Genau die gleiche Situation hatte ich mit meiner Reitbeteiligung auch, als sie wegen einer Hufgelenksentzündung ein halbes Jahr nur in der Box stehen und 1 Stunde am Tag geführt werden durfte.
Erst einmal sehr wichtig, wenn er losbockt oder steigt, geht er dann eher von dir weg oder auf dich zu? Bei meiner RB war es so, dass sie mir zum Teil fast auf den Kopf gestiegen ist. Was da geholfen hat: Das Pferd musste konsequent einen seitlichen Abstand von etwa einem halben Meter von meinem Körper halten. Wenn ich sie sehr kurz nehmen musste, dann hab ich halt den Arm länger gemacht, statt sie zu mir ranzuholen. Das ist schonmal der erste Punkt, um die eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Am besten beim losgehen selber erstmal ein flottes Schritttempo wählen, dann kommt etwas weniger Frust auf und ihr braucht nicht direkt anfangen, euch gegenseitig zu stressen. Außerdem eine Zäumung nutzen, bei der du ausreichende Kontrolle hast. Wir haben meist den Kappzaum genommen, wenn es besonders schlimm war sind wir zur Trense übergegangen.
Als nächstes wenig Möglichkeit geben, nach vorne loszuschießen. Wenn du merkst, dass er stark unter Spannung steht, nimm ihn in eine enge Volte. Trotzdem weiterhin ein ordentliches Vorwärtstempo. Dabei eine Hand an seinem Kopf und die andere am Hals oder der Schulter und auch dabei den richtigen Abstand wahren. Sobald etwas weniger Spannung drin ist, Kreis vergrößern und dann wieder gerade. Dabei aber unbedingt mit dem Besitzer abklären, ob Volten bei seiner Verletzung ok sind, oder ob das eine zu große einseitige Belastung ist!
Wenn er mit der Konzentration halbwegs bei dir ist - viel Abwechslung rein bauen: Schneller und langsamer werden, Anhalten, Rückwärts gehen, viele Richtungswechsel,... bloß keine Langeweile aufkommen lassen. Grasen lassen würde ich dabei erstmal nicht, höchstens nach einer erfolgreichen Führeinheit als Belohnung zum Abschluss.
Das wichtigste natürlich: Mit dem Besitzer reden, die Problematik genau schildern, zugeben, dass du dich momentan unsicher fühlst und darum bitten, ob ihr ein paar Mal zusammen mit dem Pferd arbeiten könnt.
Was übrigens bei uns am meisten geholfen hat, aber leider nicht überall möglich ist: Nach einem Stallwechsel wurde meiner RB auf einem größeren Paddock, auf dem ein anderes Pferd stand ein kleiner, Bereich (etwa die größe einer Box) abgezäunt, auf dem sie dann tagsüber mit rauskonnte. Dadurch war sie nicht mehr komplett isoliert, konnte wieder mehr Sozialkontakt pflegen und war auch mal an der frischen Luft. Ab dem Punkt konnte man sie tatsächlich wieder wirklich entspannt führen.