Erfahrungsbericht „Rainbow Garden Village“

nicht aktualisierte Projektinformationen (…) aus der Luft gegriffene Preise (…) nicht vorhandene Unterkünfte (…) schlechte Kommunikation (…) total unorganisiert

Guten Tag,

mein Name ist Jana und ich reiste über einen Zeitraum vom sechseinhalb Monaten von Uganda, über Kapstadt bis hin nach Sri Lanka. Meine Reise wurde von der Organisation „Rainbow Garden Village“ organisiert.

Hier möchte ich nun von meinen Erfahrungen berichten.

Meine Reise begann in Uganda. Dort wollte ich ein zweimonatiges psychologiegestütztes Praktikum absolvieren.

Am 05.10.22 kam ich mit einer weiteren Volontärin am Flughafen Entebbe in Uganda an. Nachdem wir die typischen Prozeduren eines ankommenden Fluges hinter uns hatten, hielten wir Ausschau nach Josef Ssali. Er war unser Kontaktmann vor Ort und sollte uns unseres Wissens vom Flughafen abholen. Statt Josef sahen wir in der Menge vor dem Ausgang einen Mann mit einem Schild, welches meinen Nachnamen trug. Wir traten an ihn heran und erfuhren, dass er mich abholen soll und von Josef geschickt wurde. Neben mir, war außerdem eine weitere Volontärin mitgereist, von der der Fahrer allerdings nichts zu wissen schien. Nachdem wir erklärten, dass das Mädchen auch von „RGV“ kam und ebenfalls zu Josef gebracht werden sollte, hat er uns glücklicherweise beide mitgenommen.

Wir fuhren von Entebbe Richtung Hauptstadt und dann weiter in einen Vorort namens Kasangati.

Nach etwa einer Stunde kam das Taxi in einer Seitenstraße zum Stehen. Josef treffe uns hier, sagte der Taxifahrer. Diverse Minuten vergingen und langsam machten wir uns Sorgen. Wir standen schließlich irgendwo im nirgendwo, saßen mit einem Fremden statt unserem Kontaktmann im Auto und kontaktieren konnten wir ohne Sim-Karte nun mal auch keinen.

Nachdem unser Fahrer viele Male telefoniert hatte, fuhren wir auf einen Parkplatz und trafen Josef.

Er war mit dem Auto gekommen und wir dachten, er führe uns ab dem Punkt selbst zu seinem Haus.

Dem war nicht so.

Ein paar Männer nahmen uns das Gepäck ab und brachten es in ein Haus. Josef stellte sich kurz vor und sagte, dass wir hier heute schlafen. Wir folgten den Männern ins obere Stockwerk und Irene (Josef´s Frau) fragte uns, wann wir etwas essen möchten und ob wir Josef heute nochmal sehen möchten. Wir wunderten uns und fragten, ob er schon gegangen sei. Dies bejahte sie und war kurz darauf auch wieder verschwunden.

Da saßen wir also, in einem fremden Land, in irgendeinem Hotelzimmer, ohne eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme. Wir versuchten uns abzulenken und spielten gemeinsam ein Gesellschaftsspiel, bei welchem wir beide nach wenigen Minuten in Tränen ausbrachen.

Ich fühlte mich an diesem Tag komplett hilflos und allein gelassen.

Im Nachhinein haben wir erfahren, dass unsere Zimmer noch nicht frei waren und die anderen Volontäre erst am 06.04.22 abgereist sind. Deshalb die erste Nacht im Hotel. Außerdem war das Hotel nur wenige Minuten von unserer Gastfamilie entfernt.

Damit habe ich auch überhaupt kein Problem. Man hätte das mit uns nur genauso kommunizieren müssen.

Am nächsten Tag hatten wir dann eine kleine Einführung.

Während das Projekt der anderen Volontäre dann auch am nächsten Tag beginnen konnte, wartete ich vergeblich darauf. Nach fünf Tagen fuhren wir am Montag zu meinem Projekt.

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dauerte die Hin- und Rückfahrt zu dem Projektstandort jeweils über zwei Stunden!

Meiner Meinung nach vermittelte die Homepage dahingehend einen falschen Eindruck. Mir scheint es – vor allem nach Buchung und Wahrnehmung des Projektes, dass die Beschreibung zu optimistisch oder ungenau ist und potenzielle Teilnehmer nicht auf die Herausforderungen hinweist, die mit dem Projekt verbunden sind.

Die Leute vor Ort wussten zudem nichts über mein Kommen, weshalb wir wieder weggeschickt und für den nächsten Tag hergebeten worden. Also am Dienstag ein neuer Versuch. Nachdem ich den Papierkram hinter mir hatte, war ich motiviert loszulegen. Da ich allerdings die zweite Volontärin in diesem Projekt war, wusste keiner so Recht etwas mit mir anzufangen.

Die restliche Woche wurde ich von Bereich zu Bereich geschoben und mit Psychologie hatte das Alles nicht mal im Entfernten etwas zu tun gehabt.

Gegen Ende der Woche kristallisierte sich heraus, dass ich in eine andere Außenstelle „versetzt“ werden sollte, da dort kein weiterer Volontär ist und ich mich dann auch mit den psychologischen Bereichen der Organisation beschäftigen könne.

Man bemerke, die Außenstelle befand sich nochmal circa dreißig Minuten weiter entfernt von unserer Unterkunft, als die letzte Einsatzstelle. Also etwa fünf Stunden Fahrt pro Tag!

Dazu kam es jedoch gar nicht, da sich die herrschende Ebola Situation im Land weiter zuspitzte. Daraufhin entschied ich mich, vorerst nicht fünf Stunden am Tag in einem vollgepackten Taxi zu sitzen, um zu meinem, bis zu diesem Zeitpunkt eh nicht so berauschendem, Projekt zu fahren.

Ich wollte die Situation erst mal abwarten und schauen, wie sie sich entwickelt.

Statt meines eigentlichen Projekts ging ich nun in den fußläufig erreichbaren Kindergarten.

Innerhalb der nächsten Tage wurde die Situation immer schlimmer.

Es wurden Todesfälle aufgrund von Ebola in der Hauptstadt bestätigt, die Mortalitätsrate lag sehr hoch, da es gegen die damals herrschende Variante außer der symptomatischen Maßnahmen noch keine Behandlungsmöglichkeiten zur Heilung gab. Das auswärtige Amt meldete sich mit der Empfehlung Uganda und gewisse Bereiche (unseren Standort eingeschlossen) zu meiden.

Man kann also sicher verstehen, dass meine Angst immer weiter stieg.

In dem Zusammenhang informierte ich mich bei „RGV“ über die Möglichkeiten, Uganda frühzeitig zu verlassen und stattdessen in meinem zweiten Reiseziel, Kapstadt, früher als geplant mit einem Projekt anzufangen. In dem Zusammenhang bekam ich einige Möglichkeiten aufgezeigt, die ich, solange „RGV“ das Projekt nicht absagt, finanziell selbst zu tragen hätte.

Parallel informierte ich mich über meine Flugoptionen aus dem Land.

Ich hatte mich noch nicht entschieden, wollte über meine Optionen jedoch Bescheid wissen und sie mir, soweit es ging, offenhalten.

Bei Allen Volontärs war Ebola Thema Nummer eins. Besonders für mich und die andere Volontärin aus dem Psychologie-Projekt bestand durch den langen Anfahrtsweg und der Kontakt zu kranken Menschen, wir arbeiteten in einer HIV-Initiative, ein großes Risiko an Ebola zu erkranken.

Wir teilten Josef in einem gemeinsamen Gespräch unsere Bedenken und die Tendenz Uganda zu verlassen mit.

Dieser erwiderte, dass er unsere Entscheidung bedauere, aber natürlich verstehen könne. Er informierte uns außerdem, dass er ab der darauffolgenden Woche keine neuen Volontärs, die im medizinischen Bereich arbeiten, kommen lassen dürfe und uns von dem Projekt eh hätte abziehen müssen. Ergänzend sagte er, dass unser gewähltes Projekt von „RGV“ unter den Umständen nicht mehr angeboten wird. Dies schaute ich auf der „RGV“-Homepage nach und tatsächlich war ein Psychologie-Praktikum in Uganda nicht mehr auffindbar, es wurde vermutlich herausgenommen.

Da ich in den letzten vier Monaten nun schon so einige unerfreuliche Erfahrungen mit „RGV“ gemacht hatte, entschied ich mich vor meiner Abreise nach Sri Lanka, noch eine E-Mail zu schreiben. Ich wollte mich vergewissern, dass mich in Colombo auch jemand vom Flughafen abholt. Es stand zwar in meinen gebuchten Leistungen drin und meine Flugdaten waren „RGV“ auch bekannt, aber man weiß ja nie.

Also erfragt ich dies und mir wurde versichert, dass ich abgeholt werde.

Da stand ich nun. Ich wartete schon über zwei Stunden und sah niemanden, der mich abzuholen schien. Selbst die Mitarbeiter des Flughafens wurden schon auf mich aufmerksam und ich erwiderte ihnen mehrfach, dass mich gewiss noch jemand abholen komme.

Nach einer Weile entschied ich Chinthaka, meinen Kontakt vor Ort, anzurufen.

Ich fragte, ob er mich vergessen habe. Er erwidert etwas wie: „Achso, ich dachte du fährst selbst.“

Da frage ich mich natürlich, wie es sein kann, dass eine Leistung, die ganz selbstverständlich hätte erbracht werden müssen, trotz vorheriger Erinnerung meinerseits nicht funktioniert hat!

Das ist einfachste Absprache, die hier nicht stattgefunden hat. Und das nicht zum ersten Mal!

Nach den anfänglichen Startschwierigkeiten traf ich dann nach einigen Stunden in meinem Hotel ein.

Per WhatsApp erfuhr ich von Chinthaka, dass er mit mir an demselben Tag noch eine Einführung machen wollte. Diese wurde dann immer wieder verschoben, sodass die Einführung dann doch erst zwei Tage später, nach meiner Abholung im Hotel, bei Ihm zu Hause stattfinden sollte.

Nach meiner Abholung fuhr der Fahrer noch zu einem weiteren Hotel, um eine britische Volontärin abzuholen.

Wir unterhielten uns kurz und ich erfuhr, dass sie in ein ganz anderes Projekt fuhr als ich.

Ich dachte mir nichts dabei.

Wir hielten auf einem Parkplatz und Chinthaka stieg zu uns ins Auto. Er stellte sich vor und im zweiten Satz erklärte er mir, dass es mit meinem Projekt ein Problem gäbe.

Da in dem Meeresschutzprojekt zurzeit kein weiterer Volontär wäre, wurde mir mitgeteilt, dass ich jetzt nicht zu meinem Einsatzort fahre, sondern für die erste Woche zu ein anderes Projekt im Inneren des Landes. Ich hatte schon mehrfach per WhatsApp mit Chinthaka geschrieben und telefoniert, weshalb ich mich wunderte, warum er dies nicht die Tage vorher schon erwähnte.

So schien mir keine andere Wahl zu bleiben und ich fuhr mit der anderen Volontärin in den Dschungel.

Die erste Woche verging und mir wurde versichert, dass in meiner zweiten Woche eine weitere Volontärin komme und ich mit ihr zusammen in mein eigentlich geplantes Meeresschutzprojekt führe.

Als ich dann am Samstag der ersten Woche fragte, wann wir in mein Projekt verlegen, wurde mir kurzerhand mitgeteilt, dass das Mädchen doch nicht komme und ich jetzt überlegen könne, was ich machen will. Weiter im derzeitigen Projekt bleiben oder allein in das, wie mir mehrfach erläutert wurde, sehr isolierte Marineprojekt wechseln.

Das überrumpelte mich natürlich und wieder fragte ich mich, warum darüber nicht früher mit mir gesprochen wurde, da es nicht so wirkte, als hätte Chinthaka mir das von sich aus, ohne mein Fragen in den nächsten Tagen erzählen wollen. Er war bei meiner Nachfrage nämlich gerade auf dem Weg nach Hause.

Als ich dann irgendwann in meinem eigentlich gebuchten Projekt ankam, traf mich ein wenig der Schlag.

Die zwei von „RGV“ beschriebenen Volontärhäuser existieren schlicht und ergreifend nicht, und das wohl schon recht lange. Ein junger Forscher, der mit mir dann alleine das Projekt durchführte und Projektleiter vor Ort war, hat von diesen Unterkünften noch nie gehört.

Stattdessen übernachteten wir bei einem lokalen Fischer.

Das Projekt selbst war im Verhältnis zu den Beschreibungen, auf dessen Grundlage ich es schließlich gebucht habe, eine herbe Enttäuschung.

Ich möchte nun ein paar Stellen aus der „RGV“-Projektbeschreibung zitieren.

Konkret geht es in deinem Projekt um den Schutz von Meeresschildkröten, Haien, rosa Delfinen und Dugongs (Gabelschwanzseekühen, auch Seeschweine genannt). Mit Brut- und Überwachungsprogrammen, Schlüpf-Projekten, Bildungs-Workshops, Strandsäuberungs-Aktionen, Anpflanzung von Mangroven sowie Abfallentsorgungs-Konzepten sollen die empfindliche Meerestierwelt und die marinen Ökosysteme nachhaltig geschützt werden. In all diesen Bereichen kommen auch die Volunteers zum Einsatz“

Und nun die Realität.

In meiner gesamten Zeit habe ich hauptsächlich Vögel beobachtet und Schnecken gezählt. Dreimal habe ich Müll dokumentiert und einige Male den Fang einiger Fischer beobachtet.

Dies bedeutet, ich habe faktisch 3000€ (!!!) für das Schnecken zählen und Vögel beobachten bezahlt, ohne auch nur einen Hauch des suggerierten Projekts zu erleben.

Ich weiß nicht, welches Projekt „RGV“ auf ihrer Homepage beschrieben hat, aber das Projekt in dem ich war, ist es mit Sicherheit nicht!

Am Ende meiner gesamten Reise, habe ich einen zweiwöchigen Klosteraufenthalt gebucht.

Das erste Mal war ich mit den Leistungen meiner Kontaktperson vollends zufrieden.

Harsha Buddhadasa war freundlich, zuvorkommend, interessiert, informiert, konnte ein hervorragendes Englisch und war eine echte Hilfe. So hatte ich mir das überall gewünscht.

Leider war ich mit dem Projekt selbst erneut nicht zufrieden.

Ich habe mir nach der Beschreibung erhofft, mehr über den Buddhismus und die Arbeit von Mönchen und Nonnen, sowie den Alltag in einem buddhistischen Kloster zu lernen.

Stattdessen bestand der gesamte Tag aus reiner Meditation. Gesprochen wurde kaum, was kein großes Problem für mich darstellte, jedoch habe ich dementsprechend nichts über den Buddhismus gelernt oder mir wurde Dhamma gelehrt. Lediglich eine Nonne sprach Englisch, weshalb ein Austausch auch nicht wirklich stattgefunden hat.

Das wäre auch alles nicht so schlimm gewesen, hätte ich nicht von einer anderen Deutschen erfahren, wie viel ein Aufenthalt meiner Länge ohne die Buchung über „RGV“ kostet.

30€ (10.000 Rupie)

Ich habe 990€ gezahlt…

Erneut muss ich mich fragen, wo so viel Geld (960€) geblieben sind.

Selbst, wenn ich noch Kosten für die Abholung vom Flughafen abziehe, sind es immer noch über 900€, deren ich keine äquivalente Leistung zuordnen kann.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich mit „Rainbow Garden Village“ überhaupt nicht zufrieden war und bin.

Ich habe mir für meine erste große Reise als junge Frau, durch die Wahl mit einer Organisation zu vereisen, Sicherheit gewünscht.

Ich habe mir erhofft, engagierte Ansprechpartner und einen schon im vornherein organisierten Rahmen vorzufinden.

Stattdessen waren die Kontaktpersonen oft nicht erreichbar und nicht ausreichend informiert.

Die Kommunikation, insbesondere zwischen Deutschland und den Kontaktpersonen vor Ort ist verheerend schlecht.

Nicht aktualisierte Informationen über das Land, die Projekte und Unterkünfte sind nur ein Teil der Folgen dessen.

„RGV“ nennt sich eine Organisation, ein Reiseunternehmen. Vieles war gar nicht oder so schlecht organisiert, dass ich meist mehr Arbeit mit der Korrektur dieser Schlampereien hatte, als hätte ich die gesamte Reise in Eigenregie organisiert und geplant.

Projekte und Unterkünfte haben nicht mit den Beschreibungen, auf Grund dessen man die einzelnen Projekte schließlich bucht, übereingestimmt.

Ich habe mich schlicht und ergreifend alleine und ausgenutzt gefühlt.

Ganz abgesehen davon werden Preise erhoben, die ich nach meinen Erfahrungen als komplett aus der Luft gegriffen und unverhältnismäßig empfinde.

„RGV“ spielt hier mit den Sorgen und Geldern junger Menschen, die teilweise jahrelang arbeiten, um sich den Traum einer solchen Reise zu erfüllen.

Ich empfinde das Ganze schlicht und ergreifend als Geldmacherei.

Es graust mir zu glauben, dass meine Erfahrungen mit „Rainbow Garden Village“ kein Einzelfall gewesen sind.

Ich hatte eine sehr lehrreiche Reise.

„RGV“ war für die bitteren, schmerzhaften und teuren Erfahrungen verantwortlich.

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