Frage an Heilerziehungspfleger/innen oder Heilpädagogen/innen

Hallo zusammen.

Ich würde gerne dieses Jahr eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin beginnen. Ich hatte schon mehrere Bewerbungsgespräche an Fachschulen und auch in Einsatzstellen (bzgl. einer Teilzeitstelle für die praxistintegrierte Form der Ausbildung). Eine häufig gestellte Frage ist natürlich, warum mich der Beruf der Heilerziehungspflegerin interessiert und was mir daran gefällt. Was würdet ihr da antworten? Natürlich weiß ich selber, warum mir die Arbeit Spaß macht, aber das ganze in Worte zu fassen, ohne dass es sich blöd anhört ist garnicht so einfach. Also ich habe folgende Punkte genannt:

  • mich interessieren die verschiedenen Krankheitsbilder
  • die Arbeit mit Menschen mit Behinderungen macht mir Spaß (wobei z.B. das Wort "Spaß" etwas komisch ankam, so nach dem Motto, den Nationalsozialisten hat es auch Spaß gemacht, wie sie mit den Leuten umgegangen sind)
  • man bekommt von den Menschen/ Bewohnern viel zurück
  • ich gehe jeden morgen gerne zur Arbeit (mache momentan ein FSJ in einer Wohngruppe mit schwerst/mehrfachbehinderten Menschen)
  • mich freut es, dass ich den Bewohnern helfen kann (dann kam die Frage auf, ob ich vielleicht immer den Drang habe zu helfen, also möglicherweise krankhaft)

Irgendwie wurde jeder meiner Punkte auseinandergeflückt und kritisch betrachtet. Wahrscheinlich wollte man mich auch unsicher machen. Aber wie würdet ihr beschreiben, warum euch dieser Beruf so gefällt?

Schonmal vielen Dank.

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Ich bin HEP und als Gruppenleitung in einem Team auch bei Bewerbungsgesprächen dabei und mir ist es da immer wichtig, zu erkennen das die Aussagen "echt" sind. Lieber eine gestammelte Antwort das einem die Arbeit "Spass mache" als eine klar ausformulierte These die klingt als sei sie gegooglet und auswendig gelernt.

Was ich an meinem Beruf liebe ist die Tatsache immer direkten Menschenkontakt zu haben, Beziehungen zu den Klienten aufzubauen, Kontakte zu knüpfen und zu halten und SOFORT ein Feedback für meine Arbeit zu bekommen. Bin ich schlecht drauf, dauert es nicht lange und die Jungs und Mädels aus meiner Wohngruppe spiegeln das. Wenn ich schräg drauf bin verändert sich sofort die Situation in der Gruppe. Und mit meiner (meist guten!!) Laune schon so die Lebensqualität der Leute zu beeinflussen und sofort auch zu spüren wie sie mit meinen Launen umgehen, das macht mir Freude und zeigt mir das das was ich tu das richtige ist. Wenn ich höre das jemand den "Drang" hat, jemand anderem zu helfen, dann macht mir das sorgen, Sorgen darum ob jemand vielleicht wirklich ein "Helfersyndrom" hat. Aber wenn ich höre, daß jemand Freude daran hat, mit anderen Menschen das Leben und den Alltag zu teilen und gemeinsam mit den Leuten zu leben (nichts anderes ist es ja!), dann gewinne ich den Eindruck, da jemanden vor mir zu haben der mit Leidenschaft an die Sache heran geht! Zum Vergleich, bei der letzten zu besetzenden Stelle hatten wir zwei Leute die sich zeitglich beworben hatten und auch am gleichen Tag vorgestellt haben. Ein junger Mann, gute Arbeitszeugnisse, gute Noten, sehr qualifizierte Aussagen im Gespräch. Und ein Mädel, Noten mässig, Arbeitszeugnis okay aber nicht berauschend. Aber sie war selbstbewusst, überzeugt von dem was sie sagte. Und sie wirkte leidenschaftlich. Beide haben in der Wohngruppe hospitiert. Wir hätten lieber einen männlichen Mitarbeiter gehabt. Aber die Reaktionen der Bewohner auf beide Bewerber haben uns gezeigt das das Mädel mit den zumindest auf dem Papier schlechteren Qualitäten um Längen besser passt. Bisher haben wir die Entscheidung nicht bereut!

Von daher, lerne nicht auswendig was du glaubst was potentielle Arbeitgeber hören wollen könnten, sondern sage, was du für dich denkst und vor allem fühlst. Wenn du von deinen Aussagen überzeugt bist, dann sind sie richtiger und wertvoller als irgendwas vorbereitetes oder auswendig gelerntes!

Viel Glück!

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