Eine Gardinensteuer hat es in den Niederlanden NIE gegeben. Die offenen Einseicht hat mit der kalvinistischen Einstellung der Niederlaender zu tun. Man lebte, auch wenn man es sich leisten koennte, nicht in Saus und Braus. Ausserdem hat man nichts zu verbergen. Um dies nach Aussen zu zeigen, verzichtet(e) man auf Gardinen. Es gab allerdings eine Giebelsteuer. Je breiter der Giebel, umso mehr Steuern musste man bezahlen. Dies ist mitunter ein Grund, warum viele Haeuser zwar nur 4-5m breit sind, dafuer aber 4 oder mehr Stockwerke haben. - Das Zeigen der Sparsamkeit hat sich mittlerweile gewandelt. Hollaender geben ein Vermoegen fuer ihre Wohnungseinrichtung aus. Daran wollen sie auch die Nachbarn teilhaben lassen in Form von grossen Fenstern. Im Gegenzug dazu sind sie aber auch verpflichtet soviel Zeugs wie moeglich in die Fenster zu plazieren, damit sie nicht als Egoisten ausgemacht werden. Gardinen sind sehr belangreich fuer das hollaendische Leben. Ueblich sind Kombinationen aus leichten Gardinen und schweren Uebergardinen bis zum Boden. Diese Gardinen werden an der Frontseite Tag und Nacht nicht geschlossen sodass jeder jederzeit nach innen sehen und die Besitztuemer bewundern kann. Selbst die aermsten Hollaender wissen an Geld zu kommen, um aus der 'Voorkamer' einen Tanzsaal zu machen damit jeder Gefallen an der Kaaskoppaustrahlung finden kann. Der gemeine Hollaender moechte nicht 'besichtigt' werden, schaemt sich aber andererseits nicht, beim Nachbrn ungeniert durchs Fenster zu starren. Uebermaessige Neugierde wird durch Anbringen einer unuebersehbaren Masse von Zimmerpflanzen, gerahmten Spietzenbildern oder Tiffany-Scheiben (meist aus Plastik) abgestraft.