Auf jeden FAll! dann bleibst du ihm in erinnerung!!

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Also je nach dem wie alt deine Schauspieler sind. Zwischen 13 und 99 könnte ich dir "Was ihr wollt" von Shakespeare empfehlen. Habe ich auch schon aufgeführt. Ist zwar alte Sprache, aber gut verständlich. Wen du Interesse hast kann ich dir eine leicht gekürzte Fassung zuschicken:

William Shakespeare Was ihr wollt (Übersetzt von A.W. Schlegel) ORSINO, Herzog von Illyrien. SEBASTIAN, ein junger Edelmann, Violas Bruder. ANTONIO, ein Schiffshauptmann. Ein SCHIFFSHAUPTMANN. VALENTIN & CURIO (Kavaliere des Herzogs). Junker TOBIAS VON RÜLP, Olivias Oheim. Junker CHRISTOPH VON BLEICHENWANG. MALVOLIO, Olivias Haushofmeister. FABIO & NARR (in Olivias Dienst.) OLIVIA, eine reiche Gräfin. VIOLA. MARIA, Olivias Kammermädchen. Herren vom Hofe, ein Priester, Matrosen, Gerichtsdiener, Musikanten und andres Gefolge.

Die Szene ist eine Stadt in lllyrien und die benachbarte Seeküste. ERSTER AUFZUG Zweite Szene (getauscht mit erste Szene) EINE STRASSE (Viola, ein Schiffshauptmann und Matrosen treten auf) VIOLA: Welch Land ist dies, ihr Freunde? SCHIFFSHAUPTMANN: Illyrien, Fräulein. VIOLA: Und was soll ich nun in Illyrien machen? Mein Bruder ist ja in Elysium. Doch wär’ es möglich, daß er nicht ertrank; Was denkt Ihr, Schiffer? SCHIFFSHAUPTMANN: Kaum war es möglich, daß Ihr selbst entkamt. VIOLA: Ach, armer Bruder! - Vielleicht entkam er doch. SCHIFFSHAUPTMANN: Ja, Fräulein! und Euch mit Vielleicht zu trösten, Versichr’ ich Euch: als unser Schiff gescheitert, Indessen Ihr und dieser arme Haufen, Mit Euch gerettet, auf dem Boote trieb, Sah ich, daß Euer Bruder, wohl bedacht In der Gefahr, an einem starken Mast, Der auf den Fluten lebte, fest sich band (Ihm lehrte Mut und Hoffnung dieses Mittel); Dann, wie Arion auf des Delphins Rücken, Sah ich ihn Freundschaft mit den Wellen halten, Solang’ ich sehen konnte. VIOLA: Hier ist Gold Für diese Nachricht. Meine eigne Rettung Zeigt meiner Hoffnung auch für ihn das gleiche, Und Eure Red’ ist des Bestätigung. Kennst du dies Land? SCHIFFSHAUPTMANN: Ja, Fräulein, sehr genau; Drei Stunden ist es kaum von diesem Ort, wo ich geboren und erzogen bin. VIOLA: Und wer regiert hier? SCHIFFSHAUPTMANN: Ein edler Herzog von Gemüt und Namen. VIOLA: Was ist sein Name? SCHIFFSHAUPTMANN: Orsino. VIOLA: Orsino! den hört’ ich meinen Vater Wohl nennen; damals war er unvermählt. SCHIFFSHAUPTMANN: Das ist er, oder war s vor kurzem noch; Denn nur vor einem Monat reist’ ich ab, Als eben ein Gerücht lief (wie Ihr wißt, Was Große tun, beschwatzen gern die Kleinen), Er werbe um die reizende Olivia. VIOLA: Wer ist sie? SCHIFFSHAUPTMANN: Ein sittsam Mädchen, eines Grafen Tochter; Der starb vor einem Jahr, und ließ sie damals in seines Sohnes, ihres Bruders, Schutz. Der starb vor kurzem auch; ihn zärtlich liebend, Schwor sie, so sagt man, Anblick und Gesellschaft der Männer ab. VIOLA: O dient’ ich doch dem Fräulein, Und würde nicht nach meinem Stand der Welt Verraten, bis ich die Gelegenheit Selbst hätte reifen lassen! SCHIFFSHAUPTMANN: Das wird schwer Zu machen sein; sie will von keiner Art Gesuche hören, selbst des Herzogs nicht. VIOLA: Ich bitte dich, und will dir’s reichlich lohnen, Verhehle, wer ich bin, und steh mir bei, Mich zu verkleiden, wie es etwa taugt Zu meinem Plan. Ich will dem Herzog dienen, Du sollst als einen Jüngling mich empfehlen; Was sonst geschehn mag, wird die Zeit schon zeigen; Nur richte sich nach meinem Witz dein Schweigen. SCHIFFSHAUPTMANN: Seid Ihr sein Jüngling, Und plaudr’ ich es aus, so schlage Blindheit mich. VIOLA: Nun gut, so führ’ mich weiter! (Ab)

Erste Szene (getauscht mit der zweiten Szene) EIN ZIMMER IM PALASTE DES HERZOGS (Der Herzog, Musik im Hintergrunde) HERZOG: Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, Spielt weiter! gebt mir volles Maß! daß so Die übersatte Lust erkrank’ und sterbe. - O Geist der Lieb’, wie bist du reg’ und frisch! So voll von Phantasien Ist Liebe, daß nur sie phantastisch ist. VALENTIN: Wollt Ihr nicht jagen, gnäd’ger Herr? HERZOG: Was, Valentin? VALENTIN: Den Hirsch. HERZOG: Das tu’ ich ja, den edelsten, der mein. O da zuerst mein Aug’ Olivien sah, Schien mir die Luft durch ihren Hauch gereinigt; Den Augenblick ward ich zu einem Hirsch, Und die Begierden, wie ergrimmte Hunde, Verfolgen mich seitdem. Nun wohl, was sagt sie? Geht zur Tür und kommt mit Nachricht in der Hand zurück. VALENTIN: Eine Nachricht mein Fürst, Ihr Mädchen gab dies zur Antwort nur: Der Himmel selbst, bis sieben Jahr verglüht, Soll ihr Gesicht nicht ohne Hülle schaun; Sie will wie eine Nonn’ im Schleier gehn, All dies um eines Bruders tote Liebe Zu balsamieren, die sie frisch und dauernd In traurigem Gedächtnis halten will. HERZOG: O sie mit diesem zartgebauten Herzen, Die schon dem Bruder soviel Liebe zahlt, wenn jene hohen Thronen ihr Haupt und Herz, Erfüllt sind und bewohnt von einem Herrn! Süß träumt die Liebe, wenn sie Lauben schatten. (Alle ab) Dritte Szene EIN ZIMMER IN OLIVIAS HAUSE (Junker Tobias und Maria) JUNKER TOBIAS: Was zum Henker fällt meiner Nichte ein, daß sie sich den Tod ihres Bruders so anzieht? Es ist ausgemacht, der Gram zehrt am Leben. MARIA: Auf mein Wort, Junker Tobias, Ihr müßt abends früher zu Hause kommen. Eure Nichte, das gnädige Fräulein, hat viel Einrede gegen Eure unschicklichen Zeiten. JUNKER TOBIAS: So mag sie beizeiten Einrede tun, hernachmals aber schweigen. MARIA: Ja, es würde Euch aber besser kleiden, einen ordentlichen Lebenswandel zu führen. JUNKER TOBIAS: Besser kleiden? Ich brauche mich nicht besser zu kleiden, als ich hier bin. Dieser Rock ist gut genug, um darin zu trinken, diese Stiefeln auch, sonst können sie sich in ihren eignen Riemen aufhängen lassen. MARIA: Das Bechern und Trinken wird Euch zugrunde richten. Mein Fräulein sprach noch gestern davon, auch von einem albernen Junker, den Ihr einmal abends als einen Freier für sie mitgebracht habt. JUNKER TOBIAS: Wen meint Ihr? Junker Christoph von Bleichenwang? MARIA: Ja, eben den. JUNKER TOBIAS: Das ist so ein starker Kerl wie einer in ganz Illyrien. MARIA: Was tut das zur Sache? JUNKER TOBIAS: Nun, er bringt es im Jahr auf dreitausend Dukaten. MARIA: Er wird es aber wohl nur auf ein Jahr mit allen seinen Dukaten bringen; er ist ein großer Narr und ein Verschwender. JUNKER TOBIAS: Pfui, daß Ihr so reden könnt! Er spielt auf der Baßgeige, und spricht drei bis vier Sprachen Wort für Wort aus dem Kopfe, und ist mit vielfältigen guten Naturgaben versehn. MARIA: Ja, wahrhaftig, auch mit einfältigen. Denn bei seiner Narrheit ist er obendrein noch ein großer Zänker, und hätte er nicht die Gabe der Zaghaftigkeit, um seine Zanklust zu dämpfen, so meinen die Vernünftigen, ihm würde bald das Grab zur Gabe werden. JUNKER TOBIAS: Bei meiner Faust! Schufte und Lügner sind’s, die so von ihm reden. Wer sind sie? MARIA: Dieselbigen, die auch behaupten, daß er sich alle Abend mit Euch betrinkt. JUNKER TOBIAS: Freilich, auf meiner Nichte Gesundheit. Ich will so lange darauf trinken, als es mir durch die Kehle läuft und Getränk in Illyrien ist. Ein Hase und ein Lumpenhund, wer nicht meiner Nichte zu Ehren trinkt, bis sich sein Gehirn auf einem Beine herumdreht wie ein Kräusel. Still, Mädel, denn hier kommt Junker Christoph von Bleichenwang. (Junker Christoph tritt auf) JUNKER CHRISTOPH: Junker Tobias von Rülp! Wie steht’s, Junker Tobias von Rülp? JUNKER TOBIAS: Herzensjunker Christoph! JUNKER CHRISTOPH: Gott grüß’ Euch, schöne Dirne! MARIA: Euch ebenfalls, Herr! JUNKER TOBIAS: Hak’ ein, Junker Christoph, hak’ ein! JUNKER CHRISTOPH: Wer ist das ? JUNKER TOBIAS: Meiner Nichte Kammermädchen. JUNKER CHRISTOPH: Gute Jungfer Hakein, ich wünsche näher mit Euch bekannt zu werden. MARIA: Mein Name ist Maria, Herr. JUNKER CHRISTOPH: Gute Jungfer Maria Hakein - JUNKER TOBIAS: Ihr versteht mich falsch; hak’ ein heißt: unterhalte sie, wirb um sie, bestürme sie. JUNKER CHRISTOPH: Auf meine Ehre, ich möchte sie nicht in dieser Gesellschaft vornehmen. Das bedeutet also hak’ ein? MARIA: Ich empfehle mich, meine Herren. JUNKER TOBIAS: Wo du sie so davongehn lässest, Junker Christoph, so wollt’ ich, du dürftest nie wieder den Degen ziehn. JUNKER CHRISTOPH: Wo Ihr so davongeht, so wollt’ ich, ich dürfte nie wieder den Degen ziehn. Schönes Frauenzimmer, denkt Ihr, Ihr hättet Narren am Seile ? MARIA: Nein, ich habe Euch nicht am Seile. JUNKER CHRISTOPH: Ihr sollt mich aber am Seile haben: hier ist meine Hand. MARIA: Nun, Herr, Gedanken sind zollfrei; aber mich deucht, Ihr könntet sie immer ein bißchen in den Keller tragen. JUNKER CHRISTOPH: Wozu, mein Engelchen? Was soll die verblümte Redensart? MARIA: Sie ist warm, Herr. JUNKER CHRISTOPH: Nun, ein Mädchen wie Ihr kann einem wohl warm machen. MARIA: Nein, Ihr habt ein kaltes Herz, das kann ich an den Fingern abzählen. JUNKER CHRISTOPH: Das tut doch einmal. MARIA: Ich habe es schon an Euern Fingern abgezählt, daß Ihr keine drei zählen könnt. Nun lasse ich Euch gehn. (Ab) JUNKER TOBIAS: O Junker, du hast ein Fläschchen Sekt nötig! Hab’ ich dich jemals schon so herunter gesehn? JUNKER CHRISTOPH: In Eurem Leben nicht, glaub’ ich, außer, wenn mich der Sekt heruntergebracht hat. Mir ist, als hätt’ ich manchmal nicht mehr Witz, als ein Christensohn oder ein gewöhnlicher Mensch hat. Aber ich bin ein großer Rindfleischesser, und ich glaube, das tut meinem Witz Schaden. JUNKER TOBIAS: Keine Frage. JUNKER CHRISTOPH: Wo ich das dächte, so wollte ich’s verschwören. Ich will morgen nach Haus reiten, Junker Tobias. JUNKER TOBIAS: Pourquoi, Herzensjunker? JUNKER CHRISTOPH: Was ist pourquoi? Tu’s oder tu’s nicht? Ich wollte, ich hätte die Zeit auf die Sprachen gewandt, die mir das Fechten, Tanzen und Fuchsprellen gekostet hat. Ach, hätte ich mich doch auf die Künste gelegt! JUNKER TOBIAS: Ja, dann hättest du einen stattlichen Kopf mit Haaren gekriegt. JUNKER CHRISTOPH: Wieso? Wäre mein Haar davon besser geworden? JUNKER TOBIAS: Ohne Zweifel. Du siehst ja, es will sich von Natur nicht kräuseln. JUNKER CHRISTOPH: Es steht mir aber doch recht gut? Nicht wahr? JUNKER TOBIAS: Prächtig! Es hängt wie Flachs auf einem Spinnrocken, und ich hoffe, noch zu erleben, daß eine Hausfrau dich zwischen ihre Knie nimmt und es abspinnt. JUNKER CHRISTOPH: Wahrhaftig, ich will morgen nach Haus, Junker Tobias. Eure Nichte will sich ja nicht sehn lassen; und wenn auch, es ist zehn gegen eins, daß sie mich nicht will. Der Graf selbst, hier dicht bei an, freit um sie. JUNKER TOBIAS: Sie will den Grafen nicht; sie will keine größere Partie tun, als sie selbst ist, weder an Rang, Jahren, noch Verstand. Das habe ich sie eidlich beteuern hören. Lustig! Es ist noch nicht aus damit, Freund. JUNKER CHRISTOPH: So will ich einen Monat länger bleiben. Ich bin ein Kerl von der wunderlichsten Gemütsart in der Welt; manchmal weiß ich mir gar keinen bessern Spaß als Maskeraden und Fastnachtsspiele. JUNKER TOBIAS: Taugst du zu dergleichen Fratzen, Junker? JUNKER CHRISTOPH: So gut wie irgend einer in Illyrien, er mag sein, was er will, wenn er nicht vornehmer ist als ich. JUNKER TOBIAS: Nun, Freund, es bedeutet Springen und Tanzen. Laß mich deine Kapriolen sehen. Hopsa! Höher! Sa! sa! - Prächtig! (Beide ab) Vierte Szene EIN ZIMMER IM PALASTE DES HERZOGS (Valentin und Viola in Mannskleidern) VALENTIN: Wenn der Herzog mit solchen Gunstbezeugungen gegen Euch fortfährt, Cesario, so könnt Ihr es weit bringen; er kennt Euch erst seit drei Tagen, und schon seid Ihr kein Fremder mehr. VIOLA: Ihr fürchtet entweder Laune von seiner Seite oder Nachlässigkeit von der meinigen, wenn Ihr die Fortdauer seiner Zuneigung in Zweifel zieht. Ist er unbeständig in seiner Gunst? VALENTIN: Nein, in der Tat nicht. (Der Herzog, Curio und Gefolge treten auf) VIOLA: Ich dank’ Euch. Hier kommt der Graf. HERZOG: Wer sah Cesario? he? VIOLA: Hier, gnäd’ger Herr, zu Eurem Dienst. HERZOG: Steht Ihr indes beiseit. - Cesario, Du weißt nun alles; die geheimsten Blätter Schlug ich dir auf im Buche meines Herzens. Drum, guter Jüngling, mach’ dich zu ihr auf, Nimm kein Verleugnen an; steh vor der Tür Und sprich, es solle fest dein Fuß da wurzeln, Bis du Gehör erlangt. VIOLA: Doch, mein Gebieter, Ist sie so ganz dem Grame hingegeben, Wie man erzählt, läßt sie mich nimmer vor. HERZOG: Sei laut, und brich durch alle Sitte lieber, Eh’ du den Auftrag unverrichtet läss’st. VIOLA: Gesetzt nun, Herr, ich spreche sie: was dann? HERZOG: O dann entfalt’ ihr meiner Liebe Macht, Laß sie erstaunen über meine Treu’; Es wird dir wohl stehn, meinen Schmerz zu klagen, Sie wird geneigter deiner Jugend horchen Als einem Boten ernstern Angesichts. VIOLA: Das denk’ ich nicht, mein Fürst. HERZOG: Glaub’s, lieber Junge! Denn der verleumdet deine frohen Jahre, Wer sagt, du seist ein Mann; alles ist an dir ist nach Weibes Art. Ich weiß, daß dein Gestirn zu dieser Sendung Sehr günstig ist. Begleite ihn Valetin. Mir ist am wohlsten, wenn am wenigsten Gesellschaft um mich ist. Vollbring’ dies glücklich, Und du sollst frei wie dein Gebieter leben, Und alles mit ihm teilen. VIOLA: Ich will tun Was ich vermag, Eu’r Fräulein zu gewinnen. (Beiseit) Doch wo ich immer werbe, Müh’voll Pein, Ich selber möchte seine Gattin sein. (Alle ab) Fünfte Szene EIN ZIMMER IN OLIVIAS HAUSE (Maria und der Narr treten auf) MARIA: Nun sage mir, wo du gewesen bist, oder ich will meinen Mund nicht so weit auftun, daß ein Strohhalm hineinginge, um dich zu entschuldigen; mein Fräulein wird dich für dein Ausbleiben aufhängen lassen. NARR: Meinetwegen, wer in dieser Welt tüchtig aufgehängt ist, braucht der Trommel nicht zu folgen. MARIA: Warum nicht ? NARR: Er kann überhaupt nicht viel spazieren gehn. MARIA: Eine gute, hausbackne Antwort. Ich kann dir auch sagen, wo sich die Redensart herschreibt: der Trommel folgen. NARR: Woher, liebe Jungfer Maria? MARIA: Aus dem Kriege, und das kannst du in deiner Narrheit nur kecklich nachsagen. NARR: Gut, Gott verleihe denen Weisheit, die welche haben, du altes Flittchen und die, so Narren sind - laßt sie mit ihren Gaben wuchern. MARIA: Stille, Schelm! Nichts weiter davon! Ihr tätet wohl, wenn Ihr Euch vernünftig entschuldigtet. (Ab) (Olivia und Malvolio treten auf) OLIVIA: Schafft das Narrengesicht weg! NARR: Hört ihr nicht, Leute? Schafft das Fräulein weg! OLIVIA: Geht, Ihr seid ein trockner Narr; ich will nichts mehr von Euch wissen. Überdies fangt Ihr an, Euch schlecht aufzuführen. Guter Freund, ich wollte Euch weggeschafft haben. NARR: Ein ganz gewaltiger Mißgriff! – Fräulein. Gute Madonna, warum trauerst du? OLIVIA: Guter Narr, um meines Bruders Tod. NARR: Ich glaube, seine Seele ist in der Hölle, Madonna. OLIVIA: Ich weiß, seine Seele ist im Himmel, Narr. NARR: Desto größer ist Eure Narrheit, darüber zu trauern, daß Eures Bruders Seele im Himmel ist. - Schafft das Narrengesicht weg, Leute! OLIVIA: Was denkt Ihr von diesem Narren, Malvolio? Wird er nicht besser? MALVOLIO: Jawohl, und wird damit fortfahren, bis er in den letzten Zügen liegt. Die Schwachheit des Alters, die den vernünftigen Mann herunterbringt, macht den Narren immer besser. NARR: Gott beschere Euch frühzeitige Schwachheit, damit Eure Narrheit desto besser zunehme! Junker Tobias wird darauf schwören, daß ich kein Fuchs bin, aber er wird keinen Dreier darauf verwetten, daß Ihr kein Narr seid. OLIVIA: Was sagt Ihr dazu, Malvolio ? MALVOLIO: Ich wundre mich, wie Euer Gnaden an solch einem ungesalznen Schuft Gefallen finden können. Auf meine Ehre, ich halte die vernünftigen Leute, die über diese bestallten Narren so vor Freuden krähen, für nichts besser als für die Hanswurste der Narren. OLIVIA: Ihr krankt an der Eigenliebe, Malvolio, und kostet mit einem verdorbenen Geschmack. Wer edelmütig, schuldlos und von freier Gesinnung ist, nimmt diese Dinge für Vögelbolzen, die Ihr als Kanonenkugeln anseht. NARR: Nun, Merkur verleihe dir die Gabe des Aufschneidens, weil du so gut von den Narren sprichst! (Maria kommt) MARIA: Mein Fräulein, vor der Tür ist ein junger Herr, der sehr mit Euch zu sprechen wünscht. OLIVIA: Vom Grafen Orsino, nicht wahr? MARIA: Ich weiß nicht, mein Fräulein; es ist ein hübscher junger Mann mit einer stattlichen Begleitung. OLIVIA: Wer von meinen Leuten hält ihn auf? MARIA: Junker Tobias, Euer Vetter. OLIVIA: Sucht den doch da wegzutringen, er spricht ja immer wie ein toller Mensch. Pfui doch! (Maria ab) Geht Ihr, Malvolio. Wenn es ein Gesuch vom Grafen ist, so bin ich krank oder nicht zu Hause: was Ihr wollt, um es los zu werden. (Malvolio ab) Ihr seht nun, wie Eure Possen versauern und die Leute sie nicht mehr mögen. NARR: Du hast für uns geredet, Madonna, als wenn dein ältester Sohn ein Narr werden sollte, dessen Schädel die Götter mit Gehirn vollstopfen mögen, denn hier kommt einer von deiner Sippschaft, der einen sehr schwachen Geist hat. (Junker Tobias tritt auf) OLIVIA: Auf meine Ehre, halb betrunken. - Wer ist vor der Tür, Vetter? JUNKER TOBIAS: Ein Herr. OLIVIA: Ein Herr? Was für ein Herr? JUNKER TOBIAS: ‘s ist ein Herr da. (Es stößt ihm auf) Hol’ der Henker die Heringe! - Was machst du, Pinsel? NARR: Bester Junker Tobias - OLIVIA: Vetter, Vetter! wie kommt Ihr schon so früh in diesen widerlichen Zustand? JUNKER TOBIAS: Liederlichen! Schade was fürs Liederliche! - Es ist jemand vor der Tür. OLIVIA: Nun gut, wer ist es? JUNKER TOBIAS: Meinetwegen der Teufel, wenn er Lust hat; was kümmert’s mich? Glaubt mir, sag’ ich Euch. - Nun, es kommt alles auf eins heraus. (Ab) OLIVIA: Womit ist ein Betrunkener zu vergleichen ? NARR: Mit einem Ertrunkenen, einem Narren und einem Tollen. Der erste Trunk über den Durst macht ihn zum Narren, der zweite toll, und der dritte ersäuft ihn. OLIVIA: Geh, hol’ den Totenbeschauer, und laß ihn meinen Vetter in Augenschein nehmen, denn er ist im dritten Grade der Trunkenheit; er ist ertrunken. Geh, gib acht auf ihn. NARR: Bis jetzt ist er nur noch toll, Madonna; und der Narr wird auf den Tollen achtgeben. (Ab) (Malvolio kommt zurück) MALVOLIO: Gnädiges Fräulein, der junge Mensch draußen beteuert, daß er mit Euch sprechen will. Ich sagte ihm, Ihr wäret krank; er behauptet, davon habe er schon gehört, und daher komme er, um mit Euch zu sprechen. Ich sagte ihm, Ihr schliefet; er scheint auch das voraus gewußt zu haben, und kommt daher, um mit Euch zu sprechen. Was soll man ihm sagen, gnädiges Fräulein? Er ist gegen jede Ausflucht gewaffnet. OLIVIA: Sagt ihm, daß er mich nicht sprechen soll. MALVOLIO: Das habe ich ihm schon gesagt; aber er versichert, er wolle wie ein Schilderhaus Tag und Nacht vor Eurer Tür stehn, bis Ihr ihn vorlaßt. OLIVIA: Was für eine Art von Menschen ist es? MALVOLIO: Von einer sehr unartigen Art; er will mit Euch sprechen, Ihr mögt wollen oder nicht. OLIVIA: Wie ist sein Äußerliches und seine Jahre? MALVOLIO: Noch nicht alt genug für einen Mann und nicht jung genug für einen Knaben; er ist weder recht Fisch noch Fleisch, so eben auf der Grenze zwischen Mann und Knaben. Er hat ein artiges Gesicht und spricht sehr naseweis; er sieht aus wie ein rechtes Muttersöhnchen. OLIVIA: Laßt ihn herein; doch ruft mein Kammermädchen. MALVOLIO: Kammermädchen, das Fräulein ruft. (Ab) (Maria kommt zurück) OLIVIA: Gib mir den Schleier! komm, wirf ihn mir über; ich will noch’mal Orsinos Botschaft hören. (Viola tritt auf) VIOLA: Wer ist die Dame vom Hause? OLIVIA: Wendet Euch an mich, ich will für sie antworten. Was beliebt Euch? VIOLA: Allerstrahlendste, auserlesene und unvergleichliche Schönheit. - Ich bitte Euch, sagt mir, wer die Dame vom Hause ist, denn ich sah sie noch nie. Ich möchte nicht gerne meine Rede verkehrt anbringen, denn außerdem, daß sie meisterhaft abgefaßt ist, habe ich mir viele Mühe gegeben, sie auswendig zu lernen. OLIVIA: Woher kommt Ihr, mein Herr? VIOLA: Ich kann wenig mehr sagen, als ich studiert habe, und diese Frage steht nicht in meiner Rolle. Liebes Kind, gebt mir eine ordentlicbe Versicherung, ob Ihr die Dame vom Hause seid, damit ich in meiner Rede fortfahren kann. OLIVIA: Seid Ihr ein Schauspieler? VIOLA: Nein, mein verschwiegnes Herz! Und doch schwör’ ich Euch bei allen Schlingen der Arglist, ich bin nicht, was ich spiele. Seid Ihr die Dame vom Hause? OLIVIA: Wenn ich mir nicht zu viel über mich selbst anmaße, so bin ich es. VIOLA: Ich will in meiner Rede zu Eurem Lobe fortfahren und Euch dann den Kern meiner Botschaft darreichen. OLIVIA: Kommt auf das Wesentliche; ich erlasse Euch das Lob. VIOLA: Ach! ich habe mir so viel Mühe gegeben, es auswendig zu lernen, und es ist poetisch. OLIVIA: Um so eher mag es erdichtet sein; ich bitte Euch, behaltet es für Euch. MARIA: Wollt Ihr unter Segel gehen, Herr? Hier geht Euer Weg hin. VIOLA: Nein, guter Schiffsjunge; ich will hier noch ein wenig länger herumkreuzen. - Macht doch Euern Riesen da ein wenig zahm, mein schönes Fräulein. OLIVIA: Sagt, was Ihr wollt. VIOLA: Ich bin ein Botschafter. OLIVIA: Gewiß, Ihr müßt etwas Entsetzliches anzubringen haben, da Ihr so furchtbare Zeremonien dabei macht. Sagt Euern Auftrag. VIOLA: Er ist nur für Euer Ohr bestimmt. Ich bringe keine Kriegserklärung, fordre keine Huldigung ein; ich halte den Ölzweig in meiner Hand und rede nichts als Worte des Friedens. OLIVIA: Doch begannt Ihr ungestüm. Wer seid Ihr? Was wollt Ihr? VIOLA: Den Ungestüm, den ich blicken ließ, lernte ich von meiner Aufnahme. Was ich bin, und was ich will, ist so geheim wie jungfräuliche Reize: für Euer Ohr Offenbarung, für jedes andre Entweihung. OLIVIA: Laß uns das Feld allein; (Maria ab) wir wollen diese Offenbarung vernehmen. Nun, Herr, wie lautet Euer Text? VIOLA: Schönstes Fräulein - OLIVIA: Eine tröstliche Lehre, und läßt sich viel darüber sagen. Wo steht Euer Text? VIOLA: In Orsinos Brust. OLIVIA: In seiner Brust? In welchem Kapitel seiner Brust? VIOLA: Um methodisch zu antworten, im ersten seines Herzens. OLIVIA: O ich hab’ es gelesen: es ist Ketzerei. Habt Ihr weiter nichts zu sagen? VIOLA: Liebes Fräulein, laßt mich Euer Gesicht sehn. OLIVIA: Habt Ihr irgend einen Auftrag von Eurem Herrn, mit meinem Gesicht zu verhandeln? Jetzt seid Ihr aus dem Text gekommen. Doch will ich den Vorhang wegziehn und Euch das Gemälde weisen. (Sie entschleiert sich) Seht, Herr, so sah ich in diesem Augenblick aus. Ist die Arbeit nicht gut? VIOLA: Vortrefflich, wenn sie Gott allein gemacht hat. OLIVIA: Es ist echte Farbe, Herr; es hält Wind und Wetter aus. VIOLA: Ich seh’ Euch, wie Ihr seid; Doch wärt Ihr auch der Teufel, Ihr seid schön. Mein Herr und Meister liebt Euch; solche Liebe Kann nur vergolten werden, würdet Ihr Als Schönheit ohnegleichen auch gekrönt. OLIVIA: Wie liebt er mich? VIOLA: Mit Tränenflut der Anbetung, mit Stöhnen, Das Liebe donnert, und mit Flammenseufzern. OLIVIA: Er kennt mich, daß ich ihn nicht lieben kann. Doch halt’ ich ihn für tugendhaft; ich weiß, daß er von edlem Stamm, von großen Gütern, VIOLA: O liebt’ ich Euch mit meines Herren Glut, Mit solcher Pein, so todesgleichem Leben, Ich fänd’ in Eurem Weigern keinen Sinn, Ich würd’ es nicht verstehn. OLIVIA: Nun wohl, was tätet Ihr ? VIOLA: Ich baut’ an Eurer Tür ein Weidenhüttchen, Und riefe meiner Seel’ im Hause zu; Schrieb fromme Lieder der verschmähten Liebe, Und sänge laut sie durch die stille Nacht; Ließ Euren Namen an die Hügel hallen, Daß die vertraute Schwätzerin der Luft Olivia schriee. O, Ihr solltet mir Nicht Ruh’ genießen zwischen Erd’ und Himmel, Bevor Ihr Euch erbarmt! OLIVIA: Wer weiß, wie weit Ihr’s bringen könntet! Wie ist Eure Herkunft? VIOLA: Ich bin ein Edelmann. OLIVIA: Geht nur zu Eurem Herrn; Ich lieb’ ihn nicht, laßt ihn nicht weiter schicken, Lebt wohl! Habt Dank für Eure Müh’! VIOLA: Steckt Euren Beutel ein, ich bin kein Bote; Mein Herr bedarf Vergeltung, nicht ich selbst. Gehabt Euch wohl dann, schöne Grausamkeit! (Ab) OLIVIA: Wie ist Eure Herkunft? „Ich bin ein Edelmann." - Ich schwöre drauf; Dein Antlitz, deine Zunge, die Gebärden, Gestalt und Mut sind dir ein fünffach Wappen. Doch nicht zu hastig! nur gemach, gemach ! Der Diener müßte also der Herr sein. - Mich deucht, ich fühle dieses Jünglings Gaben Mit unsichtbarer, leiser Überraschung Sich in mein Auge schleichen. Wohl, es sei! Heda, Malvolio! (Malvolio kommt) MALVOLIO: Hier, Fräulein, zu Befehl! OLIVIA: Lauft diesem eigensinn’gen Abgesandten Des Grafen nach: er ließ hier diesen Ring; Was ich auch tat, sagt ihm, ich woll’ ihn nicht. Nicht schmeicheln soll er seinem Herrn, noch ihn Mit Hoffnung täuschen, nimmer werd’ ich sein. Wenn etwa morgen hier der junge Mensch Vorsprechen will, soll er den Grund erfahren. Mach’ fort, Malvolio! MALVOLIO: Das will ich, Fräulein. (Ab) OLIVIA: Ich tu’, ich weiß nicht, was; wofern nur nicht Mein Auge mein Gemüt zu sehr besticht. Nun walte, Schicksal! Niemand ist sein eigen; Was sein soll, muß geschehn: so mag sich’s zeigen! (Ab) ZWEITER AUFZUG Erste Szene DIE SEEKÜSTE (Antonio und Sebastian treten auf) ANTONIO: Wollt Ihr nicht länger bleiben ? und wollt auch nicht, daß ich mit Euch gehe? SEBASTIAN: Mit Eurer Erlaubnis, nein. Meine Gestirne schimmern dunkel auf mich herab; die Mißgunst meines Schicksals könnte vielleicht das Eurige anstecken. Ich muß mir daher Eure Einwilligung erbitten, meine Leiden allein zu tragen. ANTONIO: Laßt mich doch noch wissen, wohin Ihr Euren Weg richtet. SEBASTIAN: Nein, Herr, verzeiht mir! Die Reise, die ich vorhabe, ist nichts als ein wirrer Einfall. Doch werde ich an Euch einen vortrefflichen Zug von Bescheidenheit gewahr, daß Ihr mir nicht abnötigen wollt, was ich zu verschweigen wünsche; um so eher verbindet mich gute Sitte, mich Euch zu offenbaren. Ihr müßt also wissen, Antonio, mein Name ist Sebastian, statt dessen ich mich Rodrigo nannte. Mein Vater hinterließ mich und eine Schwester, beide in einer Stunde geboren - hätt’ es dem Himmel gefallen, so wollt’ ich, wir hätten auch so geendigt! Aber dem kamt Ihr zuvor: denn etwa eine Stunde, ehe Ihr mich aus dem Schiffbruch rettetet, war meine Schwester ertrunken. ANTONIO: Guter Himmel! SEBASTIAN: Sie war ein Mädchen, das, ob man gleich sagte, sie sehe mir sehr ähnlich, von vielen für schön gehalten ward, ihr Gemüt war so geartet, daß der Neid es selbst schön nennen mußte. Sie ertrank in der salzigen Flut, ob ich gleich ihr Andenken von neuem damit zu ertränken scheine. ANTONIO: Verzeiht mir, Herr, Eure schlechte Bewirtung. SEBASTIAN: O bester Antonio, vergebt mir Eure Beschwerden. ANTONIO: Wenn Ihr mich nicht für meine Liebe umbringen wollt, so laßt mich Euern Diener sein. SEBASTIAN: Lebt ein für allemal wohl! Mein Herz ist voller Zärtlichkeit und ich habe noch so viel von der Art meiner Mutter an mir wenn Ihr mir noch den geringsten Anlaß gebt, werden meine Augen davon überfließen. Ich will zum Hofe des Grafen Orsino. Lebt wohl! (Ab) ANTONIO: Mög’ aller Götter Milde dich geleiten! - Ich hab’ am Hofe Orsinos viele Feinde, Sonst ging’ ich nächstens hin, dich dort zu sehn. Doch mag’s drum sein! Du liegst mir so am Herzen, Ich will zu dir und mit Gefahren scherzen. (Ab) II. Zweite Szene EINE STRASSE (Viola, Malvolio ihr nachgehend) MALVOLIO: Wart Ihr nicht eben jetzt bei der Gräfin Olivia? VIOLA: Eben jetzt, mein Herr; in einem mäßigen Schritte bin ich seitdem nur bis hierher gekommen. MALVOLIO: Sie schickt Euch diesen Ring wieder, Herr; Ihr hattet mir die Mühe sparen können, wenn Ihr ihn selbst mitgenommen hättet. Sie fügt außerdem hinzu, Ihr solltet Euerm Herrn aufs bündigste bedeuten, daß sie ihn nicht will. Noch eins Ihr möchtet Euch niemals erdreisten, in seinen Angelegenheiten wieder zu ihr zu kommen, es wäre denn, um zu berichten, wie Euer Herr dies aufgenommen hat. So nehmt ihn hin! VIOLA: Sie nahm den Ring von mir, ich will ihn nicht. MALVOLIO: Hört: Ihr habt ihn ihr ungestüm hingeworfen, und ihr Wille ist, ich soll ihn ebenso zurückgeben. Ist es der Mühe wert, sich darnach zu bücken, so liegt er hier vor Euren Augen; wo nicht, so nehm’ ihn der erste, der ihn findet. (Ab) VIOLA: Ich ließ ihr keinen Ring. Was meint das Fräulein? Verhüte, daß mein Schein sie nicht betört! Sie faßt’ ins Auge mich, fürwahr so sehr, Als ließ sie ganz die Zunge aus den Augen. Sie sprach verwirrt in abgebrochnen Reden. Sie liebt mich - ja! Die Schlauheit ihrer Neigung Lädt mich durch diesen mürr’schen Boten ein. Der Ring von meinem Herrn ? - Er schickt’ ihr keinen; Ich bin der Mann. - Wenn dem so ist, so täte Die Arme besser, einen Traum zu lieben. Verkleidung, du bist eine Schalkheit, seh’ ich, Worin der list’ge Feind gar mächtig ist. Ein zu verschlungner Knoten ist’s für mich. (Ab) II. Dritte Szene EIN ZIMMER IN OLIVIAS HAUSE (Junker Tobias und Junker Christoph) JUNKER TOBIAS: Kommt, Junker Christoph! Nach Mitternacht nicht zu Bette sein, heißt früh auf sein. JUNKER CHRISTOPH: Nein, bei meiner Ehre, ich weiß nicht! aber ich weiß: spät aufbleiben ist spät aufbleiben. JUNKER TOBIAS: Ein falscher Schluß, mir so zuwider wie ‘ne leere Kanne. (Der Narr kommt) JUNKER CHRISTOPH: Da kommt der Narr, mein’ Seel’! NARR: Was macht ihr, Herzenskinder? Sollen wir im Wirtshaus zu den drei Narren einkehren? JUNKER TOBIAS: Willkommen, du Eselskopf! Laß uns einen Kanon singen. JUNKER CHRISTOPH: Mein’ Seel’, der Narr hat eine prächtige Lunge. NARR: Wollt ihr ein Liebeslied, oder ein Lied von gutem Lebenswandel? JUNKER TOBIAS: Ein Liebeslied! ein Liebeslied! FREESTYLE!!!!! SINGEN!!!! GRÖHLEN!!!! JUNKER CHRISTOPH: Ja, ja! ich frage nichts nach gutem Lebenswandel. NARR (singt): O Schatz! auf welchen Wegen irrt Ihr? O bleibt und hört! der Liebste girtt hier, Singt in hoh- und tiefem Ton. Hüpft nicht weiter, zartes Kindlein! Liebe find’t zuletzt ihr Stündlein, Das weiß jeder Muttersohn. Sollen wir die Nachteule mit einem Kanon aufstören, der einem Leinweber drei Seelen aus dem Leibe haspeln könnte? EIGENER TEXT ? JUNKER CHRISTOPH: Ja, wenn Ihr mich lieb habt, so tut das. Ich bin wie der Teufel auf einen Kanon. Stimmt an: "Du Schelm -" NARR: "Halt’s Maul, du Schelm"? Da würd’ ich ja genötigt sein, dich Schelm zu nennen, Junker. JUNKER CHRISTOPH: Es ist nicht das erste Mal, daß ich jemand nötige, mich Schelm zu nennen. Fang an, Narr! Es fängt an: "Halt ‘s Maul!" NARR: Ich kann niemals anfangen, wenn ich das Maul halte. - JUNKER CHRISTOPH: Das ist, mein Seel’, gut! Nu fang an.
(Sie singen einen Kanon; Maria kommt) MARIA: Was macht ihr hier für ein Katzenkonzert? Wenn das Fräulein nicht ihren Haushofmeister Malvolio gerufen hat, daß er euch aus dem Hause werfen soll, so will ich nicht ehrlich sein. JUNKER TOBIAS: Das Fräulein ist ein Duckmäuser, wir sind Kannengießer; Malvolio ist eine alte Käthe, und - (Singt) (Malvolio kommt) MALVOLIO: Junker Tobias, ich muß rein heraus mit Euch sprechen. Das gnädige Fräulein trug mir auf, Euch zu sagen: ob sie Euch gleich als Verwandten beherbergt, so habe sie doch nichts mit Euren Unordnungen zu schaffen. Wenn Ihr Euch von Eurer üblen Aufführung losmachen könnt, so seid Ihr in ihrem Hause willkommen; wo nicht, und es beliebt Euch, Abschied von ihr zu nehmen, so wird sie Euch sehr gern Lebewohl sagen. JUNKER TOBIAS (singt): Leb wohl, mein Schatz, ich muß von hinnen gehn. MALVOLIO: Ich bitt’ Euch, Junker Tobias. NARR (singt): Man sieht’s ihm an, bald ist’s um ihn geschehn. MALVOLIO: Wollt Ihr es durchaus nicht lassen? JUNKER TOBIAS (singt): Ich sterbe nimmermehr. NARR (singt): Da, Junker, lügt Ihr sehr. MALVOLIO: Es macht Euch wahrhaftig viel Ehre. JUNKER TOBIAS: Du hast recht. - Geht, Herr, tut groß gegen das Gesinde. - Ein Stübchen Wein, Maria! MALVOLIO: Jungfer Maria, wenn Ihr Euch das geringste aus der Gnade des Fräuleins machtet, so würdet Ihr diesem Unfeinen Lebenswandel keinen Vorschub geben. Sie soll es wissen, bei meiner Ehre. (Ab) MARIA: Geh und brumme nach Herzenslust. Lieber Junker Tobias, haltet Euch nur diese Nacht still; seit der junge Mann vom Grafen heute bei dem Fräulein war, ist sie sehr unruhig. Mit Malvolio laßt mich nur machen. Wenn ich ihn nicht so foppe, daß er zum Sprichwort und zum allgemeinen Gelächter wird, so glaubt nur, daß ich nicht gescheit genug bin, um grade im Bette zu liegen. Ich bin meiner Sache gewiß. JUNKER TOBIAS: Laß hören! MARIA: Ich will ihm unverständliche Liebesbriefe in den Weg werfen, worin er sich nach der Farbe seines Bartes, dem Schnitt seiner Waden, der Weise seines Ganges, nach Augen, Stirn und Gesichtsfarbe handgreiflich abgeschildert finden soll. Ich kann genau so wie das Fräulein, Eure Nichte, schreiben. JUNKER TOBIAS: Herrlich! ich wittre den Pfiff. JUNKER CHRISTOPH: Er sticht mir auch in der Nase. JUNKER TOBIAS: Er soll denken, die Briefe, die du ihm in den Weg fallen lässest, kämen von meiner Nichte, und sie wäre in ihn verliebt. MARIA: Ja, so sieht der Handel ungefähr aus. JUNKER CHRISTOPH: O, es wird prächtig sein! MARIA: Ein königlicher Spaß, verlaßt euch drauf; ich weiß, mein Tränkchen wird bei ihm wirken. Ich will euch beide - der Narr kann den dritten Mann abgeben - auf die Lauer stellen, wo er den Brief finden soll. Gebt acht, wie er ihn auslegt. Für heute nacht zu Bett, und laßt euch von der Kurzweil träumen. Adieu. (Ab) JUNKER TOBIAS: Gute Nacht, Amazone. JUNKER CHRISTOPH: In meinen Augen ist sie ‘ne brave Dirne. JUNKER TOBIAS: Sie ist ein artiges Kätzchen, und sie betet mich an; doch was will das sagen? JUNKER CHRISTOPH: Ich wurde auch einmal angebetet. JUNKER TOBIAS: Komm zu Bett, Junker. - Es täte not, daß du dir Geld kommen ließest. JUNKER CHRISTOPH: Wenn ich Eurer Nichte nicht habhaft werden kann, so habe ich mich schlimm gebettet. JUNKER TOBIAS: Laß Geld kommen, Junker; wenn du sie nicht am Ende noch kriegst, so will ich Matz heißen. JUNKER CHRISTOPH: Wenn ich sie nicht kriege, so bin ich kein ehrlicher Kerl: nehmt’s, wie Ihr wollt. JUNKER TOBIAS: Komm, komm! Ich will gebrannten Wein zurechtmachen; es ist jetzt zu spät, zu Bette zu gehn. Komm, Junker! komm, Junker! (Ab) II. Vierte Szene EIN ZIMMER IM PALASTE DES HERZOGS (Der Herzog, Viola, Curio und andre treten auf) HERZOG: Macht mir Musik! - Ei, guten Morgen, Freunde! - Komm näher, Junge. - Wenn du jemals liebst, Gedenke meiner in den süßen Qualen; Denn so wie ich sind alle Liebenden, Unstet und launenhaft in jeder Regung, Das stete Bild des Wesens ausgenommen, Das ganz geliebt wird. - Magst du diese Weise? VIOLA: Sie gibt ein rechtes Echo jenem Sitz, Wo Liebe thront. HERZOG: Du redest meisterhaft. Mein Leben wett’ ich drauf, jung wie du bist, Hat schon dein Aug’ um werte Gunst gebuhlt. Nicht, Kleiner? VIOLA: Ja, mit Eurer Gunst, ein wenig. HERZOG: Was für ein Mädchen ist’s? VIOLA: Von Eurer Farbe. HERZOG: So ist sie dein nicht wert. Von welchem Alter? VIOLA: Von Eurem etwa, gnäd’ger Herr. HERZOG: Zu alt, beim Himmel! Wähle doch das Weib Sich einen Ältern stets! So fügt sie sich ihm an, So herrscht sie dauernd in des Gatten Brust. VIOLA: Ich glaub’ es, gnäd’ger Herr. HERZOG: So wähl’ dir eine jüngere Geliebte, Sonst hält unmöglich deine Liebe stand; Denn Mädchen sind wie Rosen: kaum entfaltet, Ist ihre holde Blüte schon veraltet. VIOLA: So sind sie auch. Ach! muß ihr Los so sein, Zu sterben, grad’ im herrlichsten Gedeihn! (Narr kommt zurück) HERZOG: Komm, Bursch! Sing uns das Lied von gestern abend. Gib acht, Cesario, es ist alt und schlicht. NARR: Seid Ihr bereit, Herr? HERZOG: Ja, sing, ich bitte dich. NARR (singt): Komm herbei, komm herbei, Tod, Und versenk’ in Cypressen den Leib. Laß mich frei, laß mich frei, Not: Mich erschlägt ein holdseliges Weib. Mit Rosmarin mein Leichenhemd, O bestellt es! Ob Lieb’ ans Herz mir tödlich kömmt, Treu’ hält es. FREESTYLE!!!! HERZOG: Da hast du was für deine Mühe. NARR: Keine Mühe, Herr; ich finde Vergnügen am Singen. HERZOG: So will ich dein Vergnügen bezahlen. NARR: Gut, Herr; das Vergnügen macht sich über kurz oder lang immer bezahlt. HERZOG: Erlaube mir, dich zu beurlauben. (Narr ab) HERZOG: Laßt uns, ihr andern! Einmal noch, Cesario, Begib dich zu der schönen Grausamkeit: Sag’ meine Liebe, höher als die Welt. VIOLA: Doch, Herr, wenn sie Euch nun nicht lieben kann? HERZOG: Die Antwort nehm’ ich nicht. VIOLA: Ihr müßt ja doch. Denkt Euch, ein Mädchen, wie’s vielleicht eins gibt, Fühl’ eben solche Herzenspein um Euch, Als um Olivien Ihr; Ihr liebt sie nicht, Ihr sagt’s ihr; muß sie nicht die Antwort nehmen? HERZOG: Nein, keines Weibes Brust Erträgt der Liebe Andrang, wie sie klopft In meinem Herzen; keines Weibes Herz Umfaßt so viel. VIOLA: Ja, doch ich weiß - HERZOG: Was weißt du? Sag’ mir an. VIOLA: Zu gut nur, was ein Weib für Liebe hegen kann; Fürwahr, sie sind so treuen Sinns wie wir. Mein Vater hatt’ eine Tochter, welche liebte, Wie ich vielleicht, wär’ ich ein Weib, mein Fürst, Euch lieben würde. HERZOG: Was war ihr Lebenslauf ? VIOLA: Ein leeres Blatt’ Mein Fürst. Sie sagte ihre Liebe nie Und ließ Verheimlichung, wie in der Knospe Den Wurm, an ihrer Purpurwange nagen; Wir Männer mögen leicht mehr sprechen. Wir sind in Schwüren stark, doch in der Liebe schwach - Soll ich zum Fräulein ? HERZOG: Ja, das ist der Punkt. Auf! eile! Gib ihr dieses Kleinod; sage, Daß ich noch Weigern, noch Verzug ertrage. (Beide ab) II. Fünfte Szene OLIVIAS GARTEN (Junker Tobias, Junker Christoph und Fabio treten auf) MARIA: Stellt euch hinter die Hecke; Malvolio kommt diesen Gang herunter. Er ist seit einer halben Stunde dort in der Sonne gewesen und hat seinem eignen Schatten Künste gelehrt. Gebt acht auf ihn, bei allem, was lustig ist! Denn ich weiß’ dieser Brief wird einen nachdenklichen Pinsel aus ihm machen. Still, so lieb euch ein Schwank ist! (Die Männer verbergen sich, sie wirft den Brief hin, ab; Malvolio kommt) MALVOLIO: ‘s ist nur Glück, alles ist Glück. - Maria sagte mir einmal, sie hegte eine Neigung zu mir. Außerdem begegnet sie mir mit einer ausgezeichneteren Achtung als irgend jemand in ihrem Dienst. Was soll ich davon denken ? JUNKER TOBIAS: Der eingebildete Schuft! FABIO: O still! Die Beratschlagung macht einen stattlichen Hahn aus ihm. Wie er sich unter seinen ausgespreizten Federn bläht! JUNKER CHRISTOPH: Sakrament! ich könnte den Schuft so prügeln - JUNKER TOBIAS: Still, sag ich. MALVOLIO: Graf Malvolio zu sein - JUNKER TOBIAS: O du Schuft! JUNKER CHRISTOPH: Schießt ihn tot! Schießt ihn tot! JUNKER TOBIAS: Still! still! MALVOLIO: Man hat Beispiele: die Oberhofmeisterin hat einen Kammerdiener geheiratet. JUNKER TOBIAS: Eine Windbüchse her, um ihm ins Auge zu schießen! MALVOLIO: Rufe meine Beamten um mich her, in meinem geblümten Samtrock; komme soeben von einem Ruhebett, wo ich Olivien schlafend gelassen. JUNKER TOBIAS: Hagel und Wetter! FABIO: O still! still! MALVOLIO: Und dann hat man eine vornehme Laune; und nachdem man seine Blicke nachdrücklich umhergehn lassen und ihnen gesagt hat: man kenne seinen Platz, und sie möchten auch den ihrigen kennen, fragt man nach dem Vetter Tobias. JUNKER TOBIAS: Höll und Teufel! FABIO: O still, still, still! Jetzt, jetzt! MALVOLIO: Tobias kommt herein, macht mir alsbald seinen Bückling. JUNKER TOBIAS: Soll man dem Kerl das Leben lassen? FABIO: Schweigt doch, und wenn man Euch auch die Worte mit Pferden aus dem Munde zöge. MALVOLIO: Ich strecke die Hand so nach ihm aus, indem ich mein vertrauliches Lächeln durch einen strengen Blick des Tadels dämpfe. JUNKER TOBIAS: Und gibt Euch Tobias dann keinen Schlag aufs Maul? MALVOLIO: Was gibt’s hier zu tun? (Er nimmt den Brief auf) FABIO: Nun ist die Schnepfe dicht am Garn. MALVOLIO: So wahr ich lebe, das ist meines Fräuleins Schrift! MALVOLIO: "Dem unbekannten Geliebten dies und meine freundlichen Wünsche." - Das ist ganz ihr Stil. - es ist das Fräulein! An wen mag es sein? JUNKER CHRISTOPH: Das fängt ihn mit Leib und Seele. MALVOLIO: „Den Göttern ist’s kund: Ich liebe; doch wen? Verschleuß dich, o Mund! Nie darf ich’s gestehn.“ Wenn du das wärst, Malvolio ? JUNKER TOBIAS: An den Galgen, du Hund! MALVOLIO: "Ich kann gebieten, wo ich liebe. M.O.A.I. ist meine Wahl." FABIO: Ein unsinniges Rätsel. JUNKER TOBIAS: Eine herrliche Dirne, sag ich! MALVOLIO: "M.O.A.I. ist meine Wahl." Zuerst aber - laß sehn - laß sehn - laß sehn. JUNKER TOBIAS: Wie der Falk’ darüber herfällt! MALVOLIO: M.O.A.I. - FABIO: Der Hund schlägt an, als ob er einen Fuchs witterte. MALVOLIO: M. - Malvolio - M. - nun, damit fängt mein Name an. FABIO: Sagt’ ich nicht, er würde es ausfindig machen? Er hat eine treffliche Nase. MALVOLIO: "Ich kann gebieten, wo ich liebe." Nun ja, sie kann über mich gebieten; ich diene ihr, sie ist meine Herrschaft. Nun, das leuchtet jedem notdürftig gesunden Menschenverstand ein. – „Erinnre Dich, wer Deine gelben Strümpfe lobte und Dich beständig mit kreuzweise gebundenen Kniegürteln zu sehen wünschte; ich sage: erinnre Dich! Nur zu! Dein Glück ist gemacht, wo Du es wünschest. Wo nicht, so bleib nur immer ein Hausverwalter, der Gefährte von Lakaien und nicht wert, Fortunas Hand zu berühren. Leb’ wohl! Sie, welche die Dienstbarkeit mit Dir tauschen möchte, die glücklich Unglückselige." Es ist offenbar. Sie lobte neulich meine gelben Strümpfe; sie rühmte meine Kniegürtel, und hier gibt sie sich meiner Liebe kund und nötigt mich mit einer feinen Wendung zu diesen Trachten nach ihrem Geschmack. Ich will stolz sein, gelbe Strümpfe tragen und die Kniegürtel kreuzweise binden, so schnell sie sich nur anlegen lassen. - Hier ist noch eine Nachschrift: "Du kannst nicht umhin, mich zu erraten. Wenn Du meine Liebe begünstigst, so laß es in Deinem Lächeln sichtbar werden. Dein Lächeln steht Dir wohl, darum lächle stets in meiner Gegenwart, holder Liebling, ich bitte Dich." - Ich will lächeln, ich will alles tun, was du verlangst. (Ab) JUNKER TOBIAS: Ich könnte die Dirne für diesen Anschlag zur Frau nehmen. FABIO: Ich wollte meinen Anteil an diesem Spaße nicht für den reichsten Jahrgehalt vom großen Mogul hingeben. JUNKER CHRISTOPH: Das könnte ich auch. JUNKER TOBIAS: Und wollte keine andre Aussteuer von ihr verlangen, als noch einen solchen Schwank. JUNKER CHRISTOPH: Ich auch nicht. (Maria kommt) FABIO: Hier kommt unsre herrliche Vogelstellerin. JUNKER TOBIAS: Willst du deinen Fuß auf meinen Nacken setzen? JUNKER CHRISTOPH: Oder auch auf meinen? JUNKER TOBIAS: Soll ich dein Sklave werden? JUNKER CHRISTOPH: Ja, wahrhaftig, soll ich s auch? JUNKER TOBIAS: Du hast ihn in solch einen Traum gewiegt, daß er toll werden muß, wenn ihn die Einbildung wieder verläßt. MARIA: Wenn ihr denn die Frucht von unserm Spaß sehn wollt, so gebt acht auf seine erste Erscheinung bei dem gnädigen Fräulein. Er wird in gelben Strümpfen zu ihr kommen, und das ist eine Farbe, die sie haßt; die Kniegürtel kreuzweise gebunden, eine Tracht, die sie nicht ausstehen kann; und er wird sie anlächeln, was mit ihrer Gemütsverfassung so schlecht übereinstimmt, da sie sich der Melancholie ergeben hat, daß es ihn ganz bei ihr heruntersetzen muß. Wenn ihr es sehn wollt, so folgt mir. JUNKER TOBIAS: Bis zu den Pforten der Hölle, du unvergleichlicher Witzteufel. JUNKER CHRISTOPH: Ich bin auch dabei. (Alle ab) DRITTER AUFZUG III. Erste Szene OLIVIAS GARTEN (Viola und der Narr mit einer Trommel, Junker Tobias und Junker Christoph kommen) JUNKER TOBIAS: Gott grüß Euch, Herr. VIOLA: Euch gleichfalls, Herr. JUNKER TOBIAS: Wollt Ihr unser Haus begrüßen? Meine Nichte wünscht, Ihr möchtet eintreten, wenn Ihr ein Geschäft an sie habt. VIOLA: Ich bin Eurer Nichte verbunden; ich will sagen, ich bin verbunden, zu ihr zu gehn. JUNKER TOBIAS: So sollt Ihr hineintreten. (Olivia und Maria kommen) VIOLA: Vortreffliches, unvergleichliches Fräulein, der Himmel regne Düfte auf Euch herab! JUNKER CHRISTOPH: Der junge Mensch ist ein großer Charmeur. "Düfte regnen." Schön! VIOLA: Mein Auftrag ist stumm, Fräulein, außer für Euer Ohr. OLIVIA: Macht die Gartentür zu und laßt mich ihm Gehör geben. (Junker Tobias’ Junker Christoph und Maria ab) Gebt mir die Hand, mein Herr. VIOLA: Gebietet über meine Dienste, Fräulein. OLIVIA: Wie ist Eu’r Name ? VIOLA: Reizende Prinzessin, Cesario ist der Name Euers Dieners. OLIVIA: Mein Diener, Herr? Ihr seid Orsinos Diener, junger Mann. VIOLA: Und der ist Eurer; Eures Dieners Diener Muß ja, mein Fräulein, auch der Eure sein. OLIVIA: Sein denk’ ich nicht; wär’ sein Gedächtnis lieber Ein leeres Blatt als angefüllt mit mir! VIOLA: Ich komm’, um Euer gütiges Gedächtnis An ihn zu mahnen - OLIVIA: O entschuldigt mich! Ich hieß Euch niemals wieder von ihm reden; Doch hättet Ihr sonst etwa ein Gesuch? Ich hörte lieber, wenn Ihr das betriebt, Als die Musik der Sphären. VIOLA: Teures Fräulein - (Die Glocke schlägt) OLIVIA: Die Glocke wirft mir Zeitverschwendung vor. - Seid ruhig, junger Freund! ich will Euch nicht; Und doch, kommt Witz und Jugend erst zur Reife, So erntet Euer Weib’ nen feinen Mann. Dorthin liegt Euer Weg, grad’ aus nach Westen. VIOLA: Wohlauf, nach Westen! Geleit’ Eu’r Gnaden Heil und froher Mut! Ihr sagt mir, Fräulein, nichts für meinen Herrn? SPIELEND UMSETZEN OLIVIA: Bleib! Ich bitt’ dich, sage, was du von mir denkst. VIOLA: Nun, daß Ihr denkt, Ihr seid nicht, was Ihr seid. OLIVIA: Und denk’ ich so, denk’ ich von Euch dasselbe. VIOLA: Da denkt Ihr recht: ich bin nicht, was ich bin. OLIVIA: Ich wollt’, Ihr wärt, wie ich Euch haben wollte! VIOLA: Wär’ s etwas Bessers, Fräulein, als ich bin, So wünsch’ ich’s auch; jetzt bin ich Euer Narr. OLIVIA: So lieb’ ich dich, trotz meinem stolzen Sinn, Daß ich des Herzens nicht mehr mächtig bin. Süß sei es, Lieb’ erflehn, doch süßer, Liebe finden. VIOLA: Bei meiner Jugend! bei der Unschuld! nein! Ein Herz, ein Busen, eine Treu’ ist mein, und die besitzt kein Weib; auch wird nie keine Darüber herrschen, außer ich alleine, Und, Fräulein, so lebt wohl! nie klag’ ich Euerm Ohr die Seufzer meines Herren wieder vor. OLIVIA: O komm zurück! - Du magst dies Herz betören, Ihn, dessen Lieb’ es haßt, noch zu erhören. (Beide ab)

III. Zweite Szene EIN ZIMMER IN OLIVIAS HAUSE (Junker Tobias, Junker Christoph und Fabio treten auf) JUNKER CHRISTOPH: Nein, wahrhaftig, ich bleibe keine Minute langer. JUNKER TOBIAS: Sag’ deinen Grund. FABIO: Ihr müßt durchaus Euren Grund angeben, Junker Christoph. JUNKER CHRISTOPH: Ei, ich sah Eure Nichte mit des Grafen Diener freundlicher tun, als sie jemals gegen mich gewesen ist. FABIO: Das war ein großer Beweis ihrer Liebe zu Euch. JUNKER CHRISTOPH: Verdammt! wollt Ihr einen Esel aus mir machen? FABIO: Ich will es beweisen. Sie tat mit dem jungen Menschen vor Euren Augen schön, bloß um Euch aufzubringen, um Euer Herz mit Feuer zu füllen. Da hättet Ihr Euch herbeimachen sollen; da hättet Ihr den jungen Menschen mit den vortrefflichsten Späßen ängstigen sollen. Dies wurde von Eurer Seite erwartet, jetzt habt ihr verschissen, wenn Ihr es nicht durch irgend einen preiswürdigen Streich der Tapferkeit wieder gut macht. JUNKER CHRISTOPH: So soll’s geschehen. JUNKER TOBIAS: Wohlan denn! baun wir dein Glück auf den Grund der Tapferkeit. Fordre mir den Burschen des Grafen auf den Degen heraus; verwunde ihn; meine Nichte wird sich’s merken, und sei versichert, nichts kann einen Mann den Frauen kräftiger empfehlen kann als der Ruf der Tapferkeit. FABIO: Es ist kein andres Mittel übrig, Junker Christoph. JUNKER CHRISTOPH: Will einer von euch eine Herausforderung zu ihm tragen? JUNKER TOBIAS: Geh, schreib in einer martialischen Hand; sei verwegen und kurz. Laß Galle genug in deiner Tinte sein, wenn du auch mit einem Gänsekiel schreibst, es tut nichts. Mach dich dran! JUNKER CHRISTOPH: Wo soll ich euch treffen? JUNKER TOBIAS: Wir wollen dich in deiner Kammer abholen. Geh nur! (Junker Christoph ab) FABIO: Das ist Euch ein teures Männchen, Junker. Ich bin ihm auch teuer gewesen! auf ein paar Tausend, drüber oder drunter. (Maria kommt) JUNKER TOBIAS: Da kommt unser kleiner Zeisig. MARIA: Wollt ihr euch Seitenstechen lachen, so kommt mit mir. Malvolio geht in gelben Strümpfen. JUNKER TOBIAS: Und die Kniegürtel kreuzweise? MARIA: Ganz abscheulich, wie ein Schulmeister. - Ich bin ihm nachgeschlichen wie ein Dieb; er richtet sich nach jedem Punkte des Briefs. Er lächelt mehr Linien in sein Gesicht hinein, als auf der neuen Weltkarte mit beiden Indien stehn. Ihr könnt euch so was nicht vorstellen; ich kann mich kaum halten, daß ich ihm nicht etwas an den Kopf werfe. Ich weiß, das Fräulein wird ihm Ohrfeigen geben; und wenn sie es tut, so wird er lächeln und es für eine große Gunst halten. JUNKER TOBIAS: Komm, führ’ mich hin. (Alle ab) III: Dritte Szene EINE STRASSE (Antonio und Sebastian treten auf) SEBASTIAN: Es war mein Wille nicht, Euch zu beschweren. ANTONIO: Ich konnt’ Euch so nicht lassen; mein Verlangen trieb mich, euch zu sehen, Auch Kümmernis, wie Eure Reise ginge, da ihr dies Land nicht kennt, das einem Fremden sich oft rau erzeigt. Wegen dieser Furcht ist meine will’ge Liebe Euch nachgeeilt. SEBASTIAN: Mein güt’ger Freund, Ich kann Euch nichts als Dank hierauf erwidern, Doch wär’ mein Gut gediegen wie mein Sinn, Ihr fändet bessern Lohn. - Was machen wir? Sehn wir die Altertümer dieser Stadt? ANTONIO: Auf morgen, Herr; seht erst nach einer Wohnung. SEBASTIAN: Ich bin nicht müd’, und es ist lang’ bis Nacht. Ich bitt’ Euch, laßt uns unsre Augen weiden Mit den Denkmälern und berühmten Dingen. ANTONIO: Entschuldigt mich. Ich wandre mit Gefahr durch diese Gassen. Im Seekrieg tat ich gegen die Galeeren des Herzogs Dienste. SEBASTIAN: Ihr habt vielleicht Ihm eine große Menge Volks erschlagen? ANTONIO: Nicht von so blut’ger Art ist meine Schuld. Es hätt’ indes geschlichtet werden mögen Durch Wiederzahlung des genommnen Guts, ertappt man mich an diesem Ort, Ich teuer büßen würde. SEBASTIAN: Geht also nicht zu offenbar umher. ANTONIO: Es wär’ nicht ratsam. Nehmt! hier ist mein Beutel. Man wohnt am besten in der Südervorstadt Im Elefanten; ich will unsre Kost Bestellen, während Ihr durch Beschauen Eure Kenntnis nährt. Dort trefft Ihr mich. SEBASTIAN: Ich will auf Ein Stündchen gehn. ANTONIO: Im Elefanten - SEBASTIAN: Wohl! (Beide ab) III. Vierte Szene OLIVIAS GARTEN (Olivia und Maria treten auf) OLIVIA: Ich hab’ ihm nachgeschickt; gesetzt, er kommt: Wie kann ich wohl ihn feiern? Was ihm schenken? Denn Jugend wird erkauft mehr als erbeten. - Wo ist Malvolio? - Er ist ernst und höflich und paßt zum Diener sich für meinen Fall. MARIA: Eben kommt er, Fräulein; doch wunderlich genug: er ist gewiß besessen. OLIVIA: Was gibt’s denn? Spricht er irr’? MARIA: Nein, er tut nichts als lächeln; sicher ist der Mann nicht recht bei Sinnen. OLIVIA: Geht, ruft ihn her! (Malvolio kommt) Wie geht’s, Malvolio? MALVOLIO (lächelt phantastisch): Schönes Fräulein, he, he! OLIVIA: Lächelst du? Ich rief dich her bei einem ernsten Anlaß. MALVOLIO: Ernst, Fräulein? Ich könnte wohl ernsthaft sein; es macht einige Stockung im Blute, dies Binden der Kniegürtel. Aber was tut’s? Wenn es den Augen einer Einzigen gefällt. OLIVIA: Ei, Malvolio, was geht mit dir vor? MALVOLIO: Ich bin nicht schwarz von Gemüt, obschon gelb an den Beinen und Befehle sollen vollzogen werden. Ich denke, wir kennen die schöne Schrift. OLIVIA: Willst du nicht zu Bett gehn, Malvolio? MALVOLIO: Zu Bett? Ja, liebes Herz, und ich will zu dir kommen. OLIVIA: Gott helfe dir! Warum lächelst du so und wirfst so viele Kußhände? MARIA: Wie geht’s Euch, Malvolio ? Warum erscheint Ihr mit dieser lächerlichen Unverschämtheit vor dem Fräulein? MALVOLIO: "Sei nicht bange vor der Hoheit." Das war schön gesagt. OLIVIA: Was meinst du damit, Malvolio? MALVOLIO: "Einige werden hoch geboren -" OLIVIA: Nun? MALVOLIO: "Einige erwerben Hoheit -" OLIVIA: Was sagst du? MALVOLIO: "Und einigen wird sie zugeworfen." OLIVIA: Der Himmel steh dir bei! MALVOLIO: "Erinnre dich, wer deine gelben Strümpfe lobte." OLIVIA: Deine gelben Strümpfe? MALVOLIO: "Und dich mit kreuzweise gebundnen Kniegürteln zu sehn wünschte." OLIVIA: Mit kreuzweise gebundnen Kniegürteln? MALVOLIO: "Wo nicht, so bleib nur immer ein Bedienter." OLIVIA: Nun, das ist eine rechter Schwachsinn. (Ein Bedienter kommt) BEDIENTER: Gnädiges Fräulein. der junge Kavalier vom Grafen Orsino ist wieder da; ich konnte ihn kaum bewegen, zurückzukommen. Er erwartet Euer Gnaden Befehle. OLIVIA: Ich komme gleich zu ihm. (Bedienter ab) Liebe Maria, trag mir für diesen Menschen Sorge. Wo ist mein Vetter Tobias? Daß ein paar von meinen Leuten recht genau auf ihn achten. Ich wollte um alles nicht, daß ihm ein Unglück zustieße. (Olivia und Maria ab) MALVOLIO: Ha, ha! Kein Geringerer als Junker Tobias soll Sorge für mich tragen? Ich habe sie im Netz, geben die Götter, daß ich dankbar sei! Und als sie eben wegging: "Tragt mir für diesen Menschen Sorge." Mensch! Nicht Malvolio oder nach meinem Titel, sondern Mensch. Ja, alles paßt zu einander. Es kann nichts geben, was sich zwischen mich und die weite Aussicht meine Hoffnungen stellen könnte. Wohl, die Götter, nicht ich, haben dies zustande gebracht, und ihnen gebührt der Dank. (Maria kommt mit Junker Tobias und Fabio zurück) JUNKER TOBIAS: Wie steht’s mit Euch, Freund? Wie steht’s mit Euch? FABIO: Geht fort! ich entlasse Euch. Laßt mich meine Einsamkeit genießen! Geht fort! MARIA: Hört doch, wie hohl der Böse aus ihm spricht! Sagt’ ich’s Euch nicht? - Junker Tobias, das Fräulein bittet Euch, Sorge für ihn zu tragen. MALVOLIO: He, he! tut sie das? JUNKER TOBIAS: Still! still! Wir müssen sanftmütig mit ihm umgehn; laßt mich nur machen. Was macht Ihr, Malvolio? Wie steht’s mit Euch? Ei, Freund, leistet dem Teufel Widerstand. MALVOLIO: Wißt Ihr auch, was Ihr sagt? MARIA: Gebe Gott, daß er nicht behext ist! Das Fräulein möchte ihn um alles in der Welt nicht missen. MALVOLIO: Ei so? MARIA: O jemine! JUNKER TOBIAS: Ich bitte dich, sei ruhig! Dies ist nicht die rechte Art; seht Ihr nicht, daß Ihr ihn reizt? Laßt mich allein machen. – FABIO: Da hilft nichts als Sanftmut. Sanftmütig, sanftmütig! Der böse Feind ist trotzig und läßt sich nicht trotzig begegnen. JUNKER TOBIAS: Ei, was machst du, mein Täubchen? Wie geht’s, mein Puthühnchen? MALVOLIO: Herr! JUNKER TOBIAS: Ei sieh doch! komm, tucktuck! MARIA: Laßt ihn sein Gebet hersagen, lieber Junker Tobias! Bringt ihn zum Beten! MALVOLIO: Mein Gebet, Meerkatze? MARIA: Seht, ich sagt’ es Euch; er will nichts von Gottesfurcht wissen. MALVOLIO: Geht alle zum Henker! Ihr seid alle dumme, alberne Geschöpfe. Ich gehöre nicht in eure Sphäre; ihr sollt weiter von mir hören. (Ab) FABIO: Ist’s möglich? Wenn man dies auf dem Theater vorstellte, so tadelte ich es vielleicht als eine unwahrscheinliche Erdichtung. JUNKER TOBIAS: Sein Kopf ist bis oben an voll von unserm Einfalle. MARIA: Ja, setzt ihm nur gleich zu, damit der Einfall nicht Luft kriegt und verfliegt. JUNKER TOBIAS: Kommt, er soll in eine dunkle Kammer gesperrt und gebunden werden. Meine Nichte ist schon in dem Glauben, daß er toll ist; wir können’s so forttreiben. Aber seht! seht! (Junker Christoph kommt) FABIO: Hier ist wieder etwas für einen Fastnachtsabend. JUNKER CHRISTOPH: Da habt Ihr die Aufforderung; lest sie: ich steh’ dafür, es ist Salz und Pfeffer darin. FABIO: Ist sie so verwegen? JUNKER CHRISTOPH: Ei ja doch! Lest nur. JUNKER TOBIAS: "Du kommst zu Fräulein Olivia, und sie tut vor meinen Augen schön mit dir; aber das ist nicht die Ursache, warum ich dich herausfordre." FABIO: Ungemein kurz und auserlesen im Sinn - losen. JUNKER TOBIAS: "Ich will dir beim Nachhausegehn auflauern, und wenn du alsdann das Glück hast, mich umzubringen“ – FABIO: Schön! JUNKER TOBIAS: „So bringst du mich um wie ein Schuft und ein Spitzbube. Leb’ wohl, und Gott erbarme sich einer von unsern Seelen! Er kann sich der meinigen erbarmen, also sieh dich vor. Dein dein geschworner Feind Christoph von Bleichenwang.“ FABIO: Wenn dieser Brief ihn nicht aufbringt, so ist er gar nicht auf die Beine zu bringen. Ich will ihn ihm geben. MARIA: Ihr könnt leicht Gelegenheit dazu finden; er ist jetzt in einem Gespräch mit dem Fräulein und wird gleich weggehn. JUNKER TOBIAS: Geh, Junker, laure ihm an der Gartenecke auf wie ein Häscher; sobald du ihn nur erblickst, zieh und fluche fürchterlich dabei; denn es geschieht oft, daß ein entsetzlicher Fluch einen mehr in den Ruf der Tapferkeit setzt, als eine wirkliche Probe davon jemals getan hätte. Fort! JUNKER CHRISTOPH: Nun, wenn s Fluchen gilt, so laßt mich nur machen. (Ab) JUNKER TOBIAS: Ich will mich wohl hüten, seinen Brief zu übergeben. Das Betragen des jungen Mannes zeigt, daß er verständig und wohlerzogen ist; sein Geschäft für seinen Herrn bei meiner Nichte bestätigt das auch, also wird dieser Brief wegen seiner außerordentlichen Abgeschmacktheit dem jungen Mann keinen Schrecken erregen. Ich will statt dessen die Aufforderung mündlich bestellen, will ein großes Wesen von Bleichenwangs Tapferkeit machen. Dies wird sie beide so in Angst setzen, daß sie einander wie Basilisken mit den Augen umbringen werden. (Olivia und Viola kommen). FABIO: Da kommt er. JUNKER TOBIAS: Ich will mich indessen auf recht entsetzliche Ausdrücke für die Aufforderung bedenken. (Junker Tobias ab) OLIVIA: Zu viel schon sagt’ ich für ein Herz von Stein, Gab meine Ehre bloß. VIOLA: Ganz nach der Weise Eurer Leidenschaft Geht’s mit den Schmerzen meines Herrn. OLIVIA: Tragt mir zulieb dies Kleinod, ‘s ist mein Bildnis; Schlagt es nicht aus, mit Schwatzen quält’s Euch nicht; Und kommt, ich bitt’ Euch, morgen wieder her. Was könnt Ihr bitten, das ich weigern würde? VIOLA: Nur dieses: Euer Herz für meinen Herrn. OLIVIA: Wie litte meine Ehr’, ihm das zu geben, Was Ihr von mir schon habt? VIOLA: Ich sag’ Euch los. OLIVIA: Gut, lebe wohl, und sprich mir morgen zu! Zur Hölle lockte mich ein böser Feind wie du. (Ab) (Junker Tobias kommt) JUNKER TOBIAS: Gott grüß’ dich, junger Herr! VIOLA: Euch gleichfalls, Herr. JUNKER TOBIAS: Was du für Waffen bei dir hast, nimm sie zur Hand; von welcher Art die Beleidigungen sind, die du ihm zugefügt, weiß ich nicht; aber dein Nachsteller, hoch ergrimmt, blutig wie der Jäger, erwartet dich an der Gartenecke. Heraus mit der Klinge! Rüste dich wacker! denn dein Gegner ist rasch, geschickt und mörderlich. VIOLA: Ihr irrt Euch, Herr; ich bin gewiß, daß niemand irgend einen Zank mit mir hat. JUNKER TOBIAS: Ihr werdet es anders finden, ich versichre Euch; wenn Ihr also das geringste aus Eurem Leben macht, so seid auf Eurer Hut, denn Euer Gegner hat alles für sich, was Jugend, Stärke, Geschicklichkeit und Wut einem verschaffen kann. VIOLA: Herr, was ist er für ein Mann? JUNKER TOBIAS: Er ist ein Ritter, dazu geschlagen mit unversehrtem Schwert; aber er ist ein rechter Teufel in Zweikämpfen und sein Grimm in diesem Augenblick ist so unversöhnlich, daß er keine andre Genugtuung kennt als Todesangst und Begräbnis. VIOLA: Um Verzeihung, was ist er für eine Art von Mann? FABIO: Sein Äußres verrät nichts so Außerordentliches. Er ist in der Tat der behendeste, blutgierigste und verderblichste Gegner, den Ihr in ganz Illyrien hättet finden können. Wollt Ihr ihm entgegengehn? Ich will Euch mit ihm aussöhnen, wenn ich kann. VIOLA: Ich würde Euch sehr verbunden sein; ich frage nicht darnach, ob man mir viel Herz zutraut. (Beide ab) (Junker Tobias und Junker Christoph kommen) JUNKER TOBIAS: Ja, Freund, er ist ein Teufelskerl; ich habe niemals einen solchen Haudegen gesehn. Ich machte einen Gang mit ihm auf Klinge und Scheide, und er tut seine Ausfälle mit so ‘ner höllenmäßigen Geschwindigkeit, daß nichts dagegen zu machen ist; und wenn er pariert hat, bringt er Euch den Stoß so gewiß bei, als Euer Fuß den Boden trifft, wenn Ihr auftretet. Es heißt, er ist Fechtmeister beim großen Mogul gewesen. JUNKER CHRISTOPH: Hol’s der Henker, ich will mich nicht mit ihm schlagen. JUNKER TOBIAS: Ja, er will sich aber nun nicht zufrieden sprechen lassen; er kann sich da drüben kaum halten. JUNKER CHRISTOPH: Hol’s der Kuckuck, hätte ich gewußt, daß er herzhaft und so ein großer Fechter wäre, so hätte ihn der Teufel holen mögen, ehe ich ihn herausgefordert hätte. Macht nur, dass er die Sache beruhen lä

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Ja ich denke schon, dass du chancen hast. Natürlich spielt aber nicht nur das Äußere eine Rolle. Wie schätzt du sie ein, ist sie zickig oder arrogant? Dann hättest du natürlich noch größere Chancen...Liebe Grüße und viel Glück

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