Zuerst möchte ich mal klarstellen, dass ich nicht behaupten will, sie hätte Borderline, so eine Diagnose kann und soll nur ein guter Arzt stellen. Nun zur Story:
Ich habe zwei Schwestern. Wir haben alle zusammen schon eine Menge Mist durch, familiär, außer-familiär. Meine kleine Schwester und ich entwickelten relativ früh psychische Störungen, in beiden Fällen fiel auch die Diagnose Borderline, weswegen ich dies auch mal als Tag benutze. Es folgten Klinikaufenthalte, Therapien usw., so dass wir beide heute ein relativ normales Leben führen können.
Anders meine ältere Schwester. Sie hatte starke Probleme, wurde aber früh schwanger und stellte ihr Leben radikal auf den Kopf. Jahrelang schien sie stabil und sagte auch selbst immer von sich, dass sie froh sei, ohne es böse uns gegenüber zu meinen (wir haben ein super Verhältnis!), so "gut weg gekommen" zu sein, dass sie im Gegensatz zu uns eben nicht so mit ihrer Psyche zu kämpfen hätte.
Aber nun dreht sich das immer stärker. Ich mache mir so unglaublich Sorgen um sie. Okay, na klar, ich hab besonders Ahnung von Borderline, das muss es ja aber wie gesagt auch gar nicht sein. Aber es gibt Dinge, die sie mir erzählt, wo in mir alles nur Alarm schrillt! Von Beziehungsproblemen (extreme Idealisierung und Abwertung) über Kontrollverluste bis hin zu Depressionen / Burn-Out. Von selbstzerstörischen Verhaltensweisen (nicht selbstverletzend, das ist ein Unterschied) mal ganz zu schweigen. Und sie versucht immer nur zu funktionieren. Für ihre Kinder, für ihr Umfeld. Ich mag das jetzt nicht alles kleinbröseln, Fakt ist, sie hat ernsthaft Probleme und sie benötigt Hilfe, sei es auch nur vorrübergehend, um aus der Krise zu kommen.
Nur weiß ich nicht, wie ich ihr diese Hilfe zukommen lassen soll. Sie sperrt sich total. Therapeuten verstehen sie sowieso nicht, es käme doch nur falsch an und sie könne sich selbst analysieren. Was aber nicht bei ihr ankommt, ist, dass es nichts bringt, nur zu wissen, warum etwas so ist (das kann und konnte ich bei mir auch immer), wenn die Fähigkeit, es zu verändern, zu handeln, nicht gegeben ist. Beispiel an mir, ich leide nach wie vor noch an einer Essstörung: Ich weiß, warum ich Fressattacken hab, aber dieses Wissen allein hilft mir nur begrenzt, einem Kontrollverlust entgegen zu wirken. Und so ist es bei ihr auch.
Ich mache mir einfach unglaublich Sorgen. Natürlich kann ich sie in keine Therapie zwingen, will ich auch gar nicht. Ich möchte einfach nur, dass es ihr besser geht und sie nicht noch womöglich so tief stürzt, wie meine andere Schwester und ich es erleben mussten. Ihr zuliebe und der Kinder zuliebe.
Ich bin einfach nur am Ende mit meinem Latein. Keine Ahnung, ob ihr versteht, was ich meine? Sie hat Probleme, ernsthafte Probleme, egal, wie man das nun nennt. Und ich stehe so handlungsunfähig daneben... Was kann ich noch tun, außer eben für sie da zu sein und immer ein offenes Ohr zu haben?