Erstmal sollte man unterscheiden. Das Glauben an eine Entität oder ein Weltbild bei Fehlen eines direkten Beweises dafür ist fest verwurzelt im Menschen.
Religionen sind derweil nur eine Manifestation aus dieser Funktion "Glauben", und historisch gesehen eher kurzlebig.
Wer sich etwas damit befasst merkt schnell, dass Religion immer von der Gesellschaft geprägt ist, die damit leben soll. Oder wie es Carl Sagan formuliert hat:
"Religionen widersprechen sich. Sei es bei kleinen Dingen, wie der Frage ob man nun einen Hut aufsetzen oder absetzen soll, wenn man ein Heiligtum betritt, oder ob man Rindfleisch essen und Schwein vermeiden soll oder umgekehrt, bis hin zu den wichtigsten Fragen ob es nun keine Götter, einen Gott oder viele Götter gibt. Im Westen stellt man sich den Himmel friedlich und flauschig vor, und die Hölle ist wie das Innere eines Vulkans. In vielen Geschichten werden beide Reiche durch eine strenge Rangordnung von Göttern oder Teufeln beherrscht. Monotheisten sprechen über den König der Könige. Jede Kultur stellt sich vor, dass eine Variation des eigenen politischen Systems für den Gang des Universums verantwortlich ist. Wenige fanden die Ähnlichkeiten verdächtig."
Folglich darf die Funktion von Religion als Instrument der Ordnung nicht unterschätzt werden. So waren die Regeln von Religionen stets eine Art allgemeingültiger Verhaltensrichtlinie, solange Staaten noch keine Verfassung hatten und damit grundsätzlich auch abseits des emotionalen Wertes von stabilisierender Wirkung. (Dass sich diese Verhaltensrichtlinen auch destruktiv einsetzen lassen ist dabei völlig klar).
Im Zuge einer von dir beschriebenen Roboterisierung wäre es daher vorstellbar, dass diese Verhaltensrichtlinien durch ethische Algorithmen substituiert werden. Auch diese wären bis zu einem gewissen Grad natürlich durch die Kultur derer geprägt, die sie entwickeln. Folglich wären selbst "religiöse" Roboter denkbar, deren Verhaltensrichtlinien in Begrifflichkeiten der Religion xy formuliert werden. Bis hin zu einem hochdogmatischen und rechthaberischen Duktus bei effektiver Gleichgültigkeit gegenüber dem Universum.
Nun könnte man diskutieren, worin dann der Unterschied zu zeitgenössischen religiösen Eiferern bestünde, deren Repertoire sich im Dreschen religiöser Phrasen und wortgenauen Rezitieren von Texten erschöpft. Auch sie sind doch eine Art Roboter, nicht? :)