1. Wie verläuft die Ansteckung genau?
Häufigster Übertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion: Durch Husten oder Niesen segeln Sekretpartikel in die Luft. Größere Tropfen sinken nach unten und verkleben mit Oberflächen - also auch etwa mit dem Körper. Kleinere mischen sich mit der Luft zu einem Aerosol und können auf diesem Weg mit dem Atem in den Körper gelangen. Bei der Schmierinfektion dagegen gelangen die Krankheitserreger an Haut und Schleimhäute. Die echte Grippe wird in erster Linie durch Nasen-Rachen-Sekrete bei nahem Kontakt zu einem Infizierten übertragen, aber kaum über Aerosol.
2. Wie nah muss man jemandem kommen, um selbst infiziert zu werden? Und bei welchem Abstand ist man sicher?
Manche Experten vermuten, bei Influenza bestehe auch in rund fünf Meter Nähe zu einem Infizierten kein Risiko. Bei einem hustenden Menschen seien demnach sogar zwei Meter Distanz wahrscheinlich genug. Dazu Hutter: "Bei Husten oder Niesen macht es einen Unterschied, ob man sich in einem geschlossenen Raum oder im Freien aufhält.“ Es gibt Empfehlungen, drei Meter Abstand zum Niesenden zu halten - andererseits aber auch Belege, wonach Viren über 30 oder 40 Meter weit fliegen können. Eine U-Bahn-Garnitur würden sie damit locker durchmessen. Hutter: "Setzt jemand zum Niesen an, müsste man theoretisch in Usain-Bolt-Manier losstarten, um binnen Sekunden weit weg zu sein, wenn man sichergehen will. Eines steht fest: In der Öffentlichkeit gibt es während der Grippezeit ein gewisses Risiko.“ Bis zu 30 Prozent der Influenza-Infizierten bleiben beschwerdefrei - und verbreiten doch Viren im öffentlichen Raum.
3. Schwirren die Keime eines Erkrankten so sehr durch die Luft, dass schon eine Fahrt im selben U-Bahn-Waggon zur Infektion führt? Oder braucht es direktes Anniesen, Anhusten oder gar eine gemeinsame Nacht im selben Bett?
"Man kann das über die Tröpfchen schätzen, die ausgestoßen werden“, schildert Spezialist Hutter. "Ein Huststoß erreicht bis zu 80 Stundenkilometer und enthält einige tausend Tröpfchen, die im Umkreis von mehreren Metern verteilt werden. Niesen befördert einige zehntausend Tröpfchen mit bis zu 160 Stundenkilometern in die Umgebung.“ Daher ist der "Aktionsradius“ ziemlich groß. "Aus der Zahl der Tröpfchen lässt sich ungefähr die Zahl der Erreger hochrechnen. Auf jedem Tröpfchen, sitzen‘ sicher 1000 Viren“, so Hutter.Daraus lässt sich ableiten, dass sich die vielen Millionen Erreger in einem geschlossenen Raum fein verteilen. Sie sinken nicht nur mit den größeren Tröpfchen zu Boden, sondern können auch in der Luft umherschweben. Soll heißen: Sich im Autobus schnell einen anderen, vermeintlich sicheren Sitzplatz zu suchen ist keine effiziente Strategie. Norbert Vetter, Lungenfacharzt und Vorstand am Pulmologischen Zentrum Baumgartner Höhe: "Schon im selben Raum wie ein Erkrankter zu sein kann für Infektion durchaus genügen.“
4. Wie lange ist die Luft mit Viren kontaminiert, wenn eine kranke Person im Raum war?
"Bei normalen Temperaturen liegt die Halbwertszeit in der Raumluft befindlicher Viren bei ungefähr 30 bis 60 Minuten“, sagt Vetter. "So lange bleibt Aerosol, also zum Beispiel ausgehustete Tröpfchen, in der Luft hängen und enthält infektiöse Viren. Danach reduziert sich das Ansteckungsrisiko durch Einatmen der Luft um zirka die Hälfte.“ Wenn es gerade viele verschiedene Viren hagelt, sind Räume voller Menschen zwangsläufig eine Gefahrenquelle. "Es gibt Untersuchungen, die in geschlossenen Räumen bis zu 16.000 Viren pro Kubikmeter nachweisen konnten“, berichtet Hutter.
Hoffe geholfen zu haben. Frohes Neujahr noch ;)