Einsamkeit nach Freundschaftsverlust?
Ein Rückblick auf die Geschehnisse aus meiner Sicht
Ich möchte versuchen, zu erzählen, was in letzter Zeit zwischen meiner ehemaligen besten Freundin Anette und mir vorgefallen ist, und wie es sich aus meiner Perspektive angefühlt hat. Es gab da dieses Gespräch, in dem Anette einen sehr langen Monolog gehalten hat – es waren bestimmt 45 Minuten, in denen sie die ganze Zeit geredet hat. Sie wollte mir mit diesem Monolog erklären, warum sie sich von mir distanziert hatte. Dabei sagte sie mir auch, dass ich sie nicht unterbrechen dürfe, weil sie sonst den Faden verlieren würde. Ich selbst bin früher oftmals defensiv geworden, wenn man mich konfrontiert hat – aber seit ich in Therapie bin, ist das nicht mehr aufgetreten. Trotzdem hatte ich kaum die Gelegenheit, wirklich etwas zu sagen oder meine Seite zu erklären. Am Ende dieses langen Vortrags meinte sie dann, das Thema sei für sie jetzt abgeschlossen und man müsse nicht mehr darüber diskutieren. Das war hart, weil ich das Gefühl hatte, dass ich gar nicht wirklich zu Wort gekommen war.
In diesem Monolog gab es auch einige Dinge, die mich tief getroffen haben. Sie hat mich als "aggressiv" bezeichnet, was mich sehr verwundert hat, weil die meisten Leute mich eigentlich als ruhig und schüchtern beschreiben würden. Ich hatte ihr auch erzählt, dass ich manchmal gern so charismatisch wäre wie sie, und daraufhin fragte sie mich, ob ich ihr gegenüber missgünstig sei. Das hat sich sehr verdreht angefühlt, da ich ihr doch eigentlich nur eine ehrliche Sorge anvertraut hatte. Sie hat mich auch als "verräterisch" bezeichnet, und das hing mit meiner Freundschaft zu Mohara zusammen.
Diese Sache mit Mohara hat eine längere Vorgeschichte. Ich selbst war bei Fasching gar nicht dabei. An dem Tag waren meine ehemalige beste Freundin Anette, Mohara und Valentina zusammen unterwegs. Irgendwann hat Anette Mohara und Valentina einfach stehen gelassen. Mohara musste dann eine ganze Stunde lang nach Anette suchen. Sie hatte eigentlich geplant, in einen Club zu gehen und dafür 10 Euro Eintritt bezahlt, aber stattdessen musste sie Anette nach Hause bringen. Der Grund war, dass Anette wieder einmal einen Zusammenbruch hatte – das passiert wohl fast jedes Mal, wenn Mohara dabei ist und Anette getrunken hat. In dieser Situation, als Anette Suizidgedanken äußerte, sagte Mohara dann zu ihr: "Du sollst nicht so ein Opfermindset haben."
Später hat Anette dann meine Freundschaft zu Mohara mit etwas wirklich Schlimmem verglichen. Sie erzählte, dass sie eine Freundin hat, die vergewaltigt wurde. Und ein Freund dieser Freundin ist trotzdem noch mit dem Täter befreundet, obwohl er von der Tat weiß. Anette meinte, dass meine Freundschaft zu Mohara – nachdem Mohara die Worte zu ihr gesagt hatte – genauso schlimm sei wie die Freundschaft dieses Freundes mit dem Vergewaltiger. Das war ein Vergleich, der mich zutiefst schockiert hat.
Ein weiteres Problem gab es an Anettes Geburtstag. Ich hatte ihr gesagt, dass ich es wegen der Schule nicht vor 15 Uhr zum Bahnhof schaffen würde. Daraufhin sagte Anette zu mir, dass sie das nicht in Ordnung fände und es persönlich nehmen würde. Sie fragte mich, ob ich nicht einfach schwänzen könnte. Als ich das ablehnte, weil mir mein Studium wichtig ist, warf sie mir vor, eine schlechte Freundin zu sein, weil sie das für mich tun würde. Sie akzeptierte meine Entscheidung erst, als ich ihr sagte, dass ich die Schule gar nicht schwänzen darf.
Es ist eine schwierige Situation, und ich versuche, das alles für mich zu sortieren.
Nach ihrem 45 Minuten Monolog (bei dem ich geheult habe) habe ich ihr gesagt, dass mich das Gesagte sehr verletzt hat und ich erstmal Abstand brauche. Ich bin jetzt am überlegen wie ich weiter vorgehen soll.
Hört zu, das ist natürlich alles nur aus meiner Perspektive und wie gesagt - ich neigte früher schon dazu mich bei jeder Konfrontation zu rechtfertigen und das teilweise dann auch mit Anschuldigungen. Allerdings hatte ich schon klärende Gespräche mit Anette (etc.) und seither war auch wieder alles gut. Ich verstehe nicht, wieso sie jetzt alles wieder aufrollt und mich mit so vielen Sachen beschuldigt.
Ich hab das Gefühl ich habe keine richtig tiefgehenden Freunde außer sie und fühle mich einsam. (Ich bin 22 und studiere Grundschullehramt)
Habt ihr ein Rat? Was würdet ihr tun? Ich kenne Anette schon seit dem Kindergarten... allerdings sagt meine Therapeutin auch, dass sie etwas toxisch wirkt. (Aber klar, auch meine Therapeutin hört ja nur meine Perspektive)
LG sophie