Aus Twitter wird X!

Wie sieht die Zukunft des beliebten Nachrichtendiensts aus?

Die gutefrage-Community ist überwiegend kritisch

gutefrage-Redaktion
4.8.2023

Nun ist es also amtlich: Der weltbekannte blaue Vogel ist Geschichte. Vorbei ist die Zeit, in der dieser so manch Politisches, manch Informatives, manch Konstruktives und häufiger mal Freches von den Dächern der virtuellen Welt gezwitschert hat. Schluss! Aus! Finito! Niemand von uns wird künftig noch „tweets“ lesen oder zwischen Frühstück und dem Weg ins Büro mal eben flott was „twittern“. Von nun an muss das populäre blaue Federvieh der großen mathematischen Unbekannten weichen, denn Twitter heißt ab sofort schlicht und einfach „X“. Dass die Namensänderung des berühmten Nachrichtendienstes das oftmals nebulöse, überraschende und irrationale Verhalten des Twitter-Chefs par excellence widerspiegelt, zeigt sich auch anhand der vielen Fragezeichen, die seit Bekanntgabe der Namensänderung über den Köpfen einiger Twitter-Nutzer schweben.

Die Frage ist nun: Was genau hat Musk mit X vor und wie denkt die gutefrage Community darüber?

Was hat sich seit der Twitter-Übernahme von Elon Musk geändert?

Nachdem Musk den Kurznachrichtendienst nach zähem und wochenlangem Hin und Her im Jahr 2022 übernommen hat, sahen sich – womit wir erneut bei der großen Unbekannten wären – sowohl einige Mitarbeiter als auch Twitter-Nutzer von einem Tag auf den anderen mit einer nicht vorhersehbaren Zukunft konfrontiert. Musks ambitioniertes und erklärtes Ziel bestand darin, mit Twitter unter seiner Regie einen virtuellen Raum zu schaffen, in dem – in Kontrast zur vermeintlich löschwütigen Konkurrenz – wirkliche Meinungsfreiheit und ungefilterte Diskussionen stattfinden könnten. Weiterhin berichtete der Twitter-Boss bereits in einer frühen Phase der Übernahme immer wieder von seiner Vision, Twitter – ganz nach dem chinesischen Vorbild „WeChat“ – zu einer Super-App umzufunktionieren. In der Folge kam es unmittelbar nach Musks Amtsantritt innerhalb der Führungsriege des Unternehmens zu zahlreichen Entlassungen sowie immer wieder aufkommenden widersprüchlichen Aussagen zu möglichen verifizierten Accounts. Weiterhin sorgte Elon Musk dafür, dass die zur Bekämpfung von Hate-Speech und Fake-News so notwendige Moderation peu à peu geschwächt wurde.

Wie könnte die Zukunft von und mit „X“ aussehen?

In erster Linie ist Elon Musk vor allem eines: Nämlich Geschäftsmann. Demnach haben die Faktoren Profitabilität und Wachstum für ihn allerhöchste Priorität. Mithilfe der selbsternannten „Super-App“ sollen Nutzer künftig imstande sein, Artikel verschiedenster Art – mehr oder weniger – sicher kaufen und verkaufen zu können. Da es Musk um eine universelle App für denn alltäglichen Gebrauch geht, werden darüber hinaus Bank- und Zahlungstransaktionen einen ganz besonderen und zentralen Stellenwert in der App einnehmen. Kritische Stimmen zum Vorhaben Musks gibt es u.a. seitens einiger Finanzanalysten: So wird beispielsweise bemängelt, dass die – etwas überraschend daherkommende – Umbenennung und -strukturierung der etablierten Firma wenig Sinn machen würde. Weiterhin hätte Musk bereits mit Blick auf die Stabilität des Nachrichtendienstes sowie den ständig wechselnden Aussagen über die Ausrichtung der Plattform unter Nutzern und Partnern inzwischen einiges an Vertrauen verspielt. Eine ganz entscheidende Frage wäre jedoch die Frage danach, welchen Stellenwert die App künftig noch für den Meinungsaustausch und die politische Meinungsbildung spielen könnte.

Die Bedeutung von Twitter als Informationsquelle und Stimmen aus der gutefrage Community

Im Gegensatz zu anderen Plattformen wie Instagram, Youtube oder Tik Tok war Twitter keine kommerziell besonders erfolgreiche Plattform. Das lag womöglich auch an der recht eng gefassten Zielgruppe der Nutzer: Diese verfügen häufig über einen akademischen Hintergrund bzw. eine breit gefächerte Allgemeinbildung und bewegen sich thematisch vor allem in den Bereichen Politik, Geschichte oder (Pop-)Kultur. Die Besonderheit des Kurznachrichtendienstes lag in ihrer herausragenden Bedeutung als Medium zur Informationsbeschaffung und (politischen) Meinungsbildung.

Für den Nutzer doggylander war „Twitter […] immer eine wichtige Plattform für den Austausch von Ideen und Echtzeit-Nachrichten. Es war ein Raum, in dem jeder - vom Journalisten bis hin zum Durchschnittsbürger - eine Stimme hatte“. Und hier beschreibt der gutefrage-Nutzer ein essenzielles Problem: Die App diente für viele Menschen, vor allem aus Staaten, in denen Internetzugang und Meinungsfreiheit stark eingeschränkt sind, als wichtiges Sprachrohr und Echtzeit-Quelle. Ferner besaß Twitter eine gewichtige Rolle bei zahlreichen politischen Ereignissen wie z.B. dem Arabischen Frühling. Ähnlich skeptisch äußert sich auch Vi2ZE, für den „der Niedergang der Marke "Twitter" […] damit endgültig eingeläutet“ ist.

Doch während doggylander die wichtige Frage danach, ob diese Veränderung den ursprünglichen Geist und Zweck von Twitter erhalten wird“, stellt, sieht fraktalismanni die Lage als jemand, der zum Glück nicht auf Twitter angewiesen ist, etwas entspannter und hofft, dass die dezentralen Kommunikationswege (Mastodon / Fediverse u.a.) die entstehende Lücke schließen“.

Und auch Community-Mitglied Garnerin blickt eher optimistisch-gespannt in die Zukunft, wenn er betont, dass Musk sich grundsätzlich nicht davor scheuen würde, „Altes infrage zu stellen und im Zweifel auch rasend schnell durch Neues zu ersetzen“. Mit Blick auf das große Vorhaben, eine Konkurrenz zu WeChat zu etablieren, wo „Kommunikation im Sinne von Twitter, Gruppen im Sinne von Facebook oder Snapchat oder Whatsapp, eCommerce wie bei Amazon, Payment im Sinne von Paypal usw.“ einen Platz hätten, „wäre der Name Twitter jetzt natürlich zu klein, und vielleicht auch zu verbrannt“.

Wie Ihr seht hat die Namensänderung innerhalb der Internetwelt sowie der gutefrage Community hohe Wellen geschlagen. Hast auch Du vielleicht eine Meinung zu diesem Thema? Dann antworte doch gerne auf die von uns gestellte Meinung des Tages zum Thema.

P.S.: Unser
gutefrage Account versorgt Dich darüber hinaus von Montag bis Freitag täglich mit einer interessanten (Diskussions-) Frage rund um die Themen Politik, Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Regelmäßiges Reinschauen lohnt sich also!

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