Das Sexuelle vom Persönlichen abspalten zu wollen, ist ein Schutzmechanismus, um sich mit sich selbst und/oder der Vergangenheit nicht auseinander zu setzen.

Ein BDSM Video angeschaut und jedem Menschen, der auf seine Empfindungen zugreifen kann, wird klar, dass es hierbei nicht um eine Vorliebe wie zu Kaffee und Kuchen gehen kann.

Viele Menschen, die BDSM betreiben - und das auf einem sehr ausgeprägten Level - geben an, dass sie sich sicher seien, dass es schlichtweg eine Vorliebe sei, "wie andere eben Vorlieben für Kaffee und Wein im Alltag entwickeln". Geschmackssinn hängt mit einem Sinnesorgan zusammen. Richtig ist: Menschen haben eine genetische Disposition wie stark sie eine Vorliebe oder gar Suchtverhalten entwickeln können.

Dass Lust- und Schmerzzentrum nahe beieinander liegen, erklärt hingegen nicht, warum ich es sexuell erregend finde, im Extremfall Menschen heftige Schmerzen zuzufügen, sie als Stück zu "nehmen", indem ich sie mit Masken unkenntlich mache oder mich umgekehrt roher Gewalt und Demütigung aussetze.

Nachweislich sind bei Menschen mit einem geringeren Empathievermögen gewisse Gehirnareale weniger entwickelt. Biologie steht also im Zusammenhang mit dem, was wir als Charakter wahrnehmen und bezeichnen. Allerdings wurde ebenfalls nachgewiesen, dass der Lebenslauf eine entscheidende Rolle spielt, wie unsere genetischen Dispositionen sich im Leben auswirken, wie wir mit anderen in Kontakt treten, welche Vorlieben wir hier entwickeln.

Ebenfalls ist häufig zu beobachten, dass Menschen, die Missbrauch und Demütigung in ihrer Kindheit erfahren haben, diesen auch im Erwachsenenalter in ihrer Sexualität suchen. Es ist ein Mechanismus, der dazu führen soll, dem Schmerzhaften der Vergangenheit weniger Gewicht einzuräumen, indem es als etwas Gewöhnliches umgedeutet wird. Nur so kann die Sexualität aufrecht erhalten bleiben.

Ebenfalls häufig zu beobachten ist, dass Menschen mit dem Wunsch, andere zu demütigen und Gewalt zuzufügen, ein sehr niedriges Selbstwertgefühl besitzen und in der Vergangenheit Verletzungen ausgesetzt waren, die zu Hass, Wut und hoher Verunsicherung geführt haben. Solche Menschen können schlecht auf ihre Empfindungen zugreifen, geschweige denn mit ihnen umgehen. Auch sie nutzen Sexualität als Mittel der Schmerzlinderung.

Menschen reagieren unterschiedlich auf gewisse Ereignisse. Was für den einen unproblematisch bleibt, verletzt den anderen aufgrund seiner Veranlagung zutiefst. Es ist demnach zu kurz gedacht, zu sagen, dem ist doch nichts Schlimmes widerfahren - daran kann es nicht liegen.

Persönlichkeit speist sich also aus dem Zusammenspiel von Genetik und Erlebten.

Sexuelles Verlangen nach Demütigung und Schmerz kann nicht mit einer rein körperlichen Veranlagung erklärt werden.

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