Es gibt viele verschiedene Gründe warum Opfer zu Tätern werden können, da jedes Kind anders auf Missbrauch reagiert. Ich bin kein Psychologe, aber einige Erklärungen kann ich dir nennen:

1. Als Form der Verarbeitung reinszenieren Opfer von sexuellem Missbrauch oft die Tat, und das in der Opfer- oder Täterrolle. Das heißt, sie ordnen sich anderen Menschen unter und sind eher gefährdet, weiterhin Missbrauch oder Gewalt, zum Beispiel in Beziehungen, zu erfahren, (Opferrolle), oder reinszenieren das Trauma, indem sie selbst Kinder missbrauchen (Täterrolle).  Der Missbrach anderer Kinder dient also der Verarbeitung, da die Psyche das Erlebte in der Kindheit nicht verarbeiten konnte und es somit nochmal erleben muss, um es zu verstehen und einordnen zu können.

2. Sexuell missbraucht zu werden, bringt ein Gefühl von Macht- und Hilflosigkeit mit sich. Indem ein Opfer selbst zum Täter wird, fühlt es sich mächtig und vor allem auch sicherer, d.h. es ist eine Art unterbewusster Schutzmechanismus, um sich selbst Stärke und Macht zu beweisen und sich somit (unterbewusst) zu versichern, dass man nicht erneut Opfer werden kann.

3. Missbrauchsopfer empfinden oft heftige Wut gegenüber dem Täter, aber auch gegenüber sich selbst und der Welt generell. Gewalt gegenüber anderen (auch sexuelle Gewalt) dient als Ventil, ferner vielleicht auch als Racheakt ( "Wenn ich keine glückliche Kindheit hatte und so leiden musste, sollen andere auch leiden.") Das hört sich zwar "böse" an, ist aber nach solch traumatischen Erlebnissen nicht ungewöhnlich...

4. Ein Mensch der viel zu früh mit Sexualität und vor allem auch mit sexueller Gewalt konfrontiert wird, hat ein völlig verdrehtes Verständnis von Sexualität und kein Gefühl für Grenzen in dem Bereich. Manche Täter sehen überhaupt nichts Falsches in ihrem Verhalten, weil sie es eben wirklich nicht anders kennen.

Ich hoffe, ich konnte dir damit ein wenig weiterhelfen :) Ansonsten könntest du z.B. mal auf der Seite von Zartbitter Artikel wie "Wer sind Täterinnen und Täter?" oder "Warum missbraucht jemand ein Kind?" lesen, das ist zwar keine genaue Antwort auf deine Frage, aber man erlangt einen guten Überblick über das Thema.

Viele Grüße,

Mira

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Ich denke nicht, dass du dir da Gedanken musst, dass es "komisch" ist oder so... Wenn du dich dabei gut fühlst, ist alles in Ordnung. Meinst du denn, du hast die Vergewaltigung halbwegs verarbeitet (soweit das eben möglich ist)?
Problematisch wird es nämlich, wenn Sex als eine Reinszenierung des Traumas dient und eine Art Selbstbestrafung / Selbsverletzung darstellt. In dem Fall solltest du mit einem Therapeuten sprechen, ansonsten sehe ich da kein Problem.

Dir noch alles Gute!

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Eigentlich ist PTBS keine der psychischen Krankheiten, bei denen man sich darum Sorgen machen müsste. Möglich ist es natürlich trotzdem, da auch erhöhte Reizbarkeit und Wutausbrüche zu den Symptomen gehören, aber das lässt sich auf keinen Fall pauschalisieren, und ist eben auch nicht die Regel. Es kommt, denke ich, auch auf die Art des Traumas an. Um Traumata zu verarbeiten, kann es zum Beispiel vorkommen, dass Betroffene das Erlebte reinszenieren, also z.B. andere misshandeln/missbrauchen, wenn sie selbst Ähnliches erlebt haben. Auch ist der allgemeine Gefühlszustand eines von PTBS betroffenen Menschen oft sehr negativ und die Symptome können ziemlich frustrierend sein, also sind Wutausbrüche mit Sicherheit möglich.

Aber falls du an den stereotypen psychisch kranken Soziopathen denkst, der nur mit Zwangsjacke in die Nähe anderer Menschen gelassen werden kann, entspricht ein von PTBS Betroffener - wie auch andere oft falsch verstandene psychische Krankheiten - mit Sicherheit nicht diesem Bild.

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Ja, es ist möglich, dass durch solche Erlebnisse eine PTBS ausgelöst wird. Das Hauptsymptom der PTBS sind vor allem Intrusionen/Flashbacks, also ein ständiges inneres Wiedererleben der traumatischen Erlebnisse. Es gibt jedoch noch sehr viele andere Traumafolgestörungen neben der PTBS, die sich teilweise sehr ähneln. Ob dein Freund nun wirklich (nach den offiziellen Klassifizierungen) eine PTBS hat oder etwas anderes, oder evtl. auch nichts klinisch-psychologisch relevantes, kann nur ein Experte sagen. Und auch kann nur ein Experte ihm helfen, die Traumata zu verarbeiten.

Meiner persönlichen Meinung nach ist es allerdings, wenn es um psychische Störungen geht, überhaupt nicht wichtig, was genau jemand hat - es ist nicht unbedingt nötig, einen Namen dafür zu haben. Gerade bei Traumafolgereaktionen finde ich den Begriff "Störung" sowieso irgendwie unangemessen, da es eigentlich keine Störung, sondern eher eine völlig normale Reaktion auf etwas unnormales, eben etwas traumatisches ist, die ein Mensch braucht, um so ein Erlebnis überhaupt überleben zu können.
Fakt ist nämlich: Dein Freund hat etwas Traumatisches belebt und er scheint immer noch darunter zu leiden. Also: Ob PTBS oder nicht, wenn es ihm nicht gut geht, sollte er sich psychologisch beraten lassen!

Viele Grüße an dich und deinen Freund,

Mira

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Ich wurde mit 15 sexuell missbraucht, ich komme noch immer nicht darüber hinweg (jetzt bin ich 19). Soll ich ihn nachträglich anzeigen?

Mit 15 hatte mein Vater einen Asylanten bei uns aufgenommen. Er war glaub ich zu der Zeit 23, ein Student aus Pakistan, der hier Asyl beantragt hat. Mein Vater nimmt solche Leute immer gerne bei sich auf, weil er gerne Menschen hilft.

Auf jeden Fall hat der Typ mich als seine "kleine Schwester" bezeichnet, weswegen ich mir keine Gedanken gemacht habe, ob er was von mir will. Irgendwann hat er mich jedoch verführt ihn zu küssen und ihn mit Petting zu befriedigen. Ich habe mich nicht gewehrt, weil (ich weiß, das klingt echt bescheuert) er mich überredet hat mit dem was er gesagt hat. Damals habe ich mir alle Schuld selbst zugeschoben, ich habe mir gesagt, dass es meine eigene Schuld ist, dass ich es getan habe, er hätte mich nicht gezwungen, ich hätte auch "nein" sagen können. Vielleicht hätte er nicht locker gelassen, aber er hat mich überredet, indem er mir Komplimente gegeben hat und ich damals kaum von Jungs beachtet wurde... jetzt weiß ich, dass es ALLEIN seine Verantwortung gewesen ist, und ich nichts dafür konnte, weil man als junger Teenager manchmal einfach nicht stark genug ist, bzw. sich nicht als wertvoll genug erachtet.

Ich habe es mitlerweile meinen Eltern erzählt und es auch versucht zu verarbeiten und bis jetzt dachte ich, ich hätte es verarbeitet, aber wenn ich daran denken muss (was nicht oft ist), dann denke ich nur an Rache und dass ich ihn hätte anzeigen sollen. Er hat sich witzigerweise bei meinem Vater entschuldigt, bei mir aber nicht. Ein richtiger W***er! Es macht mich einfach so wütend, wenn ich daran denke und ich merke, dass meine Wunden wirklich noch nicht ganz verheilt sind.

Was meint ihr was helfen kann, soll ich ihn nachträglich anzeigen? Wie kann ich diese Wunden vergessen/ wie können diese Wunden heilen? Und wie kann ich mein Rachegefühl und meinen Schmerz lindern?

Danke schon mal im Voraus!

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Erstmal finde ich, dass es schonmal ein großer Schritt ist, dass du es geschafft hast, es deinen Eltern zu erzählen, und dass du auch eingesehen hast, dass du keine Schuld trägst. Vielen Opfern fällt das schwer, und du kannst wirklich stolz auf dich sein!

Sexueller Missbrauch ist leider etwas, das einen oft sehr lange begleitet, und dazu gehören eben z.B. starke Rachegefühle, schmerzhafte Erinnerungen oder ähnliches. Die Folgen variieren von Mensch zu Mensch. "Vergessen" kann man eine derartige Erfahrung für gewöhnlich nicht, aber man kann lernen, damit zu leben. Und das ist normalerweise nur durch professionelle Hilfe möglich. Am besten wäre es, wenn du dich bei einer Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt beraten lässt. Da wirst du sowohl im Hinblick auf Therapiemöglichkeiten als auch auf mögliche rechtliche Schritte beraten. Es mag sich vielleicht erst komisch anfühlen, sich an fremde Menschen zu wenden, aber glaub mir, es kann wirklich sehr, sehr hilfreich sein!

Es gibt verschiedene Arten von Traumatherapie, und manche werden dir vielleicht zusagen, andere eher nicht. Ich persönlich habe mich auf einige Methoden eingelassen, vergeblich, aber ich habe nicht aufgegeben, und schließlich eine Methode gefunden, mit der es mir wirklich schlagartig besser ging. Was ich damit sagen möchte: Heilung ist möglich! Auch wenn man oft nicht das Gefühl hat, dass es irgendwie besser werden könnte. Und du hast, wie gesagt, schon einen wichtigen Schritt getan!

Eine Anzeige zu machen, ist zwar im Grunde eigentlich immer richtig, jedoch können diese Verfahren oft sehr, sehr quälend sein. Detaillierte Befragungen, Glaubwürdigkeitsgutachten, ewige Wartezeiten und dann am Ende ein Freispruch aufgrund von Mangel an Beweisen oder eine viel zu geringe Strafe wegen der bescheuerten Gesetzeslage. Ich würde es mir also wirklich überlegen. Wenn ich sagen würde, ich könnte eine Anzeige jedem empfehlen, würde ich lügen. Wenn du glaubst, dass du das hinkriegst und es für das Richtige hältst, solltest du es aber auf jeden Fall tun! Man muss nur, leider Gottes, auch mit Enttäuschungen leben können.

Ich wünsche dir viel Glück auf deinem weiteren Lebensweg und hoffe, dass du es schaffst, trotz dieser schlimmen Erfahrung, ein glückliches Leben zu führen! Ich bin sicher, du schaffst das :)

Viele Grüße,

Mira

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Ich bin als Kind (vor inzwischen 7 Jahren) vergewaltigt worden, und tatsächlich konnte meine Frauenärztin alte Vernarbungen feststellen (wohl, weil es nicht richtig verheilt ist und eigentlich hätte genäht werden müssen). Sie meinte, dass es eigentlich schon eindeutig auf Vergewaltigung hinweist, allerdings zählt das vor Gericht nicht als Beweis. Als Beweis zählt eine derartige Verletzung tatsächlich nur, wenn die ärztliche Untersuchung binnen 48/72 Stunden (bin mir nicht ganz sicher) stattgefunden hat.

Bei der diagnostizierten PTBS bin ich mir nicht sicher, aber als eindeutiger Beweis zählt das bestimmt nicht. Jedoch glaube ich schon, dass es vor Gericht von Bedeutung wäre.
Es ist sehr mutig, dass du den Täter anzeigen willst! Es ist natürlich immer schwierig nachzuweisen, es gibt aber auch Möglichkeiten wie Glaubwürdigkeitsgutachten u.ä... ich würde es auf jeden Fall versuchen, wenn du es für das Richtige hältst!

Viele Grüße,

Mira

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Ich meinte natürlich gegen den willen der frau, das ist ja klar. Ich weiß auch dass es natürlich falsch ist, es geht mir nur darum, ob das unter vergewaltigung oder "nur" missbrauch fälllt

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