Hallo Diamantenstern,

mir ging es vor einiger Zeit ähnlich. Anfang des Jahres, als ich mich noch aktiv geschnitten habe, fiel es mir nicht leicht, zu den Wunden und verheilten Narben zu stehen, die offensichtlich als Antwort meiner Krankheit dalagen. Ich habe mittlerweile einen Klinikaufenthalt in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie hinter mir und habe dort gelernt, wie ich mit der Situation umgehen kann, fremden Personen offen und ehrlich meine Fehler zu gestehen.

Der Trick hierbei ist: es gibt keinen. Es gibt kein Rezept, durch das man sich Erfolgsgarantien zusprechen kann. Du kannst allein aus Versuchen Erfahrung schöpfen und Selbstvertrauen gewinnen. Der erste Schritt ist auf diesem Weg, dass du am Anfang lernst, zu dir und dem zu stehen, was du mit deinem Körper angestellt hast. Ich persönlich sage, wenn man mich auf meine Narben anspricht, ganz offen, dass ich mich geritzt habe und sensibler auf schlechte Dinge reagiere, wie andere Menschen. Mit der Zeit, wenn du gelernt hast, dass deine Narben die meisten Menschen gar nicht interessieren, wirst du vielleicht sogar das ein oder andere Geständnis bekommen, dass auch andere Personen sich früher einmal geritzt haben - das sind meistens Leute, von denen man es niemals erwartet hätte!

Zum Schluss kann ich dir wirklich nur sagen, dass du selbst mit diesem Thema in deinem Leben abschließen musst und dich nicht mehr für deine Fehler schämen darfst, um anderen Menschen offen mit deiner ganzen Wahrheit entgegentreten zu können. Aus meinen Erfahrungen heraus, habe ich bemerkt, dass es für viele absolut kein Problem darstellt, solange es auch für dich kein relevantes Thema mehr ist.

Ich hoffe, ich konnte dir damit ein bisschen helfen.

Liebe Grüße und viel Erfolg, Mela.

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Jugendpsychiatrie, wichtig, kennt sich jemand aus?

Guten Morgen,

Ich weiß es ist viel Text aber bitte nehmt euch kurz Zeit, es ist mir wirklich wichtig. Wie die Überschrift schon erklärt habe ich ein paar Frage zu der Jugendpsychiatrie. Zuerst, da ich denke, dass diese Informationen wichtig sein könnten, wollte ich so kurz wie möglich zusammenfassen aus welchen Gründen ich dort hin soll.

Ich leide seit längerem unter Depressionen, die mich extrem einschränken. Das bedeutet, ich habe praktisch "kein richtiges Leben mehr". Ein paar wenige Beispiele sind unter anderem; Ich gehe sozusagen gar nicht nach draußen, treffe mich seit Jahren kaum noch mit Freunden, seit Monaten gar nicht mehr. Ich bin zu so etwas nicht mehr in der Lage,ich bekomme nichts mehr hin, egal worum es geht. Keine Hausaufgaben, kein lernen, teilweise bin ich nicht mal fähig über das Internet Kontakt zu Freunden zu haben, es interessiert mich alles auch einfach nicht mehr. Schule ist demnach der Horror, die letzten Wochen habe ich auch mehrmals einfach geweint obwohl ich sonst (vor anderen sowieso) kaum weinen kann.

Außerdem habe ich ein enormes Angst-Problem. Das habe ich seitdem ich in dem Kindergarten war aber kann nicht genauer darauf eingehen, weil ich sonst riskiere wieder in Angst zu geraten.

Außerdem ist mir in der letzten Zeit aufgefallen, dass ich hin und wieder etwas 'psychotisch' bin, dazu kann ich aber auch noch nichts weiter sagen, da ich mit meiner Therapeutin noch nicht darüber geredet habe.

Sonst begleiten mich noch Dinge wie Schlafstörungen, Gedanken an Freitod, svv (auch von diesen drei Dingen habe ich noch nichts erzählt), alle möglichen Symptome/Folgen der oben genannten Dinge eben.


Jetzt zu den Fragen:

  1. Werden dort noch genauere Diagnosen gemacht, wenn man gerade erst wieder mit einer Therapie anfängt?

  2. Wie lange würde ich wahrscheinlich(!) (ich weiß es ist sehr unterschiedlich) dort bleiben müssen? Und kann ich auch nach einer bestimmten Zeit abbrechen? Ich komme zunächst auf eine offene Station.

  3. Lohnt es sich? Wäre gut wenn Leute die mal dort waren darauf antworten würden :)

  4. Was erwartet mich bei meiner Ankunft?

  5. Wie lange und wann dürfen Besucher in der Regel bleiben? Und wie oft dürfte ich nach Hause wenn ich keine Probleme mache (bin umgänglich und halte mich an Regeln (: ) ?

  6. Wie lange dauert es normalerweise bis man dort einen Platz bekommt? Mir wurde gesagt es geht recht schnell...

  7. Wie habt oder würdet ihr damit in der Schule umgehen? Einfach sagen man ist die nächste Zeit weg weil man in der Psychiatrie ist, machen das die Lehrer, usw.?

Vielen lieben Danke an alle, die sich den langen Text durchgelesen haben (oder auch nur auf die Fragen antworten :D).

Liebe Grüße :)

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Nun.~ Ich weiß nicht, ob ich dir so genau weiterhelfen kann, da sich meine Aufenthalsspannweite in einer Jugendpsychiatrie insgesamt auf vier volle Tage belief (ich habe den Aufenthalt vorzeitig abgebrochen), doch ich kann dir hoffentlich mit meinen Eindrücken weiterhelfen.

1. //

2. Im Durchschnitt sind acht bis zwölf Wochen die Standartzeit für einen solchen Aufenthalt dort. Natürlich kann es, nach Intensität des Falls, auch länger dauern oder es geht so schnell, dass die Ärzte dir empfehlen, früher zu gehen, als geplant.
Wenn deine Eltern keinen Richterlichen Beschluss erwirkt haben, um dich in einer Jugendpsychiatrie unterzubringen, kannst du deinen Aufenthalt jederzeit abbrechen. Deine Eltern besitzen zwar dein Aufenthaltsbestimmungsrecht, allerdings werden Patienten nur mit ihrem Einverständnis in solchen Kliniken behandelt.
3. Nunja. Das kommt darauf an. Mir war so ein vollstationärer Aufenthalt einfach zu viel. Eine Stunde am Tag raus, nur in dieser Zeit bekam ich mein Handy ausgehändigt, mit dem ich auch nur Kontakt zu den Leuten haben konnte, mit denen ich Kontakt haben wollte. Auf meiner Station (Schulverweigerung) gab es, schlicht ausgedrückt, Arschlochkinder, die sich nicht auf ihre Probleme, sondern auf das Mobbing ihrer Mitpatienten beschränkt haben. Allerdings war das wahrscheinlich auch einfach ein totaler Griff in's Klo - auf vielen anderen Stationen sah das Patientenklima ganz anders aus. Allerdings wirst du mit Lästereien untereinander rechnen müssen, denn auf so engem Raum miteinander zu interagieren, wobei Mangelerscheinungen (Außenwelt, Internet, Freunde, Freiheiten, etc.) ziemlich angespannte Luft bei einigen hervorrufen können. Ich kann dir nicht sagen, ob es sich für mich gelohnt hat. Bestimmt hätte es das, da du dort viel mehr intensive Therapieangebote bekommst und auch in einen geregelten Tagesablauf mit Verantwortungen und Regeln eingebunden wirst.

4. Du wirst wahrscheinlich erst einmal mit den dort anwesenden Betreuern vertraut gemacht, in einem Gespräch mit mindestens einem anwesenden Psychologen. In diesem Gespräch wird deine derzeitige Lage ermittelt, da das dortige Personal dich ja auch noch nicht kennt und du wirst, zusammen mit deinen Eltern, einige Vereinbarungen unterschreiben müssen. Die Regeln und ein Tagesplan wird dir ausgehändigt werden, sowie die dortigen Angebote (Ergotherapie, Familientherapie, sonstige Gruppenaktivitäten).
Du wirst den Betreuern scharfe Gegenstände aushändigen müssen, zumindest deinen Rasierer, falls du einen mitnehmen solltest. Im Endeffekt wirst du dann aber erst einmal in Ruhe gelassen, damit du auspacken und "ankommen", dich von deiner Familie verabschieden kannst.

5. Die Besuchszeiten sind, wie du schon sagtest, unterschiedlich. Das ist von Klinik zu Klinik anders. In der Klinik, in der meine Partnerin momentan untergebracht ist, gibt es Besuchszeiten von neun bis einundzwanzig Uhr, allerdings ist das eine Psychiatrie und keine Jugendpsychiatrie.
Nach Hause darfst du jedes Wochenende. Am ersten Wochenende sollst du allerdings in der Klinik bleiben, denn wenn du direkt am ersten WE nach Hause kommst, könntest du Sehnsucht bekommen, "Heimweh", da so eine Klinik eine ganz schön enorme Umstellung ist, und dich dazu entscheiden, doch wieder bequem zu Hause zu bleiben. Das ist bei vielen Fällen so. Ebenfalls bei mir - ich hatte eine Beurlaubung, weil mein Geburtstag auf das WE fiel, an dem ich eigentlich in der Klinik bleiben sollte.
6. Ich persönlich habe ca. ein halbes Jahr auf meinen Platz gewartet. Das kommt allerdings auch wieder darauf an, wie deine Anamnese ausfällt, also deine Testungen, ob es ein besonders schwerer Fall ist und du deswegen in der Warteliste raufrutschst. So eine Warteliste ist sehr lang, musst du dir vorstellen, heutzutage gibt es irrsinnig viele Jugendliche, die viele Probleme mit Depression und Angst-Zuständen haben, deswegen werden den Jugendpsychiatrien auch so sehr die Türen eingerannt. Zwischendurch werden immer wieder Notfälle eingeliefert, die den Platz "nötiger" haben, als jemand, bei dem es nicht so dringend ist. Dann auch noch solche, die mit einem Richterlichen Beschluss in die Klinik kommen und deswegen einige Plätze in der Warteliste überspringen, wegen dem Zeitfenster, in dem der Beschluss noch rechtskräftig ist.
7. In meinem Fall war es so, dass wir es natürlich Klassenlehrerin und Direktorin sagen mussten. Diese Involvierten sind allerdings nicht dazu gezwungen, es auch deinen anderen Lehrern zu sagen. Dein Klassenlehrer wird es deiner Klasse nur auf deinen eigenen Wunsch mitteilen, ansonsten kümmert sich niemand darum.
Ich habe mir dazu natürlich auch schon Gedanken gemacht. Mein Plan war, zu sagen, ich sei in einer ergotherapeutischen Kur, wegen körperlichen Beschwerden. Allerdings entscheidet das jeder selber für sich.

Ich hoffe, ich konnte dir ein wenig behilflich sein. Viel Erfolg in der Klinik, hoffentlich wirst du alsbald gesünder.~

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