Themenspecial: Organspende (mit dem Kinderkardiologen und -intensivmediziner Prof. Dr. Nikolaus Haas)

Mehr als 8000 Menschen warten in Deutschland auf ein Spenderorgan. Viele von ihnen vergeblich - es gibt zu wenig Spender. Denn: Die Frage, nach dem Tod Organe zu spenden, ist sehr persönlich und für viele nicht einfach zu beantworten. Das Thema ist eng mit dem eigenen Tod und dem anderer verbunden. Es löst daher häufig Unsicherheit und Ängste aus. Umso wichtiger ist es, Vor- und Nachteile zu diskutieren und Meinungen auszutauschen. Prof. Dr. Nikolaus Haas leitet in München-Großhadern die Abteilung für Kinderkardiologie und -intensivmedizin. Im Themenspecial am 12. Januar beantwortete er Deine Fragen rund um das Thema Organspende.

Organspende - alle Infos rund um das Thema

In Deutschland stehen derzeit knapp 8500 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Immer wieder wird thematisiert, dass es in Deutschland zu überdurchschnittlich langen Wartezeiten kommt. Die Anzahl der Patienten, die während der Wartezeit versterben, ist dabei nicht gering: Im Jahr 2022 waren es 743 Personen, unter ihnen auch Kinder. Unter ihnen gibt es auch viele HU-Patienten, die also der Gruppe "High Urgency" entsprechen.

Welche Arten der Organspende gibt es überhaupt? Unterteilt wird in die Lebend- und die postmortale Spende. Bei ersterer wird dem lebendigen Spender ein Teil der Leber oder auch eine Niere entnommen und dem Empfänger transplantiert. Möglich ist dies theoretisch auch mit einem Teil der Lunge, Bauchspeicheldrüse und des Dünndarms, jedoch finden diese Operationen in Deutschland kaum statt.

Die postmortale Spende ist die, die den überwiegenden Anteil der Operationen ausmacht - und die am häufigsten diskutiert wird.
Verstorbene stellen bei dieser Art der Spende ihre Organe zur Verfügung. Doch dafür gibt es einige Voraussetzungen: Zweifelsfrei muss der Hirntod des Patienten festgestellt werden. Dies erfolgt immer durch mindestens zwei unabhängige Ärzte und nach einer aufwändigen Hirntoddiagnostik. Der Hirntod ist dabei eine sehr seltene Diagnose, bei dem das Gehirn die Steuerungsfunktionen nicht mehr ausführen kann und unwiderruflich geschädigt wurde. In Deutschland sterben jährlich mehr als 900.000 Menschen, davon 400.000 im Krankenhaus. Lediglich bei einem Prozent der Betroffenen wird die Diagnose des Hirntods gestellt. Doch auch dann ist eine Spende nicht garantiert. In Deutschland bedarf es der Zustimmung mittels eines Organspenderausweises. Zudem kann es einige Kriterien geben, die eine Spende unmöglich machen: Etwa erbliche bedingte Schäden, Stoffwechselerkrankungen oder auch das Risiko einer Ansteckung mit Krankheitserregern.

Als eines von acht Ländern ist Deutschland ein Teil der gemeinnützigen Organisation Eurotransplant. Hier werden international passende Spenderorgane ausgetauscht. Mit dabei sind neben Deutschland noch Österreich, Belgien, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Slowenien und Ungarn. Als einziges Land in dieser Organisation hat Deutschland die Zustimmungslösung. Das heißt, Organe können nur entnommen werden, wenn der Verstorbene zu Lebzeiten explizit der Entnahme zugestimmt hat. In den anderen Ländern gilt die Widerspruchslösung - hier ist also jeder automatisch Organspender, es sei denn, er widerspricht.

Das Klinikum Großhadern in München ist neben der Charité eines der bekanntesten Krankenhäuser Deutschlands, wenn es um Transplantationen geht. Als Leiter der Kinderkardiologie und Kinderintensivmedizin hat Herr Prof. Dr. Nikolaus Haas bereits viele Schicksale und Operationen miterlebt.

Ssega Albarak mit Hijab im Café

Das ist Prof. Dr. Nikolaus Haas

Prof. Dr. Nikolaus Haas ist Leiter der Abteilung für Kinderkardiologie und Kinderintensivmedizin am Klinikum Großhadern in München.

Seit über 30 Jahren ist er mit Leib und Seele Kinderarzt und versorgt gemeinsam mit seinem Team die Patienten nach bestmöglichen medizinischen Möglichkeiten. In dieser Zeit erlebte er viele Schicksale mit - auch einige, bei denen eine Transplantation die letzte Lösung darstellte. Die Kinderintensivstation in Großhadern ist die einzige Abteilung in Bayern und eine von zweien in ganz Deutschland, in der Transplantationen von Herz, Lunge, Leber und Niere angeboten werden.

In Gesprächen mit Politikern und TV-Auftritten spricht sich Prof. Haas immer wieder für eine Überarbeitung des Transplantationsgesetzes aus. Er plädiert für die in der Bevölkerung mehrheitlich unterstützte Einführung der Widerspruchslösung.

Ebenfalls bekannt ist er durch die Diagnose eines Herzfehlers bei einem über 6000 Jahre alten Patienten: Im Rahmen des German Mummy Projects gelang es ihm, einer Kindermumie einen Herzfehler zu diagnostizieren.

Er setzt sich nebenbei für die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Kinderintensivmedizin und des Herzkatheters ein. Ebenfalls war er am Aufbau des Kinderherzzentrums Mek'ele beteiligt. Im Iran führte er als erster Arzt erfolgreich einen Pulmonalklappenersatz mittels Herzkatheter bei einem Jugendlichen durch. Ein persönlicher Meilenstein dürfte für ihn jedoch auch die Ehrenmitgliedschaft bei den Klinik-Clowns sein.

Herr Prof. Haas freut sich, Euch zahlreiche Fragen rund um das Thema Organspende und -transplantation aber auch um die Kinderintensivmedizin beantworten zu können.

Ask Me Anything-Aktion zum Thema Organspende - mit Prof. Dr. Nikolaus Haas

Was genau bedeutet der "Hirntod" eigentlich? Wie oft kann man einen Teil seiner Leber spenden? Was ist die häufigste Komplikation während und nach einer Transplantation? Wie können Sie mit den vielen Schicksalsschlägen von Kindern und Angehörigen umgehen? Warum haben Sie sich ausgerechnet für den Bereich der Kinderintensivmedizin entschieden?

Deine Fragen an Prof. Dr. Nikolaus Haas

Im Themenspecial am Freitag, 12. Januar, von 12 bis 15 Uhr, beantwortete Prof. Dr. Nikolaus Haas Fragen zu allem, was grundsätzlich mit dem Thema Organspende und seinen Erfahrungen in diesem Bereich im Klinikum Großhadern in München zu tun hat.

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