Hey Worldgone,
ich kann sehr gut verstehen wie sich das alles für Dich anfühlt, wie enttäuscht Du bist und, dass Du Dich unfair behandelt fühlst, gerade weil Du in Deinen Augen alles getan hast was in einer Beziehung wichtig ist.
Hier haben wir in meinen Augen jedoch genau den Knackpunkt der Eure Beziehung schleichend zum Scheitern gebracht hat:
Ihr seid beides Individuen und jeder von Euch hat ein ganz eigenes Bild einer "perfekten" Beziehung. Ein ganz eigenes Bild der Dinge die in einer Beziehung wichtig sind und die es ausmachen. Die Vorstellung davon wie eine Beziehung idealerweise auszusehen hat werden von vielen Faktoren geprägt (Die Organisation innerhalb der eigenen Familie, vereinfacht gesagt "was haben mir meine Eltern vorgelebt", soziale Prägung "Was hält die Gesellschaft für normal", eigene Werte und Moralvorstellungen, die jedoch auch ganz stark von der geschellschaftlichen Prägung abhängen).
Aus diesem Grund bringt uns die Frage:"Was ist normal? Darf sie das denken? Kann sie das so sehen? etc." nicht weiter, denn sie kann sehen, fühlen und werten was sie will. Die Frage die Dich an dieser Stelle tatsächlich weiter bringt ist:"Was will sie denn wirklich und wie kann ich das mit meinem eigenen Bild in Einklang bringen? Will ich das überhaupt mit meinem eigenen Bild in Einklang bringen oder sind unsere Bilder einfach zu unterschiedlich?".
Wenn ich in Deinem Text richtig zwischen den Zeilen lese, dann beschäftigst Du Dich ausschließlich mit dem was sie Dir fordergründig sagt: - Ich muss Dich zu viel motivieren - Dir ist Deine Karriere nicht wichtig genug - Mir ist meine Karriere wichtiger als unsere Liebe - Dein Englisch ist unattraktiv.
Aber ist es wirklich das was sie Dir damit sagen wollte?
Kann es sein, dass sie Dir gelegentlich mal Dinge an den Kopf geworfen hat wie:"Ach, Du verstehst mich einfach nicht!"?
Deine Exfreundin scheint sehr zielstrebig im Leben zu sein und ich gehe davon aus, dass Sie bereits jetzt, mit 23, einen relativ genauen Plan im Kopf hat wie sich ihr Leben entwickeln soll. Dazu gehört sicherlich auch die Familienplanung. Deinem Text entnehme ich, dass Deine Freundin sehr auf Sicherheit bedacht ist. Sie will sicher wissen, dass sie einen Mann an ihrer Seite hat, der sie sicher durchs Leben begleiten kann. Der Fels in der Brandung... die Schulter zum Anlehnen. Verdammt und wenn ich schwanger werden? Ist dieser Mann in der Lage mich und meine Kinder zu ernähren? Du darfst nicht vergessen, dass gerade beim Sex die Frau die "gefährlichere" Position inne hat. Sie ist diejenige die schwanger wird. Was ist wenn er mich dann hängen lässt? Was ist wenn er nicht genug verdient um uns am Leben zu erhalten? Das sind Gedanken die sich Frauen ständig machen.
Frage Dich mal ob Du genau dieser Mann warst. Ob Du ihr durch Dein Verhalten diese Sicherheit gegeben hast, oder ob Du doch eher flatterhaft und in mancherlei Hinsicht desorientiert gewirtk haben könntest.
Fordergründigt hat sie Dir gesagt, dass sie will, dass Du trainieren gehst, karriere machst, besseres Englisch sprichst ... aber eigentlich hat sie nur danach geschrien, dass Du ihr mehr Sicherheit im Leben gibst. Du sagst ja selbst, dass es auch schon so war als sie Dich definitiv noch geliebt hat.
Wir haben alle Grundbedürfnisse nach Sicherheit, Abwechslung/Abenteuer, Bedeutung, Liebe und Verbindung, Wachstum. Bei einem ist das eine Grundbedürfnis stärker, beim anderen weniger stark ausgeprägt. Daher wirkt es sich selbstverständlich auch auf unsere Gefühle aus, wenn permanent diese Grundbedürfnisse nicht befriedigt werden. Wenn das so ist ändert sich auch zwangsläufig unsere Haltung zu unserem Partner und er wirkt schnell nicht mehr so attraktiv auf uns.
Sie wird sich selbst nicht darüber im klaren sein warum sie sich letztlich so entschieden hat und, dass es ausgerechnet ihr stark ausgeprägtes Bedürfnis nach Sicherheit ist, dass ihre Gefühlswelt ins Wanken gebracht hat. Sie hat unbewusst einfach nur gemerkt, dass ihr etwas fehlt, deshalb hat sie selbst auch fordergründig genau diese Dinge angeführt. Daher hättest Du auch nicht genau diese Dinge tun müssen um ihr mehr Sicherheit zu geben. Das hättest Du vermutlich auch einfach durch Dein Verhalten machen können, z.B. indem Du ein wenig mehr Drive, mehr Eigeninitiative, Kreativität in Eurem gemeinsamen Umgang, Unternehmungen, etc. schaffen können.
Ich kann sehr gut nachempfinden, dass sich das für Dich alles unfair und unverständlich anfühlt, aber frage Dich mal ob Eure Entwicklung für Dich nun plausibler erscheint. Ich weiß nicht wo sie derzeit steht, aber ich könnte mir sogar vorstellen, dass Du das ganze noch ausbügeln könntest wenn Du diese Dinge für Dich verinnerlichst und einen Neustart überhaupt noch willst.
Ich hoffe ich konnte dir helfen und dir vielleicht auch das ein oder andere große Fragezeichen nehmen. Wenn Du magst und noch Fragen hast schick mir auch gern eine PN. Herzliche Grüße Legolas