Nun, er ist ja nicht der erste und sicher nicht der letzte Fall von Cyber-Mobbing. Es ist aber unbestreitbar, dass dieser Fall nicht abgeschlossen ist und der Herr W. weiterhin belästigt wird, obwohl offenbar keine öffentliche Ursache mehr dafür besteht.
Es wurde ja immer damit begründet, dass die Ansichten, die er öffentlich äußert, die Leute dazu bewegen würde, gegen ihn auf diese Weise vorzugehen. Spätestens jetzt merkt man, dass es den Leuten, die ihn immer noch verfolgen, einfach nur darum geht, auf jemanden "einzutreten", der sich nicht wehren kann.
Es ist eine ganz perfide Gruppendynamik entstanden, am Ende interessiert sich der ausführende Mob nicht mehr für den Grund, man will einfach mitmachen. Und das ist ja nun bei anderen Fällen, die inzwischen auch einiges an Öffentlichkeit auf sich ziehen, nicht so viel anders.
Ich finde man sollte W. endlich in Ruhe lassen und ich finde, dass die Diskussion, die hier geführt werden müsste, sich nicht mit einzelnen Opfern befassen sollte, sondern darüber geführt werden sollte, wie man diesem "Trend" juristisch beikommen kann.
Es ist eines klar. Wenn mehrere auf einen einzelnen losgehen, ist das feige. Wenn dieser zusätzlich permanent gefilmt, verfolgt, fotografiert wird... wird jede seiner Handlungsversuche, sich dagegen zu wehren, festgehalten und gegen ihn verwendet. Er kann sich also noch nicht einmal wehren, wenn er angegriffen wird, weil es dazu führen könnte, dass er verurteilt wird. Das bedeutet also er muss das über sich ergehen lassen oder eine Freiheitsstrafe fürchten.
Menschen, die jemanden, der dermaßen am Boden liegt, noch weiter belästigen, wie soll man die nennen? Ich finde keinen passenden Begriff aber es spricht eine deutliche Sprache.
Das Schlimme an dieser Gruppendynamik ist, dass man sich fadenscheinige Legitimierungen sucht, nur um vor seinem inneren Rechtsempfinden eine Rechtfertigung zu haben. Doch die Dynamik, die sich entwickelt, lässt diese Leute mehr und mehr ihr Unrechtsbewusstsein vergessen. Und die Gruppe hinter dieser Dynamik lässt es anscheinend so wirken, als tue man nur, was auch all die anderen in der Gruppe tun. Das eigene Handeln hebt sich also aus dem der Gruppe nicht ab und so verschwimmen die Grenzen und Tabus immer weiter. Ich befürchte, dass hier juristisch dringend nachgeregelt werden muss, denn sonst kann es passieren, dass Beleidigung, Stalking, Belästigung, Landfriedensbruch, Hausfriedensbruch, Swatting und Körperverletzung des Opfers nicht mehr die schlimmste Folge sein wird.
Und das beziehe ich jetzt nicht nur auf Herrn W. sondern auf alle Fälle, prominent oder nicht.
Außerdem werden hier wichtige Aspekte oftmals außer Acht gelassen. Es sind tausende Pizzabestellungen im Namen der Opfer getätigt worden, die diese weder selbst ausgeführt haben, noch angenommen haben oder bezahlt haben. Das ist ein großer wirtschaftlicher Schaden, der durch so etwas geschieht. Es sind Rettungseinsätze und Polizeieinsätze erwirkt worden, um sich darüber lustig zu machen, wie die Zielperson wohl darauf reagiert oder zu filmen, wie diese abgeführt wird. Das ist nicht nur eine große Störung der öffentlichen Ordnung und des öffentlichen Friedens, sondern auch ein Missbrauch von Notdiensten. Diese müssen immer maximal verfügbar bleiben und ein jeder Einsatz kostet nicht zuletzt auch öffentliche Gelder.
Man sieht daran sehr gut, wie unüberlegt diese Leute vorgehen und wie wenig sie darüber nachdenken, was die Folgen sein könnten. Wenn an anderer Stelle dann tatsächlich ein Brand nicht gelöscht werden kann, weil die Einsatzkräfte zu einem Fake-Einsatz gerufen werden, ist das nicht mehr lustig.
Ich habe als Kind mal gelernt, dass man nicht jeden Scheiß mitmachen soll, nur weil’s andere auch machen. Das, was hier aber Menschen tun, die sich intellektuell und moralisch ihren Opfern anscheinend überlegen fühlen, geht weit über das hinaus, was ein Einzelner Täter zu tun bereit wäre. Und das finde ich beängstigend.