Aber wie hätte sich Jung das Vorhandensein bzw. Zustandekommen solcher Mischbildungen erklärt?
Und nur kurz am Rande zur weniger individuellen Vorgehensweise Jungs. Ich behaupte, Jung deutete einen Traum individueller als Freud dies tat. Freud sah in allem eine riesige Wunscherfüllung unbewusster Inhalte, Jung eine Kompensation. Doch fordert das Feststellen eines kompensierenden Charakters ein rein individuelles Vorgehen, dass den gesamten individuellen Kontext des Menschen betrifft. Freuds Wunscherfüllungen, gingen im allgemeinen auf das Versagen infantiler Kindheitswünsche zurück, deren Zustande kommen in 3 Phasen des menschlichen Lebens geschehen mussten, in den ersten 5 Lebensjahren und deshalb eher als allgemeingültige als indivivduelle Versagungen zu deuten sind. Und falls man auf das Symbollexikon Bezug nehmen will, muss man festhalten, dass Jung strengstens unterschied von kollektiven und individuellen Symbolen. Selbst die Archetypen, welche den kollektiven Symbolen angehören, sind zwar in ihrer Ausprägung kollektiv doch in der Ursache ihres Zustandekommens ausschließlich individuell, als das sie eine individuelle kompensatorische Funktion haben. So können 3 Personen zwar haargenau die gleichen Träume haben, aber ihre jeweilige Bewusstseinslage entscheidet über Sinn des Traumes. Freud hingegen sah in allen länglichen Dingen phallische und in allen Türen oder Luken Symbole des weiblichen Geschlechtsorgans. Zudem merkte Jung an, dass der beste Therapeut, zwar das gesamte Traumlexikon auswendig kennen lernen soll und auch über alle Archetypen und mythologischen BIlder wissen müsse, dieses Wissen aber, sobald er auf Patienten oder Träumer trifft, gänzlich außen vor zu lassen hat.
Meiner Meinung nach wird Jung zu oft zu absolut gesehen und dadurch verkannt.