Ich hoffe, daß ich hier vielleicht einen Tip bekommen kann...
Zur Geschichte:
Der Mann meiner Freundin hat seinem Leben vor einigen Jahren selbst ein Ende gesetzt.
Sie hat nach außen hin ihr Leben ganz gut im Griff, aber ich weiß, daß sie immer noch unheimlich unter der Situation leidet.
Sie wohnt noch immer im gemeinsamen Haus und kann aus vielerlei Gründen dort nicht so einfach ausziehen. Einerseits möchte sie dies auch gar nicht, weil sie so noch "seine beschützende Nähe" hat und er so allgegenwärtig ist, andererseits ist sie dadurch auch wie eine Gefangene im alten Leben.
Sie kann keine neue Beziehung zulassen, da sie es als Verrat ihrem Mann gegenüber empfindet. Einerseits möchte sie ein "neues Leben" beginnen, aber andererseits mag sie nicht von dem alten Leben lassen.
Sie fühlt sich schuldig am Tod ihres Mannes und dieses ganze "hätte/wäre/wenn" zermürbt sie.
Es stimmt, daß sie ihm zu Lebzeiten mehr aufgebürdet hat, als er gerne auf sich genommen hätte, aber das ist ja nun nicht mehr zu ändern.
Sie meint, daß sie sich kein neues schönes Leben aufbauen "darf", da sie ja indirekt schuldig an seinem Tod sei.
Es ist schwierig für mich, ihr aus diesen immer wiederkehrenden Löchern rauszuhelfen. Ich versuche zuzuhören. Ich kann keinen wirklichen Ratschlag geben, da ich nicht in ihrer Situation bin und diese Gefühle nicht wirklich beurteilen kann.
Natürlich versuche ich, ihr gut "zuzureden", aber es ist sehr schwierig.
Sie kann an ihren Lebensumständen auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht viel ändern und spätestens im nächsten Jahr sind alle ihre finanziellen Reserven aufgebraucht. Ich weiß, daß sie ihrem Mann eines Tages aus freien Stücken folgen wird. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Sie idealisiert ihn geradezu - er ist der Heilige und sie die Schuldige.
Wie kann ich ihr helfen?
Das ganze Haus ist fast genauso, wie zu seinen Lebzeiten. Sie schwankt, ob sie Fotos entfernen soll, oder ob diese ihr Kraft geben.
Einerseits möchte sie ausziehen, mag aber "sein" Haus nicht aufgeben.
Sie mag ihn nicht aufgeben, leidet aber sehr.
Zu einem Psychologen wird sie nicht gehen. Das weiß ich.
Kurz nach seinem Suizid bin ich mit ihr bei einer Gruppe gewesen, wo sich Angehörige von Suizidopfern zu gemeinsamen Gesprächen getroffen haben. Sie wollte dort nicht alleine hingehen und hat um meine Begleitung gebeten. Kurz darauf hat sie die Treffen aber abgesagt, da sie diese Gespräche immer wieder völlig aus der Bahn geworfen haben. Vielleicht war es damals zu früh?
Zwar werden ihre "Durchhänger" seltener, aber vielleicht zeigt sie es mir auch einfach nur seltener. Die Intensität ist jedenfalls genauso groß. Unsere Gespräche sind genau die selben, wie kurz nach seinem Tod. Es geht ihr keinen Deut besser.
Was würde ihr helfen?