Ja

Mhm, ich tendiere eher zu ja und der Grund ist, dass beide Ideologien die Gemeinsamkeit des Totalitärismus an sich haben. Beide Ideologien funktionieren nur mit totaler Staatlichkeit, worin Individualismus abgebaut und sowohl wirtschaftlich, bürokratisch als auch gesellschaftlich der Staat Kontrolle über das Leben der Menschen besitzt.
Prinzipiell kann man *vereinfacht* politische Weltbilder auf die drei Achsen der Staatsanschauung, Wirtschaftsanschauung und Kulturfrage reduzieren. Faschismus wäre staatlich so stark authoritär, dass man es totalitär bezeichnen kann. Kommunismus genauso. Wirtschaftlich unterscheiden sich die Intentionen beider Ideologien zwar, führen aber in der Praxis zu ähnlichen Systemen. Der Kommunismus enteignet, um den Arbeitern das Produkt ihrer Arbeit zu ermöglichen. Das Ergebnis davon ist eine Planwirtschaft, in welcher kaum bis gar keine privaten wirtschaftlichen Akteure möglich sind. Der Faschismus strebt eine liberale Version einer freien Marktwirtschaft an, sieht aber keine Probleme darin zum Schutze der eigenen Ideologien zu enteignen oder Wirtschaftsgefüge zu zerschlagen (siehe Mefo-Wechsel). Es ist also solange "frei", wie es der Staat toleriert.
Kulturell sind beide Ideologien auch nicht allzu grundverschieden. Das primäre Ziel der Kommunisten liegt natürlich in der Zerschlagung von Klassendisparitäten. Dabei kommt es (besonders in der Praxis) zur Indoktrinierung/Propagierung der eigenen Ideologie und Verfolgung der Opposition. Auch scheunen sich Kommunisten nicht diejenigen zu verfolgen, die als Klassenfeinde deklariert werden, was historisch gesehen oft genug auch auf Minderheiten zugesprochen wurde. Wenn nun auch Personen dem Großziel eines zentralistischen, gemeinsamen Staates ingegen stehen, so werden diese genauso als Feinde des Systems betrachtet. Mit Stalins knapp 12 Millionen Toten oder Maos 20 Millionen, kann man eine Tendenz zu menschenverachtenden Diktaturen im Namen des "Proletariates" erkennen.
Faschismus hingegen beruht auf dem primären Ziel der Unterbreitung eigener nationaler/ethnischer Interessen über denen von anderen. Für die Nazis war es das Prinzip von "Lebensraum" und "Rassenhygiene", die eine Hierarchie in den Menschen gesehen und zu dominieren versuchten. Ebenso wurden Personen, die der Opposition zugeordnet wurden, verfolgt und oder getötet. Die Parallele zum Kommunismus liegt nun in der Begründung für ihre Taten. Beide Systeme können von grundauf keine Opposition tolerieren und scheuen sich nicht diejenigen zu vernichten, die sie als Opposition deklarieren, unabhängig ob auf politischer oder ideologischer Ebene (in beiden System wurden bspw. Juden verfolgt, nur aus unterschiedlichen Gründen!). Gleichso wird in beiden Systemen die eigene Bevölkerung und oder der Erhalt der Ideologie und dem damit versprochenen Wohlstand für die Menschen als Entschuldigung für die Greuetaten genutzt. "Der Zweck heiligt die Mitteln" überspitzt gesagt.
Ob man nun Kommunismus als Reinform des Faschismus sieht, hängt davon ab, was man in beiden Systemen betrachtet. Meiner Ansicht nach kann man aber beide Ideologien, zumindest wenn man ihre praktische Anwendungen in der Geschichte betrachtet, sehr gut miteinander vergleichen. Einzige was mich an der Fragestellung stört ist, dass es somit keine richtige Reinform ist, weil beide Systeme in den von dir genannten Punkten von Indoktrinierung, politischer Verfolgung und Propaganda leider sehr erfolgreich waren.

...zur Antwort