Zunächst: Großbuchstaben sind nicht unhöflich, werden aber als unhöflich empfunden. 

Woher kommt das? 

Unser heutiges Alphabet ist eine Mischung aus zwei Systemen, nämlich aus den römischen Versalien (die wir als Großbuchstaben bezeichnen) und den karolingischen Minuskeln (die wir als Kleinbuchstaben bezeichnen). Das ist historisch gewachsen: aus den römischen "Großbuchstaben" entstanden im Laufe der Zeit die "Kleinbuchstaben". Es gab also zur Zeit der Römer nur "Großbuchstaben" und das hat natürlich niemand als unhöflich empfunden. Die Schrift war so und man war an sie gewöhnt. Zur Zeit der karolingischen Minuskel (ab dem 7. Jahrhundert) war man an Kleinbuchstaben gewohnt und verwendete diese – sie waren im Laufe der Zeit aus den Großbuchstaben heraus entstanden. Irgendwann hatten Schreiben dann versucht, besonders wichtige Worte auszuzeichnen, und sie dazu am Anfang mit einem Großbuchstaben zu schreiben. Man hat also die römischen Buchstaben in die karolingischen integriert. Die Frage, welches Wort denn besonders wichtig sei und am Anfang groß geschrieben werden müsse, hat jede Region und jedes Land für sich beantwortet, im Deutschen sind es eben Substantive und Eigennamen. Bei dieser Mischung zweier Systeme ist es bis heute geblieben und unsere Augen sind nun daran gewohnt, mehr Kleinbuchstaben als Großbuchstaben zu lesen. Die Verwendung von ausschließlich Großbuchstaben ist unüblich und entspricht nicht unserer Lesegewohnheit. Deshalb "stören" sie beim Lesen und fallen auf. Das wird als negativ empfunden.

In der Schriftgestaltung lässt sich übrigens seit Jahren beobachten, dass Großbuchstaben immer kleiner und Kleinbuchstaben immer größer werden. Es findet also über die Jahrhunderte eine Annäherung beider Schriftsysteme statt. Ein paar Infos dazu aus typografischer Sicht gibt es hier: https://www.siegertypen-design.de/gedanken-tipps/versalien-gemeine-typografie.html

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