Charakterisierung - Herr John

>Die Ratten< ist eine Tragikomödie von Gerhart Hauptmann aus dem Jahr 1911. Sie erzählt die Geschichte von Henriette John, welche das Kind einer anderen Frau für ihr eigenes ausgibt und sich dabei in ein Geflecht von Lügen verstrickt.
Auch gegenüber ihres Ehemannes Herr John behauptet sie, dass das Baby ihr gemeinsames
Kind sei.

Paul John ist Maurerpolier und deshalb selten Zuhause, dadurch ist es Frau John erst möglich ihm das Kind unterzuschieben. Bereits vor
drei Jahren (Zeile 31, Seite 29, Akt II) hatte das Ehepaar John einen Sohn
namens Albert. Dieser ist allerdings schon wenigen Tagen nach der Geburt verstorben, unter diesem Verlust leidet besonders Herr John noch heute.

Er ist etwa 40 Jahre alt und wird als „(…) bärtiger, gutmütig aussehender Mann (...)“ (Zeile 32/33, Seite 25, Akt II) in den Regieanweisungen des Zweiten Akts beschrieben. Er ist ein sehr bodenständiger Mensch, der Stolz auf seine handwerkliche Tätigkeit ist, wie man im Gespräch zwischen ihm und Herr Spitta über dessen berufliche Zukunft mitbekommt „(...) keener will wat Reelles anfassen.“ (Zeile 16, Seite 74, Akt IV). Er
besitzt keine höhere Bildung, was man beispielsweise im zweiten Akt sieht, wo er anstelle von sterilisiert „sterilililililisiert“ (Zeile 30, Seite 32, Akt II) sagt. Seine Arbeit war bis zur Geburt seines Sohnes sein
Lebensmittelpunkt.

Nun scheint ihm seine Aufgabe als Familienvater
wichtiger zu sein „det jeht nich, det´n Familienvater immer un ewich wech von seiner Familie is.“ (Zeile 18/19, Seite 34, Akt II). Er gibt sich sehr
fürsorglich und liebevoll gegenüber dem Kind „singt, über das Kindchen, zur Klapper“ (Zeile  22, Seite 82, Akt IV). Allgemein scheint er
Kinder zu mögen, denn auch als es dem Nachbarskind schlecht geht, will es seine Frau mit den Worten „Mutter, nimm dich ma mit det Häufchen Unglück ´n bissken an!“ (Zeile 9/10, Seite 28, Akt II) überzeugen dem Kleinen zu helfen. 

Herr John möchte ein besseres Leben für seinen Sohn
und plant deshalb den Auszug aus der runtergekommenen Mietskaserne in eine „(…)bessre Jejend (…)“ (Zeile 19/20, Seite 69, Akt IV).

Des Weiteren möchte er den Einfluss von Bruno so gering wie möglich halten, da er ihn für einen schlechten, gefährlichen
Menschen hält „Du Lump! Unter Menschen jeheerst du nich!“ (Zeile 2,   Seite 84, Akt IV) .Es geht sogar so weit dass Paul John Bruno mit einer Waffe bedroht (Zeile 7 ff.,
Akt IV).

Die Beziehung zu seiner Frau ist durch Bruno belastet,  da sie ihren Bruder stets in Schutz nimmt und dessen Verhalten toleriert, was häufig zum Streit zwischen dem Ehepaar führt.

Auch die Bereitschaft seitens Herr John seine Frau über mehrere Monate für die Arbeit zu verlassen, lässt darauf schließen, dass
das Verhältnis zwischen den beiden Eheleuten nicht sehr eng ist. Vielleicht hat der plötzliche Tod des ersten Kindes eine Distanz zwischen die beiden gebracht und erst das neue Baby hat sie wieder zu einer richtigen Familie gemacht. Dafür spricht zum Beispiel, dass Paul John seine Ehefrau seit der Geburt des Kindes mit „Mutter (…)“ (Zeile 6, Seite 26, Akt II) anspricht, als wäre das ihr wichtigste Eigenschaft.

Andererseits sieht man auch seine Fürsorge für Henriette, als sie aufgelöst nach dem Treffen
mit Bruno in die Wohnung zurückkehrt „De schudderst ja! (…) Womeechlich det de noch nachträglich zum Liejen kommst.“ (Zeile 12ff., Seite 81, Akt IV).

Nach der Aufdeckung des Betrugs kommt es zum heftigen Streit zwischen den Eheleuten.
John hat kein Verständnis für das Verhalten seiner Frau und sagt sich von ihr los. Und obwohl das Kind nicht sein eigenes ist, will er trotzdem das Beste für es. Auch bezüglich seiner Frau zeigt sich schlussendlich, dass sie ihm trotz allem noch etwas bedeutet. In der Schlussszene läuft er ihr mit den Worten „Jebt uff Muttern acht! Mutter!“(Zeile 29, Seite 103, Akt V) hinterher um sie vor sich selbst zu beschützen und ihr Leben zu retten.  

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Gedichtsinterpretation
- „Es schlug mein Herz“

Das Gedicht „Es schlug mein Herz“ aus dem Jahr 1771
gehört zu den von Johann Wolfgang von Goethe verfassten Texte der Sessenheimer
Lieder. Genauer kann man es in die Erlebnislyrik im Sturm und Drang einordnen. Inhaltlich
geht es darin um das nächtliche Treffen zwischen zwei Liebenden. Das Gedicht
zeigt den Zwiespalt des lyrischen Ichs in seinen Gefühlen und der Beziehung auf.

Äußerlich ist das Gedicht in vier Strophen mit je acht Versen unterteilt. Inhaltlich kann man drei Sinnabschnitte unterscheiden. Die ersten zwei Strophen beschreiben den Ritt der lyrischen Ich durch den Wald zum Ort des Treffens. Die dritte Strophe handelt vom Wiedersehen der Liebenden und die vierte vom Abschied.

Das Gedicht besitzt einen unregelmäßigen Jambus als Metrum und einen durchgängigen Kreuzreim, der nur zu Beginn der dritten und vierten Strophe unterbrochen wird. An diesen Stellen ist stattdessen ein umarmender Reim zu finden.

Das Gedicht beginnt mit den Worten „Es schlug mein Herz“ (Zeile 1), welche
gleichzeitig seinen Titel darstellen. Somit müssen sie in dem Gedicht eine
gewichtete Stellung einnehmen. „Es schlug mein Herz“ vermittelt eine
unmittelbare Dringlichkeit, die das lyrische Ich empfindet. Diese ist
wahrscheinlich auf die nachfolgenden Worte „geschwind zu Pferde!“ (Zeile 1)
bezogen, könnten aber auch auf den gesamten Text übertragen werden.

In jedem Fall muss das lyrische Ich seine Geliebte treffe, er wird durch sein Herz dazu gezwungen, dabei wirkt die Liebe wie eine Art höhere Macht.

Durch das Wort „schlug“ wird ein negativ belastetes Verb genutzt, welches eigentlich mit Brutalität und nicht mit Liebe assoziiert wird. Das könnte auf die
verletzende Seite der Liebe anspielen, welche das lyrische Ich zum Ende des
Gedichtes trifft.

Der Titel des Gedichtes wurde von dem Autor im Jahr 1789 zu „Willkomm‘n und Abschied“ geändert. Dadurch
wird der Schwerpunkt auf die dritte und vierte Strophe gelegt. Allerdings zeigt
sich auch in diesem zweiten Titel eine Zerrissenheit und die negativen Seiten
der Liebe („Abschied“).

In der ersten Strophe bricht das lyrische Ich auf, um seine Geliebte wieder zu
sehen. Dabei wird durch den Ausruf „geschwind zu Pferde“ deutlich, dass es sich um einen Ausritt handelt.

Dabei wirkt das Metrum beziehungsweise der Jambus unterstützend, da er den Rhythmus des energiereichen, ungeduldigen Hufschlages wiederspiegelt.

Dieser akustische Reiz hilft dem Zuhörer zusätzlich das Beschriebene zu visualisieren.

Mit dem Pferd reitet das lyrische Ich offensichtlich durch den Wald. Die Atmosphäre
ist sehr gespannt, da dieser dem lyrischen Ich furchteinflößend und bedrohlich erscheint
„Wie ein getürmter Riese“ (Zeile 6), allerdingst lässt es sich nicht
abschrecken und reitet weiter. Diese Tatsache findet das lyrische Ich sehr
heldenhaft „wie ein Held zur Schlacht“ (Zeile 2). Allgemein beschreibt sich das
lyrische Ich in den ersten beiden Strophen stets sehr heroisch und wirkt
dadurch eitel „Doch tausendfacher war mein Mut“ (Zeile 14; Strophe 2).

In der ersten Strophe sind, zusätzlich zu dem bereits genannten Ausruf, weitere rhetorische Mittel zu finden, wie Metaphern „Und an den Bergen hing die Nacht“ (Zeile 4), Personifikationen „im Nebelkleid die Eiche“ (Zeile 5) und Vergleiche „ Wie ein getürmter Riese“ (Zeile 6). All diese Stilmittel dienen dazu dem Leser das Geschehende zu verdeutlichen und ihn dazu zu bringen, sich in die Situation einzufühlen.

Die zweite Strophe ist der ersten thematisch sehr ähnlich. Auch hier beschreibt das lyrische Ich seinen Ritt mit besonderem Augenmerk auf seine feindselige Beziehung zur Natur „Die Winde (…), Umsausten schauerlich mein Ohr“

(Zeile 11/12), trotzdem treibt die Sehnsucht das lyrische Ich voran. Als stilistisches
Mittel findet man unteranderem Übertreibungen, wie in Zeile 13 „tausend
Ungeheuer“ und Zeile 14 „tausendfacher war mein Mut“. Dadurch betont das
lyrische Ich noch einmal sein heroisches Handeln.

Die
letzten beiden Verse unterscheiden sich von den vorhergegangenen. Sie handeln
nicht mehr von der Natur, sondern beschreiben die Sehnsucht des lyrischen Ichs
zu seiner Geliebten. Dadurch entsteht eine Überleitung zur nächsten Strophe und
Sinnabschnitt. Gleichzeitig wird ein Zusammenhang geschaffen. Der erste
inhaltliche Abschnitt beginnt mit den Worten „Es schlug mein Herz“, somit wird
durch die Worte „Mein ganzes Herz zerfloss in Glut“ (Zeile 16) das Thema wieder
aufgegriffen und gleichzeitig die Problematik der Sehnsucht abgeschlossen.
Dieser thematische Rahmen umschließt die Beschreibung des Rittes und der Natur.

In
Strophe drei geht es um das Treffen zwischen den beiden Liebenden. 

Das
lyrische Ich beschreibt seine Empfindungen beim Anblick seiner Geliebten

„Ganz
war mein Herz an deiner Seite“ (Zeile 19).

Die
Stimmung in der dritten Strophe steht im starken Kontrast

zu
den vorherigen. Sie ist friedlich und voller Liebe. Die zuvor verspürte Angst

des
lyrischen Ichs ist verschwunden und weicht ausschließlich positiven        

Gefühlen.
Mit dem Wandel der Atmosphäre, ändert sich auch die Wahrnehmung

der
Natur. Mit ihr werden nun positive Eigenschaften assoziiert „Ein
rosafarbes 

Frühlingswetter“
(Zeile 21). Hierdurch zeigt sich die Kraft der Liebe, da sogar

stark
negativ belastete Dinge durch sie wieder schön wirken können. 

Zu
Beginn der Strophe in Zeile 17 bis 20 gibt es an Stelle eines Kreuzreimes einen
umarmenden Reim, ähnlich wie zu Beginn der vierten Strophe in Zeile 25 bis 28.
Diese Einschnitte in das ansonsten durchgängige Kreuzreimschema zeigen den
Beginn einen neuen Sinnabschnittes.

Die
letzten beiden Zeilen unterscheiden sich erneut inhaltlich von den anderen
Versen der Strophe. Das lyrische Ich glaubt die ihm entgegengebrachte Liebe
nicht zu verdienen „ Ich hofft´es, ich verdient´es nicht.“ (Zeile 24). Somit
dient die veränderte Stimmung in den letzten beiden Versen auch in dieser
Strophe der Überleitung in die nächste.

Als stilistische Mittel treten in der dritten
Strophe Personifikationen „die milde Freude

Die
letzte Strophe handelt vom Abschied der Beiden. Man merkt deutlich die
Zerrissenheit des lyrischen Ichs. Positive und negative Gefühle wechseln sich
immer wieder ab, was besonders klar durch den Ausruf

„O
welche Wonne, welcher Schmerz!“ (Zeile 28) wird. In Vers 29 und 30 scheint das
lyrische Ich von seinen negativen Gefühlen übermannt zu werden „ich stund und
sah zur Erden“ (Zeile 29), doch in den letzten beiden Versen resümiert es, dass
lieben und geliebt werden, Glück bedeutet, unabhängig von den verbundenen
Schmerzen.

Wie
auch in der dritten Strophe wird diese mit einem umarmenden Reim eingeleitet.
Es wurden mehrere Male Ausrufe genutzt „ (…), wie trübe!“

(Zeile
25). Diese unterstützen die intensive und dramatische Wirkung und machen die
Zerrissenheit noch deutlicher.

Das
Gedicht „Es schlug mein Herz“ ist sehr gefühlbetont. Das wird durch den freien
Rhythmus deutlich, aber auch durch die zahlreichen unterschiedlichen Emotionen
denen sofort Handlungen folgen.

Das
alles spricht für ein Werk der Erlebnislyrik.

Trotzdem
geben der relativ durchgängige Kreuzreim und der gleichmäßige Aufbau dem
Gedicht eine Konstante, die die häufigen Stimmungsveränderungen ausgleicht.

Es wird deutlich, dass
für das lyrische Ich die Liebe und die mit ihr verbundene Sehnsucht nicht als
Gegensätze empfindet. Sie gehören zu einer Gesamtheit, die das lyrische Ich
trotz allem glücklich macht. Durch diese Empfindung entsteht keine Zerrissenheit
im lyrischen Ich, sondern eine sprunghafte Emotionalität, die trotzdem ihre
Berechtigung und ihren Sinn hat.

 

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