Ein Leben ohne die Depression - kennt unser Nutzer LilPeep15112017 nicht. Seit seinem vierten Lebensjahr wird er von dem "Schatten", wie er die Krankheit nennt, begleitet. Nach außen wirkt er oft ganz normal: Er kann lachen, sprechen und sich konzentrieren. Aber echte Freude zu empfinden fällt ihm schwer bzw. ist ihm gar nicht möglich. Seine Depression gilt als unheilbar. In unserem Blickwechsel stellte er sich Deinen Fragen rund um die Themenbereiche Depression, Anhedonie, Leere Therapie und seinen Alltag mit der chronischen Krankheit.
Mit dem gutefrage-Blickwechsel wollen wir die Möglichkeit für Begegnungen mit interessanten Menschen schaffen. Über den direkten Austausch soll so mehr Verständnis für die Sichtweisen des Anderen erreicht werden.
Denn hinter jeder Antwort auf gutefrage steckt ein Mensch mit einer spannenden Geschichte. Diesen Menschen kannst Du beim gutefrage-Blickwechsel begegnen und dabei versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Denn genau das meint die doppelte Bedeutung des Wortes "Blickwechsel":
Der Blickwechsel fand am Donnerstag, den 28. August, von 15 bis 17 Uhr statt. Unser Nutzer LilPeep15112017 beantwortete zwei Stunden lang Fragen zu seinem Leben mit einer chronischen Depression.
„I don’t care what people think of me. I don’t even care what happens to me.“ – Lil Peep
Depression begleitet mich, seit ich denken kann – genauer gesagt seit meinem vierten Lebensjahr. (Was nicht heißt, dass ich davor nicht denken konnte!) Viele Menschen, die an Depressionen leiden, erinnern sich an eine Zeit, in der sie glücklich waren. Ich nicht. Für mich war die Depression immer schon da, wie ein Schatten, der mich begleitet – mal stärker, mal schwächer. Ich bin mit ihr aufgewachsen und kenne kein Leben ohne sie.
Trotzdem habe ich gelernt, mit ihr zu leben. Nach außen wirke ich oft ganz normal: Ich kann lachen, sprechen und mich konzentrieren. Manchmal schaffe ich es, mehrere Stunden oder sogar Tage am Stück aktiv zu sein. Diese Phasen sind allerdings selten und werden immer wieder von längeren Zeiten der Erschöpfung und Rückzug abgelöst, in denen schon einfache Dinge wie Aufstehen zur riesigen Herausforderung werden.
Seit 2022 kam eine tiefe Anhedonie hinzu – das heißt, ich kann zwar lachen, Musik hören oder Achterbahn fahren, aber echte Freude empfinde ich kaum noch. Stellt euch vor, ihr fahrt mit der Achterbahn, schreit aus Spaß mit – doch sobald ihr aussteigt, fühlt ihr euch genauso leer wie vorher. Dieses Gefühl der Leere begleitet mich jetzt ständig.
Meine Depression gilt als unheilbar. Ich habe Therapien und Medikamente ausprobiert, aber nichts hat wirklich geholfen – vielleicht auch, weil ich nie einen gesunden Zustand kannte, zu dem ich zurückkehren könnte. Wie soll man „besser werden“, wenn man gar nicht weiß, wie sich „normal“ anfühlt?
Die Lebensqualität nimmt immer weiter ab, und langfristig wird es vermutlich auf eine Arbeitsunfähigkeit hinauslaufen – ein Teufelskreis, in dem ich feststecke und den ich nicht einfach verlassen kann, und ich bin im Altersbereich von 18-25.
Deshalb bin ich hier: um ehrlich zu reden, offen zu antworten – und vielleicht anderen etwas mitzugeben, die Ähnliches erleben.
Ihr könnt mich alles fragen: Ob es um Depressionen geht, um Anhedonie, Leere, Suizidgedanken, Beziehungsthemen, Sexualität, Therapie oder Alltag. Ich bin kein Therapeut – aber ich bin jemand, der seit sehr vielen Jahren weiß, wie es sich anfühlt.
Ich freue mich auf eure Fragen. Vielleicht hilft es euch. Vielleicht auch ein Stück weit mir.
Und vielleicht entsteht hier – trotz allem – doch noch ein kleines Gefühl von Verbindung.
Bis dahin!
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