Zunächst glaubte ich, diese Frage bezieht sich auf einen Hundewelpen: Ab wann sollten Kinder hören? ...Kommandos befolgen, parieren, funktionieren hätte auch gepasst.
KLEINKINDER sind keine Hunde! In gewisser Weise kann man sie zwar "dressieren", tut ihnen und sich damit aber auf Dauer keinen Gefallen.
Kleinkindern kann man mit Worten allein kaum begreiflich machen, was schädlich für sie ist, weil sie noch nicht "abstrakt" denken können.
Hierfür ein Beispiel:
Eine Bekannte wollte mit ihrem Mann und der zweijährigen Tochter die Straße überqueren. Die Mutter hatte ihre Tochter ermahnt, nicht auf die Straße zu laufen, trotzdem tat sie das! Sie hat dann ihrer Tochter einen "Vortrag" über die Gefahren des Straßenverkehrs gehalten.
Am nächsten Tag kamen sie in dieselbe Situation - und die Kleine lief wieder los ...
Diesmal war der Vater schneller, packte sich die Kleine und gab ihr einen Klaps auf den Windelpo.
Die Kleine ist heute 12 Jahre alt und seit dem nie wieder auf die Straße gelaufen!
Wie konnte es sein, dass der Vater mit diesem "unpädagogischen Tun" derart Erfolg hatte?
Er hat seiner Tochter auf einer sehr einprägsamen Art "begreiflich" gemacht, dass sie etwas falsch gemacht hat.
In dieser Situation hatte er sicher gar keine andere und bessere Möglichkeit.
Besser wäre es gewesen, die Eltern hätten ihre Tochter vorher an die Hand genommen.
Ein weiteres Beispiel aus meiner Nachbarschaft: Ein junges Paar ist mit seiner 2-jährigen Tochter auf der Straße vor meinem Fenster. Der Vater der Kleinen braucht für sein Auto "Starthilfe" vom Auto der Großmutter. Die Erwachsenen haben offenbar nicht vorher geklärt, wer die 2-Jährige währenddessen beaufsichtigt. Die Kleine ist innerhalb weniger Sekunden mit ihrem BobbyCar auf der Straße! Als die Mutter ihre Tochter 20 Sekunden später entdeckt, hält sie dem Kind einen "Vortrag", in welche Gefahr es sich begeben hat. Weil das Kleinkind darauf nicht reagiert (weil es die Worte der Mutter nicht begreift!), hebt es die Mutter auf den sicheren Gehweg. Dann tut sie das einzig Richtige: SIE LÄSST EINE HAND AM KIND.
Viele Eltern wissen offenbar nicht, dass Kleinkinder mit einem "Tunnelblick" durch die Welt gehen. Das heißt, dass Kleinkinder nur das für sie Wesentliche/Interessante sehen bzw. wahrnehmen. Dazu gehören ganz eindeutig nicht die zahlreichen Gefahren des Lebens.
Kleinkinder haben kein Gefahrenbewusstsein! Sie wissen also nicht, welche Folgen es haben kann, wenn man auf die Straße vor ein fahrendes Auto läuft. Genauso wenig wissen sie, dass sie in einem Gewässer ertrinken oder sich beim Herabstürzen von einem Baum schwer verletzen können.
Darum muss man Kleinkinder in gefährlichen Situationen an die Hand nehmen, eine Hand am Kind haben!
Der beste Schutz für ein Kleinkind ist es, wenn man es an die Hand nimmt!
Viele Eltern (und Pädagogen) halten "Zuckerbrot + Peitsche" für das Richtige. Ich meine aber, dass man auf die "Peitsche" gänzlich verzichten kann.
Kinder brauchen keine Strafen für Fehlverhalten, weil deren Fehlverhalten aus unseren eigenen Fehlern resultiert!
Wenn das Kind nicht so "funktioniert" wie wir Erwachsenen uns das wünschen, dann machen wir Erwachsenen etwas falsch, verstehen das Kind nicht und/oder können uns ihm gegenüber nicht verständlich machen!
Statt der "Peitsche" führt das "Zuckerbrot" sicherer zum Erfolg und ist zudem stressfreier für Eltern + Kind: Es ist also ratsam, das erwünschte Verhalten des Kindes zu belohnen statt sein Fehlverhalten zu sankionieren - zumal jede "Bestrafung" das Kind "Vermeidungsstrategien" entwickeln lässt ...
Die Frage sollte also nicht lauten, "Ab wann sollten Kinder hören?", sondern "Was muss ich tun, um mich meinem Kind verständlich zu machen?"
Zur Info: Ich berate Eltern "schwieriger Kinder" in akuten Krisen- und Stresssituationen.