Hallo!
Ist zwar schon spät aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich auch noch meinen Senf dazugeben muss. Ich werde versuchen mich kurz zu fassen (wird aber eher nix ;)
Also vllt. kurz zu mir:
Ich bin jetzt 30 und habe gerade eine technische Ausbildung abschlossen. Ich war auch aufm Gymnasium und hab mit Ach und Krach mein Abi geschafft. Danach erstmal "irgendeinen" Zivildienst gemacht und mir dann eingebildet, unbedingt Ingenieur werden zu müssen, weil mich mit meinem Kack-Abi ja eh niemand nimmt hab ich gedacht (Bullshit!).
Studium hab ich nach zig Semestern verkackt, dann nachm zweiten Anlauf die Ausbildung geschafft.
Was ich damit sagen will ist: Ich stehe jetzt mit meinen 30 vor "vollendeten Tatsachen" und schaue oft zurück. In schwachen Momenten mit Reue und Wut, meistens aber mit Nachsicht und Verständnis. Heute sehe ich besser, was damals schief gelaufen ist und habe gelernt, die "Tatsachen" zu akzeptieren und sie anzunehmen, auch wenns nicht immer leicht ist und Rückschläge dazugehören. Ich habe keine Drogen genommen oder mich rumgetrieben oder sonst was. Ich war halt einfach blockiert. Man kann vllt. auch von einem "goldenen Käfig" sprechen. Ich bin mir durchaus bewusst, dass es Leute gibt, die wesentlich beschissener dran sind als ich, trotzdem liefs halt manchmal einfach nicht so optimal bei mir. Eine Erkenntnis ist, dass ich mich mit meiner Vernarrtheit in ein Ingenieursstudium selbst total überfordert und meine Fähigkeiten falsch eingeschätzt habe. Trotzdem hab ichs bis zum "bitteren Ende" ausgesessen.
Warum und weshalb, wurde und wird mir erst in den letzten Jahren klarer.
Ich versuch mal, dir aus meinen Erfahrungen heraus zu erklären warum du...
1. Gefahr läufst, dir deine nächsten Jahre gründlich zu versauen.
2. Wahrsch. alles halb so schlimm ist,
3. dich höchstwahrsch. gerade in der geilsten Zeit deines Lebens befindest (auch wenns sichs gerade nicht so anfühlt)
Meiner Erfahrung nach können die letzten "Teenager"-Jahre (blödes Wort^^) sehr ambivalent sein. Im Nachhinein waren es für mich eigentlich die geilsten Jahre, trotzdem lief Vieles einfach schief und ich denke unter manchen Sachen leide ich noch heute. Stichwort "Identitätstrauma". Sowas hat wohl jeder zu einem gewissen Grad, der eine stärker, der andere schwächer. Ein gewisser Dr. Franz Ruppert hat dazu jedenfalls Einiges zu erzählen (siehe Vorträge auf Youtube).
In deinem Alter hab ich mal ein Mädl kennengelernt, mit dem ich mich gut auf eine Metapher zu unserem damaligen Lebensgefühl einigen konnte:
"Nachts irgendwo im dunklen und dichten Wald stehen und nur mit einer kleinen Taschenlampe bewaffnet sein".
Ich denke der ein oder andere Seelenklempner wird sich da schon was rausziehen können. Ich kann natürlich nicht beurteilen ob's dir gerade genauso geht, aber ich denke, ich kann mich halbwegs in dich rein versetzen.
Meine Interpretation ist, dass die Dunkelheit des Waldes (bzw. "der Schatten", siehe Carl Jung) Ängste und Traumata sind, die man sich irgenwann einmal eingefangen hat, wann und aus welchem Grund auch immer.
Da man nicht in die Vergangenheit zurückreisen kann, bleibt einem nur übrig, sich jetzt mit den eigenen Gedanken und Gefühlen zu befassen, die eigenen Ängste zu 99% als unbegründet zu erkennen und sich nicht unnötig unter Druck zu setzen.
Dazu sei das Buch: "JETZT! - Die Kraft der Gegenwart" wärmstens empfohlen. Der Klassiker von Eckhart Tolle, im Folgenden nur als Ecki bezeichnet, von dem ich behaupte, dass es mir vor ca. 5 Jahren den Arsch gerettet hat.
(Für die, die mich dewegen evtl. als Esoteriker bezeichnen: Ecki ist zwar nicht die ganze Wahrheit, aber kaum einer kommt an die Wahrheit näher ran als er. Meine Meinung)
Ängste lösen negative Gedanken und Gefühle aus und blockieren dich. Im Grunde stehst du dir selbst im Weg, wenn du diese negativen Gedanken "pflegst". Das musst du aber nicht. Das klingt einfacher als es ist, aber im Grunde ist es so einfach -> Ecki weiß mehr dazu ;)
Gedanken und Gefühle sind ein Kreislauf. Das eine löst das andere aus. Denkst du etwas in deinem Kopf, wird dein Körper darauf mit positiven oder negativen Gefühlen reagieren. Das ist natürlich abhängig von der Situation, von deinen Erfahrungen und von der Intensität der jeweiligen Erfahrung. Diese "Eigendynamik" kannst du aber steuern. Ist zuerst nicht ganz leicht, man wird aber schnell besser darin.
Positives Beispiel: Letzter Schultag, danach Ferien und erstmal kein Stress mehr, keine Exen, keine Schulaufgaben, evtl. Urlaub.Reaktion: Erleichterung, Entspannung (vermut ich jetzt mal ;) Dein Körper und dein Geist wissen, dass sie in der Zeit wahrsch. erstmal nichts Schlimmeres zu befürchten haben.
Negativ-Beispiel: Du denkst daran, das du morgen in die Schule musst und ein Referat halten sollst. Reaktion: Bauchkrämpfe, Herzrasen, Angstgefühl, Panik, KURZATMIGKEIT
ATME VERDAMMT NOCHMAL!!! :D so tief und so oft wie möglich und wann immer die Ängste wieder zurückkommen. Achte auf deinen Atem so lange wie möglich und deine Anspannung lässt sofort nach. Ich bin kein Mediziner aber das hat was mit den zwei Nervensystemen (Sympaticus und Parasympaticus) des Körpers zu tun, wirkt aber auch psychologisch weil du in dem Moment von deinen (meist unbegründeten) Ängsten und negativen Gedanken abgelenkt wirst. (Ecki kann das genauer und besser erklären ;)
Natürlich bringts dir nichts, wenn du dich bei einer anstehenden Klausur vom Gedanken an die Klausur ablenkst.
Die Kunst ist es, die Gefühle, die der Gedanke auslöst, als solche zu erkennen. Nicht die Klausur ist "das Böse", das negative Gefühl an die Klausur ist "das Böse".
Böse in Anführungsstrichen, weil dir Gefühle natürlich immer etwas sagen wollen. In diesem Fall: Lern auf die Klausur, sonst bestehst du sie nicht und bist frustriert. Denk nicht an den Misserfolg, dadurch wird er nur wahrscheinlicher.
Ersetze Zeit für "Panik-Schieben" mit Zeit für "Problemlösung", in diesem Fall:
Lernen, aber als allerersten Schritt vllt. erstmal alles durchblättern, einen Überblick verschaffen, für Ordung sorgen (besser als nix tun und "nen Film schieben").
Ich weiß das klingt jetzt auch wieder leichter als getan. Ich hab damit auch meine Schwierigkeiten, weil Gedanken und Gefühle echt hinterlistig sein können. Aber was sagten schon alte Weiheiten:
- Geduld (Verzeih dir Rückschläge) ist die Mutter der Porzellankiste.
- In der Ruhe (tief Atmen) liegt die Kraft.
Dein Körper "lädt" in unangenehmen Situationen und negativen Gedanken sofort wieder alle negativen Gefühle ins Bewusstsein, die du in der Vergangenheit in diesem Zusammenhang gemacht hat. Warum sei erstmal dahin gestellt, war halt so. Wichtig ist, dass du dir dieser Dynamik bewusst wirst.
Nimm deine Probleme insofern ernst, als dass du dir darüber im Klaren sein solltest, dass dein jetztiges Verhalten dein zukünftiges Ich bestimmt. Wer willst du in Zukunft sein? Sei diese Person JETZT!
Je länger du deine negativen Gedanken "pflegst" (ja pflegst, den DU bestimmst was du denkst und was nicht, tief Atmen hilft), desto schwieriger wird es, später sie loszuwerden.
Schmerzliche, eigene Erfahrung :P
Aaaaber jetzt nicht in Angst und Schrecken verfallen:
Das Gleiche gilt genauso für positive Gedanken. Je mehr und öfter du es schafft, positiv von dir und deiner Umwelt zu denken, desto leichter und unbeschwerter wirst du dich fühlen.
Denk daran: Es gibt Menschen, die sind viel schlechter dran als du. Menschen die ganzkörpergelähmt sind, Menschen die eine schwere Krankheit haben und gar nichts mehr tun können. Was würden diese Menschen dafür tun, an deiner Stelle zu sein?
Ich weiß jetzt natürlich nicht in welchem körperlichen Zustand du dich genau befindest aber ich geh mal davon aus, dass du deinen Körper uneingeschränkt benutzen kannst.Das ist eigentlich schon das Freiticket auf Alles.
Was soll dich aufhalten? Negative Gedanken? Bullshit! Alles Lügen! Glaub kein Wort davon, wenn dein Kopf dir erzählt, was du alles nicht schaffst oder wie schlimm alles ist. Du bist nicht an einen Rollstuhl gefesselt in einem Kriegsgebiet auf dem Schlachtfeld!
Ich rede nicht von Millionengewinnen, 5 Villen und einer Yacht, sondern von "einfachen" Dingen wie Klausuren oder Berufswünsche und andere Herausforderungen des täglichen Lebens.
Wenn du atmest (check!), dein Herz schlägt (check!), du laufen kannst (check!), du halbwegs klar denken kannst (check!, sonst hättest du die Frage nicht stellen können ;) usw. ... ist alles halb so schlimm, also chill! ;D
Lass dir deine Jugend nicht durch unbegründete Ängste versauen. Verschwende deine Energie nicht an Zweifeln, sondern investier deine Energie in Konstruktives (z.B. Wissen anhäufen, mit Menschen reden, Erfahrungen jeder Art sammeln, ...).
Dr. Manfred Spitzer (der nächste Störenfried^^) sagt: Wirklich glücklich wird der Mensch erst dadurch, wenn er lernt und das Gelernte anwendet. Falls du jetzt denkst "Ich kann aber nix lernen..." EHHHH!!! HALT STOP! BÖSER GEDANKE! Und eine infame Lüge nochdazu! ABSCHALTEN! DURCHATMEN!
ABER ACHTUNG: Rückschläge sind vorprogrammiert.
Wenn es dann soweit ist und auch sonst: AKZEPTANZ
Wenn wieder irgendein Sch... passiert oder auf dich zu kommt, such nicht krampfhaft den Grund dafür, steiger dich nicht rein, kämpf nicht verzweifelt dagegen an. Es ist so wie es jetzt ist. In dem Moment kannst du es wahrscheinlich nicht ändern, also warum Energie damit verschwenden, sich dagegen zu wehren? Investier die Energie lieber in Lösungsstrategien.
Akzeptiere deine jetzige Situation so wie sie ist. Nimm sie an.
Erkenne einen Rückschlag als solchen an und sieh wieder das Positive. Dazu fällt mir folgende Geschichte ein: https://www.zeitzuleben.de/zwei-monche/
Im Notfall ist jeder Rückschlag eine neue Lebenserfahrung. Dazu fallen mir zwei "dumme" Sprüche ein:
- Was dich nicht umbringt, macht dich stärker.
- Schmerz ist Schwäche, die den Körper verletzt (Haha ok der is vllt. weng grob^^)
Ich hoffe du brauchst nicht so lange wie ich und sitzt alles aus bis es kracht, ganz nach dem Motto: "Schmerz ist der beste Lehrmeister. Er wird dich so lange leiden lassen, bis du deine Lektion gelernt hast.
Diese Erfahrung musste ich zwar machen, gleichzeitig waren die letzten 10 Jahre aber die Zeit meiner wertvollsten Lebenserfahrungen.
Geh zu deiner Schulpsychologin und schütt ihr (mehrmals) dein Herz aus. Danach gehst du in den nächstbesten Bücherladen und holst dir ein paar Bücher von Ecki oder hörst dir was auf Youtube von ihm an ;)
Du bist nicht alleine mit deinen Problemen. Viele haben und machen das Gleiche durch wie du. Aber verloren ist noch gar nix!
So, ich geh gleich mal zum nächstbesten Verlag und leg ihnen das hier als Romanvorschlag vor XD
Ich könnt noch ewig weiter schreiben aber ich glaub ist erstmal gut jetzt^^
Beim Drüberlesen merke ich gerade, dass ich diesen Text wohl auch für mich geschrieben habe. Tut gut, die eigenen Strategien mal wieder gedanklich zu ordnen und wiederzugeben.
Ich hoffe du kannst damit wenigstens bissl was anfangen :)
Ansonsten wünsch dir noch alles Gute und Kopf hoch! Alles halb so schlimm! Ganz im Gegenteil! Genieß dein Leben, alles andere ist Nebensache ;)