Der Untergang der Titanic war eine sehr unwahrscheinliche Verkettung von Umständen und für sich genommen kleiner Fehler und Fehleinschätzungen die sich zu einer bis dahin nie gekannten Schiffskatastrophe aufsummiert haben.
Am ehesten würde ich hier noch dem Eigner der Titanic Bruce Ismay und dem Kapitän Smith eine "Teilschuld" zuweisen, da Ismay den Kapitän dazu angestiftet haben soll so schnell zu fahren. Angeblich gab es aber auch einen Schwelbrand in einem der Kohlebunker, so dass man die Kohle schnellstmöglich verheizen musste was auch eine mögliche Erklärung für das hohe Tempo wäre - beide Varianten stützen sich aber nur auf sehr wenige Zeugenaussagen.
Hinzu kommt, dass Captain Smith den Kurs der Titanic bereits 10 Meilen nach Süden verlegt hatte - in ein Gebiet in dem man normalerweise keine Eisfelder mehr findet. Diese waren in diesem April außergewöhnlich weit nach Süden vorgedrungen.
Auch Murdoch der zum Kollisionszeitpunkt das Kommando hatte geben viele die Schuld. Die in den Filmen oft gezeigten Vorgänge beim Ausweichmanöver sind faktisch falsch, in der Realität führte Murdoch ein Ausweichmanöver wie nach Lehrbuch durch für das nur der Platz nicht ausreichend war. Zwar hätte er den Untergang wahrscheinlich verhindern können wenn er frontal auf den Eisberg gefahren wäre - der Schaden am Schiff wäre viel größer gewesen aber auf so wenig Abteilungen beschränkt gewesen, dass die Titanic wahrscheinlich nicht gesunken wäre - aber das KONNTE er nicht wissen. Außerdem hätte es allen im Bug schlafenden Arbeitern das Leben gekostet, seine Entscheidung auszuweichen war also für den Moment gesehen richtig.
Oder soll man die Schuld den Konstrukteuren geben die die wasserdichten Schotten nur bis zur Wasserlinie führten und so zuliesen, dass das Wasser über die Decks in die nächste Abteilung fliessen konnte wenn genug Gewicht den Bug nach unten drückt? Man darf dabei nicht vergessen, dass die Titanic für nahezu jede damals vorstellbare Situation ausgelegt war - nur mit der Flutung von vollen 6 Abteilungen hatte niemand gerechnet. Tatsache ist, dass die Titanic technisch gesehen damals eines der sichersten Schiffe der Welt war.
Das trifft auch auf die Ausstattung an Rettungsbooten zu. Heute fasst man sich an die Stirn wenn man hört das nicht genug für alle da waren - damals waren aber sogar mehr Rettungsboote an Bord als gesetzlich vorgeschrieben war. Aber das hat schon nichts mehr mit der Schuld am Untergang zu tun.
Soll man die Schuld dem Ausguck geben der den Eisberg zu spät gesehen hat? Wohl kaum. Es war Neumond, also sehr dunkel. Dunst bildete einen optischen falschen Horizont der das Erkennen von Objekten und ihrer Entfernung erschwerte. Und da die See ruhig, fast spiegelglatt war gab es auch keine Wellen die sich am Eisberg hätten brechen und ihn damit sichtbar machen könnten.
Dem Eisberg die Schuld zu geben wie es hier einige vorgeschlagen haben mutet ein bisschen Unsinnig an aber diese Schuldzuweisung ist auch nicht besser oder schlechter als so gut wie jede andere.
Es wurden viele an und für sich kleine Fehler und Fehleinschätzungen von allen möglichen Personen gemacht. Das gepaart mit einer Menge unwahrscheinlicher Vorkommnisse (wie Eis, das für die Jahreszeit ungewöhnlich weit im Süden war, fast vollständige Windstille) ist die Ursache für den Untergang des Schiffs.
Es ist also keine einzelne Person schuld am Untergang der Titanic.