Nein, ein abgesprochenes Spiel ist das nicht. Aber eine gute Frage sollte eine gute Antwort bekommen. Ein „bei uns wird grundsätzlich kein Methadon eingesetzt, aber Methadon ist nicht die Lösung“ ist etwas zu wenig. 

Methadon ist ein laut WHO ein in der Krebstherapie essentielles Schmerzmittel und steht darüber hinaus in den S3 Leitlinien zur Schmerztherapie. Darüber hinaus wurde Methadon dieses Jahr in die Leitlinien Schmerz von der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin aufgenommen, was Dir als Palliativärztin wahrscheinlich bekannt ist. Nicht ohne Grund führt die WHO Methadon neben Fentanyl als essentiell, genau weil es einige Vorteile gegenüber anderen Opioiden mitbringt. 

So lassen sich mit Methadon Opioidtoleranzen überwinden, wofür das D-Methadon verantwortlich ist. (Posa et al, 2016. Methadone Reverses Analgesic Tolerance Induced by Morphine Pretreatment. Int J Neuropsychopharmacol) Zusätzlich empfiehlt die WHO Methadon als Ausweichsubstanz bei Morphintoleranz. Auch hierzu gibt es bereits seit 1994 diverse Studien.

Gerade in der finalen Phase können Patienten von Methadon profitieren, weil Patienten mit Methadon im Gegensatz zu Morphin die Opioidtoleranz überwinden können und so tatsächlich schmerzfrei sterben können. Dass Morphin im Gegensatz zu Methadon darüber hinaus zu einer starken Sedierung führen kann und somit dem Patienten die Möglichkeit nimmt, sich zu seinem tatsächlichen Schmerzzustand zu äußern, ist ebenfalls bekannt. Außerdem ist Morphin leber- und nierenschädigend. Soviel zum Thema Nebenwirkungen.

Die Information zur QT-Zeit-Verlängerung sind bereits in dem Thread gepostet worden. Die Umrechnung ist übrigens in der Publikation von Ayorinde zu finden, die in der Palliativmedizin bekannt ist. (siehe auch QT-Zeit klinische Studie Literatur: Reddy et al 2010: The Effect of Oral Methadone on the QTc Intervalin Advanced Cancer Patients: A Prospective Pilot Study. Publiziert im JOURNAL OF PALLIATIVE MEDICINE.)

Aber die Gute Frage war zu „Methadon als Wirkverstärker zur Chemo“. Und zur Unterstützung von Methadon bei Cisplatin-Chemo. Auch hierzu gibt es, wie bereits oben als Link angegeben, für Fachleute zugängliche Studien von den Universitäten Ulm, Calgary, München, Shanghai, Tübingen, Freiburg, die die Mechanismen wissenschaftlich beschreiben. Die Erfahrungen dazu lassen sich in den genannten Selbsthilfegruppen finden.

Und klar, all diese Informationen gibt es im Netz, wie zum Beispiel Pubmed, wo wissenschaftliche Informationen und Studien hochaktuell zu finden sind. Wie sonst will man auf dem wissenschaftlich aktuellen Stand bleiben und Informationen hinterfragen?

Ich finde es wichtig, dass Fragen in dem Forum fundiert und aktuell beantwortet werden. Und die Frage war, was tun, wenn die Chemo nicht in gewünschten Maße anschlägt. Meine Antwort: Methadon ist eine zusätzliche Chance.

P.S.: Dem Link hat definitiv ein "." anstelle des "-" gefällt. Bekannt war er mir trotzdem. Der Inhalt bleibt nach wie vor wissenschaftlich fehlerhaft.

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Hallo Medicus842,

woher weißt Du, dass Methadon keine Lösung ist, wenn Du bzw. die Uniklinik Methadon nicht einsetzen? Insofern beruht Deine Antwort weniger auf Erfahrung, als auf einer Einstellung. 

Aus eigener Erfahrung kann ich mit sehr guten Ergebnissen mit Methadon zu Darmkrebs und BSDK berichten, die die Onkologen verwundert haben. Um weitere positive Ergebnisse zu vielen Krebsarten zu bekommen, kann auch ich nur einen Beitritt in eine der beiden Selbsthilfegruppen zu Methadon empfehlen, um sich zu informieren und Erfahrungen auszutauschen. Der Vollständigkeit halber ergänze ich hier die erste Selbsthilfegruppe zu Methadon, die bereits seit 2015 Erfolge sammelt:

https://www.facebook.com/groups/946303065379710/

Auch wenn es bisher keine klinischen Studien gibt, so konnten viele Betroffene Ihre Prognosen übertreffen und mit positiven Ergebnisse die Onkologen irritieren. Wie mein Vorredner beschrieben hat, ist Methadon kein Wundermittel. Aber es ist ein von der WHO als in der Krebsmedizin essentiell eingestuftes Schmerzmittel, da es gegenüber vielen anderen Opioiden mit vielen Vorteilen aufwarten kann. Dass Methadon zusätzlich einen positiven Effekt auf die Tumorerkrankung hat, müssen die klinischen Studien nun zeigen. 

Aber wie Du bereits schreibst, gibt es positive wie negative Ergebnisse zu Methadon. Dennoch können immer mehr internationale Untersuchungen die Ergebnisse von Dr Friesen bestätigen. Und so manche ernüchternde Forschungsergebnisse zu Methadon entpuppen sich im Nachhinein als wenig belastbar und angebliche Todesfälle zu Methadon sind juristisch bereits widerlegt worden. 

Immerhin sind die bisherigen Ergebnisse so überzeugend, dass die Petition zur staatlichen Unterstützung von klinischen Studien parteienübergreifend einstimmig (!) angenommen wurde und weitere Forschung im Rahmen der „Nationalen Dekade gegen Krebs“ eingefordert wurde. 

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