Ich glaube nicht, dass so ein starker Zusammenhang zwischen Homosexualität und Transsexualität besteht: Klar, viele Transsexuelle haben sich vorher als lesbisch identifiziert. Aber längst nicht alle. Menschen, die ihr körperliches Geschlecht wechseln, haben ja einen langen Leidensweg hinter sich; Operationen, Gesundheitsrisiken, Diskriminierung - und am Ende die Gewissheit, dass der Körper biologisch betrachtet niemals vollständig dem Geschlecht angehören wird, als das man sich empfindet. Das macht niemand, nur weil er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Da spielen ganz andere Faktoren eine viel entscheidendere Rolle. Insofern würde ich sagen, der Zusammenhang zwischen Trans- und Homosexualität ist nicht bzw. nur sehr schwach vorhanden, jedenfalls ist Homosexualität nicht die Hauptmotivation.
Jetzt zum "Wechsel" der Sexualität. Zunächst einmal ist es ziemlich selten, dass sich die Sexualität durch Hormoneinnahme so vollständig wandelt. Schon ein wenig häufiger ist es, dass die Person plötzlich bisexuell wird. Warum das geschieht, darüber kann man wohl nur spekulieren: Vielleicht war die Person immer schon bi/ stand auf Männer und konnte sich das nur nicht eingestehen. Manche Leute behaupten sogar, Testosteron könne Transmänner schwul machen. Aber eines ist die sexuelle Orientierung ganz bestimmt nicht: eine bewusste Wahl. Insofern verstehe ich nicht ganz, warum du an der "Glaubwürdigkeit" von LGBT zweifelst.
Um es kurz zu fassen: Ich bin zwar nicht zur Gänze davon überzeugt, dass sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität vollständig unabhängig voneinander sind, aber der Zusammenhang, dass eine Person sich für trans hält, weil sie homosexuell ist, sehe ich nicht. Und sollte sich ihre Sexualität ändern, dann ist das sicherlich nicht ihre freie Entscheidung. Wäre eines von beiden eine Entscheidung, wäre dann nicht so gut wie jeder Mensch hetero und zufrieden mit seinem Geburtsgeschlecht?
Ob man Transsexualität als körperliche oder als seelische Krankheit betrachtet, ist ja letztlich jedem selbst überlassen. Wenn jemand sich auf eine Ansicht versteift hat, bringt es meiner Meinung nach auch nichts, ihn vom Gegenteil überzeugen zu wollen, dafür gibt es viel zu wenig Beweise auf beiden Seiten. Die Wortwahl "unfassbar gestört" finde ich dann aber doch bedenklich: selbst wenn du der Ansicht bist, Transsexualität sei eine psychische Krankheit (so lese ich deinen Kommentar), dann müsstest du zumindest erkennen, dass Betroffene sich zumindest diese vermeintliche "Krankheit" nicht ausgesucht haben. Jemanden in dieser Situation auch noch als "unfassbar gestört" zu bezeichnen, halte ich für bedenklich.