Guten Morgen erstmal,
zu aller erst auch von mir herzlichste Glückwunsche! Ein Jahr kann so lange sein..
Ich kenne dich überhaupt nicht, kann dich weder einschätzen, noch abwägen welcher Tipp für dich sinnvoll sein könnte oder nicht. Aber da du nur nach Alternativen fragst, möchte ich dir einfach mal etwas von mir erzählen.
Ich habe mich sechs Jahre lang selbst verletzt und dies in allen Variationen. Im Letzten dieser Jahre kam ich mit meiner damaligen Freundin zusammen. Auch wenn ich mir alle Mühe gegeben habe sie von dieser Seite meines Lebens fern zu halten, hat mir das Gefühl liebenswert zu sein damals ungemein geholfen. Also ja, Liebe kann auch hierbei sehr nützlich sein. Allerdings sucht man sich das wohl nicht aus. "Oh ich mir würde wohl dauerhaft Zuneigung sehr wohl tun in meinem derzeitigen Lebensabschnitt, lass mal eine Beziehung suchen!" - als ob.
Jedenfalls habe ich innerhalb von Wochen mit all dem aufgehört. Nach weiteren sechs Monaten hatte ich an einem für mich sehr unschönen Jahrestag einen Rückfall. Damals habe ich mir geschworen das nie wieder durchgehen zu lassen. Um meinem Vorhaben mehr Gewicht zu verleihen und die unschöne Verbindung zu diesem Datum hinter mir zu lassen, habe ich beschlossen mir genau jenes Datum eines Tages tätowieren zu lassen.
Das mag nicht jedermanns Fall sein, jedoch ist das nun drei Jahre her und seit einer Woche trage ich diese Zahlen tatsächlich unter meiner Haut. Mir hat es in der Zwischenzeit sehr geholfen an diesem Gedanken festzuhalten, mit mir selbst einen Wettbewerb zu starten. Das Tattoo war der Hauptpreis und ich habe ihn erspielt.
Damit möchte ich nur sagen: Um die beste Alternative für dich zu finden, musst du nicht unbedingt alle Skills-Listen abarbeiten. Anstatt dir einen Ersatz zu suchen, wäre ein Ansporn weiterhin durchzuhalten auch eine Möglichkeit.
Um aber nicht nur leere Worte unter deinem Beitrag zu hinterlassen noch ein paar handfeste Methoden:
- Der so genannte "Notfallkoffer" Dieser kann alles mögliche sein, ein Kosmetikbeutel, ein Schachtel, eine Dose, etc. In ihn füllt man Dinge, die einen ablenken sobald man den Drang nicht so einfach los wird.
- Ein Beispiel hierfür wäre etwas, dass dir ebenfalls Schmerzen bereitet, ohne dich zu verletzen. Also Gegenstände wie Haargummis, Haushaltsgummi und was allem noch so einfällt, die man sich unter anderem ans Handgelenk pfetzen kann.
- Oder Lebensmittel, die deinen Geschmackssinn ablenken. Chilli, Zitronen, etc. Saure Kaugummis gehen auch. Je nachdem bei für dich sauer, scharf oder sonstiges Extrem ist.
- In den "Koffer" kannst du natürlich auch einen alten MP3-Player legen. Einige Menschen ertragen nur fröhliche Musik, wenn es ihnen nicht gut geht. Mir hingegen hat das passendste (Wut, Trauer, ..) immer am meisten geholfen, da ich meine Gefühle so auf eine andere Art und Weise ausleben konnte.
- Bilder. Fotos, selbstgemalte Bilder und der Gleichen können ebenfalls beruhigend wirken. Falls das bei dir zu trifft kannst du beispielsweise ein Foto mit deinen Eltern hineinlegen, dass dich daran erinnert ihnen nicht mehr Kummer zu machen. Oder ein Foto auf dem man dich ohne Narben - aber mit Haut - sieht. Achte einfach darauf dass es aus einer glücklichen Zeit stammt und in irgendeiner Hinsicht eine Motivation für dich darstellen wird. (Nichts das dich neidisch macht, bewirkt dass du in negativen Zeiten schwelgst, etc.) Auch in helles Licht schauen oder im halbdunklen versuchen zu Lesen wäre dankbar, aber vor allem auf Dauer sind solche Angelegenheiten nicht zu empfehlen.
- Natürlich kannst du auch deine Nase in allerlei Abwandlungen tyrannisieren. Da mich diese Art der Skills aber nie angesprochen hat, fallen mir dazu gerade auch keine nützlichen Beispiele ein, Verzeihung.
Wie du siehst laufen alle dieser Möglichkeiten auf eine Übereizung der Sinnesorgane hinaus. Fühlen, Schmecken, Hören, Sehen und Riechen. Eines diese Organe mit Eindrücken zu überhäufen sorgt dafür dass wir uns automatisch nur noch darauf konzentrieren. Ziel sollte sein den "Notfallkoffer" oder zumindest die wirkungsvollsten seiner Inhaltsstücke immer bei dir zu tragen. So hast du in einer ernsten Situationen alles notwendige zur Hand, um dich lange genug von dem größten Druck mit einer Reizüberflutung abzulenken, bis dieser vergeht.
Um auf Dauer leichter durchs Leben zu gehen können auch durchaus neue Hobbys helfen. Man entdeckt sich selbst neu, entwickelt sich weiter und das Beste ➡ Ein anderes Ventil wurde gefunden. Ich unterstelle dir nun einfach mal dir nicht noch die Vorteile einer (vorzugsweise tiefenpsychologischen) Therapie zur Aufarbeitung der Ursachen nennen zu müssen.
Ach was mir auch noch geholfen hat: Zu den Narben stehen! Da sie bei mir nur noch durch lange Kleidung zu verstecken sind, habe ich mich dazu entschieden meine Narben nicht länger zu verstecken. Steh zu dir !
Entschuldige dass mein Beitrag nun so unendlich lang geworden ist. :D
Viel Erfolg weiterhin