Wenn er sich selbst als hetero sieht und auch so wahrgenommen werden will, sollte man das respektieren, selbst wenn es sich manchmal widersprüchlich anfühlt. Vielleicht ist er sich seiner Gefühle wirklich noch nicht sicher, vielleicht steckt mehr dahinter. Aber: Es ist nicht unsere Aufgabe, ihm seine Identität zu erklären oder ihn „entdecken“ zu wollen. Dieses mögliche „I can fix him“-Denken ist verständlich, aber langfristig verletzend, für beide Seiten.
Was ich aber schonmal stark finde ist, dass du selbst sagst, dass du rational bereit wärst, loszulassen. Das bedeutet, du wärst auch fähig, ein klares „Ich empfinde nichts für dich“ zu akzeptieren, selbst wenn’s wehtut. Das wäre schonmal sehr reflektiert von dir, wenn es denn stimmt. Gleichzeitig versteh ich total, dass dein Herz trotzdem weiter nach Indizien sucht und dass selbst kleine Momente riesig werden, wenn man sich danach sehnt, dass da etwas ist. Aber auch wenn daraus keine Liebe wird, heißt das nicht, dass es „nichts“ war. Im Gegenteil: Es klingt, als hättet ihr ehrlich schöne, bedeutsame Momente geteilt. Und vielleicht ist genau das jetzt eure Realität: Ein stilles Band zwischen euch, das nicht benannt werden kann, aber trotzdem wirkt.
Du musst auch gar nichts überstürzen. Es gibt keine Pflicht, sofort zu handeln oder Klarheit zu erzwingen. Wenn du merkst, dass du die Begegnungen gerade noch aushalten kannst, dann lass sie kommen, wie sie kommen. Nimm dir die Zeit, in dich hineinzuhorchen: Was willst du wirklich, von ihm, für dich? Und was bedeutet dir sein Glück, auch wenn es dich vielleicht nicht mit einschließt? Wenn du aber spürst, dass die Ungewissheit dich zu sehr auffrisst, dann wäre n ehrliches Gespräch vielleicht ne Option. Jetzt kein Drängen, auch kein Ultimatum, sondern n offenes Angebot, Klarheit zu schaffen. Nicht für ne Entscheidung, sondern für Verständnis. Was auch immer er sagt oder nicht sagt, wird seine Wahrheit sein. Und du wirst für dich entscheiden können, ob und wie du damit weitergehen willst.
Ein Gedanke noch: Du hast erwähnt, dass du ein Fake-Tinder-Profil genutzt hast, um mehr über ihn herauszufinden. Ich versteh total, warum man in so einem Moment auf so eine Idee kommt. Der Wunsch nach Gewissheit, nach ner Antwort, kann echt verzweifelt machen. Aber: Solche Wege führen selten zu dem, was wir eigentlich suchen. Im Gegenteil, sie schaffen oft ein neues Unwohlsein. Für die Zukunft würde ich das lieber lassen. Du brauchst das nicht (finde ich). Du wirkst stark genug, es auf ehrliche Weise zu klären oder auch ehrlich loszulassen. Und egal, wie es weitergeht: Du hast nichts falsch gemacht, solange du aus Mitgefühl handelst für dich und ihn. Liebe kann verdammt schwer sein. Manchmal ist das Einzige, was wir tun können, aufrichtig da zu sein, ohne Erwartungen, aber mit Rückgrat.
Halte uns gern auf dem Laufenden.