Nun.~ Ich weiß nicht, ob ich dir so genau weiterhelfen kann, da sich meine Aufenthalsspannweite in einer Jugendpsychiatrie insgesamt auf vier volle Tage belief (ich habe den Aufenthalt vorzeitig abgebrochen), doch ich kann dir hoffentlich mit meinen Eindrücken weiterhelfen.
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2. Im Durchschnitt sind acht bis zwölf Wochen die Standartzeit für einen solchen Aufenthalt dort. Natürlich kann es, nach Intensität des Falls, auch länger dauern oder es geht so schnell, dass die Ärzte dir empfehlen, früher zu gehen, als geplant.
Wenn deine Eltern keinen Richterlichen Beschluss erwirkt haben, um dich in einer Jugendpsychiatrie unterzubringen, kannst du deinen Aufenthalt jederzeit abbrechen. Deine Eltern besitzen zwar dein Aufenthaltsbestimmungsrecht, allerdings werden Patienten nur mit ihrem Einverständnis in solchen Kliniken behandelt.
3. Nunja. Das kommt darauf an. Mir war so ein vollstationärer Aufenthalt einfach zu viel. Eine Stunde am Tag raus, nur in dieser Zeit bekam ich mein Handy ausgehändigt, mit dem ich auch nur Kontakt zu den Leuten haben konnte, mit denen ich Kontakt haben wollte. Auf meiner Station (Schulverweigerung) gab es, schlicht ausgedrückt, Arschlochkinder, die sich nicht auf ihre Probleme, sondern auf das Mobbing ihrer Mitpatienten beschränkt haben. Allerdings war das wahrscheinlich auch einfach ein totaler Griff in's Klo - auf vielen anderen Stationen sah das Patientenklima ganz anders aus. Allerdings wirst du mit Lästereien untereinander rechnen müssen, denn auf so engem Raum miteinander zu interagieren, wobei Mangelerscheinungen (Außenwelt, Internet, Freunde, Freiheiten, etc.) ziemlich angespannte Luft bei einigen hervorrufen können. Ich kann dir nicht sagen, ob es sich für mich gelohnt hat. Bestimmt hätte es das, da du dort viel mehr intensive Therapieangebote bekommst und auch in einen geregelten Tagesablauf mit Verantwortungen und Regeln eingebunden wirst.
4. Du wirst wahrscheinlich erst einmal mit den dort anwesenden Betreuern vertraut gemacht, in einem Gespräch mit mindestens einem anwesenden Psychologen. In diesem Gespräch wird deine derzeitige Lage ermittelt, da das dortige Personal dich ja auch noch nicht kennt und du wirst, zusammen mit deinen Eltern, einige Vereinbarungen unterschreiben müssen. Die Regeln und ein Tagesplan wird dir ausgehändigt werden, sowie die dortigen Angebote (Ergotherapie, Familientherapie, sonstige Gruppenaktivitäten).
Du wirst den Betreuern scharfe Gegenstände aushändigen müssen, zumindest deinen Rasierer, falls du einen mitnehmen solltest. Im Endeffekt wirst du dann aber erst einmal in Ruhe gelassen, damit du auspacken und "ankommen", dich von deiner Familie verabschieden kannst.
5. Die Besuchszeiten sind, wie du schon sagtest, unterschiedlich. Das ist von Klinik zu Klinik anders. In der Klinik, in der meine Partnerin momentan untergebracht ist, gibt es Besuchszeiten von neun bis einundzwanzig Uhr, allerdings ist das eine Psychiatrie und keine Jugendpsychiatrie.
Nach Hause darfst du jedes Wochenende. Am ersten Wochenende sollst du allerdings in der Klinik bleiben, denn wenn du direkt am ersten WE nach Hause kommst, könntest du Sehnsucht bekommen, "Heimweh", da so eine Klinik eine ganz schön enorme Umstellung ist, und dich dazu entscheiden, doch wieder bequem zu Hause zu bleiben. Das ist bei vielen Fällen so. Ebenfalls bei mir - ich hatte eine Beurlaubung, weil mein Geburtstag auf das WE fiel, an dem ich eigentlich in der Klinik bleiben sollte.
6. Ich persönlich habe ca. ein halbes Jahr auf meinen Platz gewartet. Das kommt allerdings auch wieder darauf an, wie deine Anamnese ausfällt, also deine Testungen, ob es ein besonders schwerer Fall ist und du deswegen in der Warteliste raufrutschst. So eine Warteliste ist sehr lang, musst du dir vorstellen, heutzutage gibt es irrsinnig viele Jugendliche, die viele Probleme mit Depression und Angst-Zuständen haben, deswegen werden den Jugendpsychiatrien auch so sehr die Türen eingerannt. Zwischendurch werden immer wieder Notfälle eingeliefert, die den Platz "nötiger" haben, als jemand, bei dem es nicht so dringend ist. Dann auch noch solche, die mit einem Richterlichen Beschluss in die Klinik kommen und deswegen einige Plätze in der Warteliste überspringen, wegen dem Zeitfenster, in dem der Beschluss noch rechtskräftig ist.
7. In meinem Fall war es so, dass wir es natürlich Klassenlehrerin und Direktorin sagen mussten. Diese Involvierten sind allerdings nicht dazu gezwungen, es auch deinen anderen Lehrern zu sagen. Dein Klassenlehrer wird es deiner Klasse nur auf deinen eigenen Wunsch mitteilen, ansonsten kümmert sich niemand darum.
Ich habe mir dazu natürlich auch schon Gedanken gemacht. Mein Plan war, zu sagen, ich sei in einer ergotherapeutischen Kur, wegen körperlichen Beschwerden. Allerdings entscheidet das jeder selber für sich.
Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig behilflich sein. Viel Erfolg in der Klinik, hoffentlich wirst du alsbald gesünder.~