• Die Karikatur ist somit aus meiner Sicht eher hinsichtlich der Rolle Deutschlands bei der Entstehung der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa zu verstehen. Merkel und Schäuble stehen dann stellvertretend für Deutschland.
• Dahinter verbirgt sich die Ansicht, das dominante Deutschland sei der eigentliche Verursacher der Arbeitslosigkeit in Südeuropa. Zumindest wird Deutschland hier die Rolle zugeschrieben, durch eine rigorose Verschuldungspolitik und Forderungen nach Reformen in diesen Ländern die Situation zumindest nicht zu verbessern (Schäuble darin stellvertretend für die dominante Rolle der Deutschen in der Europäischen Finanzpolitik/Schuldenpolitik).
• Auf dieser Basis kann man Schäubles Ausspruch dann tatsächlich so verstehen, dass er sein Ziel nicht erreicht hat, denn die 100% Arbeitslosigkeit wurde nicht erreicht.
• Legt man den Ausspruch von Schäuble tatsächlich als Sorge um die Arbeitslosigkeit aus, dann wirkt er vor dem Hintergrund der angenommenen Ursächlichkeit Deutschlands bei dieser Krise zynisch.

Mit dieser provokativen Aussage schafft die Karikatur viel Raum für intensive kontroverse Diskussionen über die Frage der Ursache und Wirkung der Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa und die Haltung/Rolle Deutschlands. Die Bandbreite der Meinungen kann dabei - je nach politischer Positionierung der Diskutierenden - sicherlich zwischen "Hegemon Deutschland" und "Eigenverschulden Südeuropas" schwanken.

Ein eher konservativ oder rechts orientierter Empfänger dieser Nachricht wird über die Karikatur gar nicht lachen können... ein eher sozialistisch oder links orientierter Empfänger wird sich in dieser Karikatur voll wiederfinden.

Du solltest somit abwägen, ob die Karikatur für dich - mit Blick auf deine Zuhörer bzw. deinen Lehrer - hilfreich oder störend sein wird...

Ich finde die Karikatur deshalb ungünstig, da ein spontanes Verstehen bei mir ausgeblieben ist. Für mich ist das wie ein Witz, den man erst erklären muss, damit er komisch ist.

...zur Antwort
Weitere Inhalte können nur Nutzer sehen, die bei uns eingeloggt sind.