Die Waldenser, die nach dem vermeintlich "Waldes" heißenden Wanderprediger benannt wurden, sind auch als die Armen von Lyon bekannt. Sie sind ab dem 12. Jhd. vor allem in Frankreich und Italien in Erscheinung getreten. Es handelte sich dabei um eine religiöse Bewegung von Laien, die damit begonnen hat, die Lehren der Bibel als arme Wanderprediger unterm Volk zu verkünden.
Besonders hervorzuheben sind dabei folgende Charakteristika:
- Leben nach dem Armutsideal
- Ablehnung des Eids bzw. Treueschwurs
- Lügenverbot
- Ablehnung des Fegefeuers (Erfindung der kath. Kirche im 12. Jhd.)
- Starke Missionstätigkeit als Wanderprediger
- Verneinung der Macht der Jungfrau Maria und der Heiligenvereehrung
- Donatismus (d.h. die Gültigkeit des Sakraments hängt von der Würdigkeit des Priesters ab)
- Ablehnung der Todesstrafe
- Eucharestie-Feier nur einmal pro Jahr
- Ablehnung der kirchlichen Macht (die den damaligen weltlichen Arm kontrolliert hat)
Die Kernelemente ihrer Glaubensüberzeugung haben sich nach und nach erst im 12. und 13. Jhd. gefestigt. Sie haben sich von Frankreich über Italien und Deutschland (Böhmen) ausgebreitet und Teile der Bibel ins Deutsche übersetzt. Zeitweilig haben Sie sich auch mit den Hussiten (Reformbewegung innerhalb Tschechiens), den Taboritern und der gemäßigte Flügel später zu den Böhmischen Brüdern zusammengeschlossenhaben. Nach anhaltenden Verfolgungen durch die Inquisition haben sie ihre Missionstätigkeit ab dem 14. Jhd. aus Gründen des eigenen Überlebens in den Untergrund verlagert. Da auch dort die Inquisition weiterjagte, haben sie ihre Kern-Überzeugungen mit der Zeit partiell relativiert und - zumindest nach außen - ein den religiösen Sitten der damligen Zeit entsprechend konformes Leben (Teil an katholischen Feiertagen, Buse, Kommunion, Zahlung des Zehnten...) angenommen.
Heute sind sie (zumindest in Deutschland) dem Dachverband der evangelischen Kirche untergeordet.
Buch-Tipp zu diesem Thema: "Die Waldenser - Die Geschichte einer religiösen Bewegung" von Gabriel Audisio.