Man muß überhaupt nicht GENAU wissen worauf man steht. Vielmehr findet man es irgendwann selbst heraus. Es kann sein, daß man sich seit der Pubertät schon ziemlich sicher ist, andererseits kenne ich auch Leute, die erst mit 40 ihre bis dahin erfolgreich verdängte Homosexualtiät erkannt und zugelassen haben.
Ebenso gibt es meiner Meinung auch unendlich viele Abstufungen zwischen Hetero Homo und Bi. Wie slimatnight schon in seiner treffenden Art formulierte, ist das ein Persönlichkeitsrecht. Und daraus folgt auch, daß man niemandem Rechenschaft schuldig ist für seine Sexuelle Identität.
Leider müssen auch die Eltern oft eine Art Comming Out durchmachen, wenn ihr Kind sich geoutet hat. Meistens kommt die Nachricht ziemlich prompt, während beim Kind vorher ein längerer Prozeß stattgefunden hat. Da ist es oft für Mütter schwierig, zu akzeptieren, daß ihre Planung von Enkelkindern und der ordnungsgemäße Nestbau ihres Kindes nicht so verlaufen wird, wie sie es 20 Jahre lang glaubten.
Meine Mutter hatte da auch gewisse Probleme. Sie mußte halt etwas, wovon sie immer gesagt hatte , "ja klar, Homosexualität ist doch ganz normal" plötzlich als indirekt betroffene selbst erleben. Und als Eltern ist man ja auch von der Ablehnung durch gewisse Teile der Gesellschaft betroffen.
Ich sagte mit ca. 20, ich sei bi; einerseits um sie erstmal nicht total zu überfordern und andererseits auch, weil ich mich selbst noch nicht traute, das schlimme Wort "Schwul" wirklich auszusprechen. Im Nachhinein sehe ich das als Fehler, weil Bi natürlich immer die Hoffnung nährt, es könnte ja doch noch "richtig" laufen und er nimmt sich ne Frau.
Mir ist auch aufgefallen, daß viele Leute, die vorher nie mit Homosexualtiät zutun hatten, überhaupt keine Ahnung von dem Thema haben. Das betrifft auch weltoffene, intellektuelle und gebildete Eltern. Die Vorstellungen, wenn sich ein Kind outet, sind anfangs ziemlich naiv. Zum Beispiel: "was haben wir in der Erziehung falsch gemacht", oder "ok, das ist jetzt nur eine Phase, irgendwann legt sich das" oder "vielleicht hat er ja nur ein wenigst Angst vor Frauen, er hatte auch noch nie ne Freundin".
(Übrigens ähnelt das auch den Vorstellungen, die ich selbst hatte, als ich mit mir haderte und mir wünschte, einfach nur normal zu sein).
Das sollte eigentlich gar kein so langer Roman werden :) Was ich sagen will ist:
Liebe Eltern, laßt los, informiert Euch im Netz oder sogar in Beratungsstellen oder im Freundeskreis Eures Kindes, denn Ihr hängt genau so mit drin. Setzt Eure Kinder nicht auch noch mit irgendwelchen Enkelkindforderungen unter Druck. Das schadet nur zusätzlich.