Ständig Angst vor eigenem Pferd?

Hallo ihr Lieben! Habe leider ein großes Problem, das mich momentan total beschäftigt. Ich habe mir vor rund 2 Jahren ein Pferd gekauft. Er, ein WB-Wallach, war damals 5 und so gut wie roh. Ich kenne den Züchter schon einige Jahre, bin auch schon seine Pferde geritten. Auch meine langjährige RL kannte/kennt die Pferde, und eben auch den Wallach. Sie war schon immer begeistert von dem, und meinte immer, wenn sie genug Geld hätte, würde sie sich den kaufen. Wie der Zufall und das Schicksal es so will, habe ich es wirklich gewagt, den Wallach zu kaufen. Ich hatte die Zusage von meiner RL, dass sie mich jederzeit unterstütze würde und das gab mir Vertrauen in die Sache. Ich hatte schon gehört, dass der Wallach wohl nicht einfach wäre, er wurde dem Züchter schon einmal zurück gegeben, irgendwie war das total schräg, er hatte am ganzen Körper Ausschlag und war wohl sehr hergenommen worden von den Leuten. Hatte auch mal gehört, dass die gesagt haben, er wär ein unmögliches Pferd. In den ersten Monaten nach dem Kauf, konnte ich davon nichts bemerken. Das erste halbe Jahr war der Wallach zu 99% ein purer Goldschatz. Für ein junges, rohes Pferd total cool. Ich konnte von Anfang an mit ihm am Halfter spazieren gehen, jegliche alltägliche Dinge, die ein anderes Pferd in dem Ausbildungsstand erstmal lernen musste, waren für ihn einfach selbstverständlich. Bald bekam er starke Mauke und ich musste über Monate hinweg jeden Tag alle 4 Füße behandeln. Ich kroch also regelmäßig zwischen seinen Füßen umher, hatte stundenlang seine Beine in der Hand und es war sicher nicht immer ganz schmerzfrei für ihn. Und er ließ das alles über sich ergehen und hat nicht einmal aufgemuckt. Erste Tierarztbesuche waren null Problemo - Spritzen usw alles kein Thema. Nach dem ersten halben Jahr, also eigentlich in der zweiten Winterhälfte, fingen die Probleme dann schleppend an. Begonnen hat es mit sich nicht mehr einfangen lassen am Paddock, dabei drohen und weglaufen. Gifteln beim Putzen und Satteln, aufmüpfig werden beim Führen, das ganze ging so weit, dass er auch anfing, sich loszureissen und dabei auch noch auszuschlagen. Hab ihn dann in Beritt gegeben, da spitzte sich das alles teilweise noch weiter zu. Einmal ließ er die Bereiterin nicht aufsteigen und schlug dabei sogar nach ihr. Sie hat sich aber nicht beeindrucken lassen und das war auch das letzte Mal, dass er das tat. Aber nur dass ihr wisst, was der so drauf hat. Auch beim Führen hat er sich mehrere Male bei ihr losgerissen, einmal hat er sogar dabei ausgeschlagen und sie am Arm getroffen. Sie meinte auch, das Pferd wäre ein dominanter Idiot, und ich soll den lieber verkaufen denn der wird immer wieder nachfragen und sich immer wieder was neues einfallen lassen, ich als Freizeitreiterin würde da ein geeigneteres Pferd finden. Reiterlich war er zu der Zeit top - er lief spitzenmäßig unter dem Sattel und irgendwie hat sich das Führproblem auch bald ich sag jetzt mal normalisiert. Weiter im Kommentar

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Habe dann angefangen ihn mit Kette zu führen, da er sich dann auch an der Aufstiegshilfe vor dem Aufsteigen losgerissen hat. 

Auch beim Ausreiten war/ist er normalerweise sehr ruhig und nervenstark. Bin mit ihm schon bald auch alleine unterwegs gewesen und es gab nie gröbere Vorkommnisse. Aber in letzter Zeit ist auch das schwieriger geworden, er war oft sehr nervös, versucht stehen zu bleiben oder umzudrehen. Prustet oft und ist guckig. Glänzende Gegenstände, in denen sich die Sonne spiegelt, sind der blanke Horror für ihn. 

Meist ist er jetzt auch auf dem Stallgelände sehr unruhig und guckig. Beim Reiten wurde er immer frecher, schlägt nach dem Schenkel oder der Gerte wenn ihm was nicht passt. Dabei buckelt er auch manchmal oder schießt los. Alles was zu viel an Druck ist - Katastrophe.

Beim letzten Blutabnehmen kriegte er sich gar nicht mehr ein. Gab dem Tierarzt sogar eine Kopfnuss. Ohne Nasenbremse wäre gar nichts möglich gewesen.

Ich nehme regelmäßig Unterricht, bemühe mich abwechslungsreich mit ihm zu arbeiten. Bemühe mich, ihn zu gymnastizieren. Zahnart, Osteopath, Sattler - sind alle regelmäßig im Haus.

Aktueller Status: Pferd wird seit gut 4 Wochen gar nicht mehr geritten weil ich einfach eine Pause gebraucht habe. Ich longiere ihn momentan viel, lass ihn mal frei laufen oder freispringen. Hab das Gefühl es tut uns beiden gut, immerhin hatte er seit dem Anreiten noch nie so richtig eine Pause. Ich möchte jetzt aber bald wieder mit dem Reiten anfangen, merke aber, dass ich schon bei alltäglichen Dingen wie Pferd holen, Pferd anhängen, Pferd putzen, fertig machen zum longieren, Schiss habe. Die ganze Zeit kreisen meine Gedanken darum, was er jetzt nicht gleich alles machen könnte, in meinen Gedanken traue ich ihm ALLES zu. Obwohl in letzter Zeit nichts gravierendes vorgefallen ist, außer dass er oft nervös und guckig ist. Ich hab die Selbstverständlichkeit im Umgang verloren, mache alles zu einem Problem, sei es das Putzen, das Führen, einfach ALLES. Ich habe Schiss vor meinem eigenen Pferd. Und ich befürchte, dass er das merkt, und deshalb so unsicher ist. Das ist wohl diese sogenannte Abwärtsspirale :-( 

Ich überlege schon, ihn zu verkaufen. Er ist ein tolles Pferd, stelle mir aber die Frage, wer mir wohl dieses Pferd abkaufen würde und ob ich das wirklich möchte.

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